Steigende Cyber-Kriminalität IT-Spezialisten sollen Polizeibeamte werden können

Saarbrücken · Die Cyber-Kriminalität wächst seit Jahren. Fachleute zu finden, ist für die Polizei schwierig. Jetzt gibt es neue Überlegungen.

Aufgrund der von Jahr zu Jahr zunehmenden Cyber-Kriminalität sollen im Saarland in Zukunft auch Seiteneinsteiger mit einem IT-Studium Polizeibeamte werden können. Um dies zu ermöglichen, arbeitet das Innenministerium derzeit an einer Änderung der Laufbahnverordnung. „Um den sicherheitspolitischen Herausforderungen unter anderem in den Bereichen Digitalisierung und Cybersicherheit mittel- und langfristig begegnen zu können, werden von Seiten des Ministeriums Überlegungen zur Einführung einer Sonderlaufbahn für Cyberkriminalistinnen und Cyberkriminalisten in der saarländischen Vollzugspolizei angestellt“, bestätigte ein Sprecher des Innenministeriums.

IT-Experten können in der saarländischen Polizei bislang nur als Tarifbeschäftigte angestellt werden. Dies gilt allerdings im Vergleich zu einem sicheren Beamtenverhältnis, aber auch zu Jobs in der freien Wirtschaft, als wenig attraktiv. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) hatte kürzlich nach Gesprächen mit den Verantwortlichen des Innenministeriums von „ersten positiven Rückmeldungen“ berichtet.

Die Polizei sei immer öfter auf IT-Fachleute zur Bekämpfung von digitaler Kriminalität angewiesen, sagte der DPolG-Landesvorsitzende Sascha Alles. Es sei jedoch sehr schwierig, dafür gut qualifizierte Menschen zu gewinnen. Nicht zuletzt fehlten finanzielle Anreize, die potentielle Bewerber zur Polizei bringen.

Als Vorbild nannte er Baden-Württemberg. Dort gibt es seit 2013 bereits die „Sonderlaufbahn gehobener Dienst der Cyberkriminalist­innen und Cyberkriminalisten“. Wer einen geeigneten Abschluss einer Fachhochschule oder Universität sowie drei Jahre Praxis-Erfahrung hat, kann Beamter im Landeskriminalamt werden – und zwar wie ein normaler Kriminalkommissar in der Besoldungsgruppe A 9. Seit 2018 bietet Baden-Württemberg Absolventen eines Master-Studiums auch den Aufstieg in den höheren Dienst an.

In einer einjährigen Qualifizierung erhalten die IT-Spezialisten in Theorie und Praxis polizeispezifisches Wissen, unter anderem Polizeirecht, Straf- und Strafprozessrecht, Kriminalistik und Polizeitaktik; sie lernen zum Beispiel auch, wie Vernehmung, Durchsuchung und Beschlagnahme funktionieren. Nach Ansicht der DPolG wäre ein solches Modell auch im Saarland „eine deutliche Attraktivitätssteigerung“ und würde ein größeres Bewerberfeld eröffnen.

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