„Covid-Heulboje“ So reagiert Karl Lauterbach auf die Angriffe von Oskar Lafontaine

Update | Saarbrücken · Linken-Politiker Oskar Lafontaine erhebt schwere Vorwürfe gegen den SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach. Der reagiert gegenüber der SZ prompt. Auch die Polit-Konkurrenz äußert sich spitz.

 Oskar Lafontaine (links) greift SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach scharf an.

Oskar Lafontaine (links) greift SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach scharf an.

Foto: Fotomontage SZ - Fotos: dpa

Oskar Lafontaine war noch nie ein Mann der leisen Worte. Jetzt hat er sich den SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach auf Facebook vorgeknöpft: „Obwohl immer mehr Menschen geimpft sind ... benutzen Covid-Heulbojen – an vorderster Stelle Karl Lauterbach – die Delta-Variante, um erneut zu warnen und Schreckensszenarien in die Welt zu setzen“, schreibt Lafontaine auf dem Social-Media-Kanal.

Lauterbach: „Unter seiner Würde“

Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte der SPD und eine der meistgehörten Stimmen in der Corona-Krise, reagierte auf Anfrage der Saarbrücker Zeitung prompt auf Lafontaines Angriffe: „Schade, eine solche Polemik ist eigentlich unter seiner Würde“, sagte Lauterbach am Freitag über Lafontaine. Ein ungewöhnlicher Schritt. In Berlin wissen Korrespondenten, dass sich der Rheinländer zwar gerne pointiert in der Sache, aber gegenüber Kritikern fast nie persönlich äußert.

„Experten Arm in Arm mit Pharmaindustrie“

Lafontaine hatte in seinem Post geschrieben, dass sogenannten Experten Arm in Arm mit der Pharmaindustrie den Teufel an die Wand malten, um möglichst viele Leute mit den Impfstoffen mit „bedingter Marktzulassung“ zu impfen und den nächsten Lockdown vorzubereiten. Dabei verlieren für Lafontaine die „Experten“ allmählich ihre Glaubwürdigkeit.

Lauterbach für Kinder-Impfung

Lauterbach hatte in den vergangenen Wochen den Deutschen  angesichts sinkender Inzidenzen und steigender Impfquote einen entspannten Sommer versprochen, nach Aufkommen der Delta-Variante aber insbesondere für das Impfen von Kindern ab zwölf Jahren geworben und sich damit mit der Ständigen Impfkommission angelegt, die diese nur für bestimmt Risikogruppen empfiehlt. Lauterbach verwies dagegen wiederholt auf gesundheitliche Risiken auch für Kinder durch Covid-19 und auf die Wichtigkeit der Impfung von Kindern für einen sicheren Schulbetrieb. Am Donnerstag hatte er in im WDR gewarnt: „Wir sind in einer Phase, in der die Fallzahlen wieder steigen und sich der Impffortschritt verlangsamt.“ Er hätte „einen späteren Zeitpunkt§ für die jetzt den Ländern geschlossene Öffnung von Discos und Großveranstaltungen „besser gefunden“.

Lafontaine: „Scharlatanerie“

„Das Herumreiten auf Inzidenzen, ohne die Anzahl der durchgeführten Tests anzugeben, war, vom wissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet, schon immer eine Scharlatanerie“, so Lafontaine.

Lafontaine vertritt die Meinung, dass der Lockdown bei Kindern mehr Schaden angerichtet und ihnen mehr Leid zugefügt habe, als es eine Infektion mit Covid je könnte. Das Schimpfwort Covidioten falle mehr und mehr auf diejenigen zurück, die jede Gelegenheit ergreifen, um wichtigtuerisch Warnungen in die Welt zu setzen und mit wissenschaftlich nicht abgesicherten Behauptungen die Leute verrückt zu machen.

Jung: Populär, aber falsch

Beim obersten Gesundheitspolitiker im Saar-Landtag stößt der Linke-Fraktionschef dabei auf wenig Verständnis. Magnus Jung (SPD), Vorsitzender des Gesundheitsausschusses, zweifelte am Freitag auf SZ-Anfrage an der Kompetenz Lafontaines in dieser Frage: „Karl Lauterbach ist in der Pandemie selten bequem, aber meistens hat er Recht“, sagte Jung. „Bei Lafontaines Kritik ist es umgekehrt: Für manche populär, aber in der Sache falsch."

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