Corona-Krise Hans richtet offenen Brief an Gläubige im Saarland

Saarbrücken · Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) hat sich vor dem Osterfest mit einem Offenen Brief an „alle gläubigen Menschen im Saarland“ gewandt. Denn in der Corona-Krise sind Gottesdienste verboten. Das sorgt bundesweit für Unruhe.

 Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) am Mittwoch in der Staatskanzlei in Saarbrücken.

Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) am Mittwoch in der Staatskanzlei in Saarbrücken.

Foto: BeckerBredel

Es sei der Landesregierung nicht leichtgefallen, die Kirchen, Synagogen, Moscheen, Gebets- und Versammlungsräume für religiöse Feiern zu schließen, erklärt der Ministerpräsident in seinem Schreiben. „Ich hätte mir nie vorstellen können, dass wir unsere persönliche und religiöse Freiheit jemals so einschränken müssten.“ Er sei sich bewusst, dass diese Maßnahmen ein „tiefer Eingriff in die Religionsfreiheit“ seien. Umso größer sei sein Respekt und die Anerkennung für die Umsetzung und Einhaltung der „schmerzhaften Schutzmaßnahmen“, so der Regierungschef.

Seit dem 21. März sind Gottesdienste und andere religiöse Zusammenkünfte im Saarland untersagt, es gilt eine Ausgangsbeschränkung. Das eigene Haus darf nur verlassen, wer „triftige Gründe“ nachweisen kann. Dazu gehört auch, alleine in einem Gotteshaus zu beten. „Der individuelle Besuch von Kirchen, Moscheen, Synagogen und Häusern anderer Glaubensgemeinschaften bleibt erlaubt“, heißt es in der geltenden Rechtsverordnung zur Corona-Krise.

Doch in anderen Bundesländern regt sich Widerstand gegen die Reglementierung einer gemeinsamen Religionsausübung. In Berlin klagte der katholische „Freundeskreis St. Philipp Neri“ vor dem Verwaltungsgericht, um Gottesdienste mit 50 Gläubigen zu ermöglichen. In Hessen zog ein römisch-katholischer Christ vor den Verwaltungsgerichtshof. Jeweils ohne Erfolg. Die katholischen Bistümer und evangelischen Landeskirchen haben bundesweit dazu aufgerufen, sich an das Versammlungsverbot zu halten.

In seinem Offenen Brief bedankt sich der saarländische Ministerpräsident „für die vielen kreativen Ideen und neuen Formen, um die Seelsorge, das Gebet und die Verbindung unter den Menschen auch in Zeiten der sozialen Distanzierung zu ermöglichen“. Besonders stolz sei er darauf, dass sich die christlichen Kirchen, die Synagogengemeinde und die islamischen Religionsgemeinschaften verständigt haben, jeden Abend um 19.30 Uhr zum Gebet aufzurufen, betonte Hans. Unter anderem läuten in christlichen Kirchen um diese Zeit nun immer die Kirchenglocken. „Das ist für mich ein starkes Zeichen des Zusammenhalts und ein hörbarer Beweis dafür, dass wir im Saarland solidarisch zusammenstehen – gleich welcher Religion wir angehören“, so Hans.

Der Regierungschef stimmte die Gläubigen auch auf die kommenden Wochen ein, die eine „besondere Herausforderung“ seien. Nach Ostern und dem jüdischen Pessach beginnt in zwei Wochen der Ramadan. „Das sind religiöse Feste, die traditionell auch im Kreis der Familien gefeiert werden“, räumt Hans ein. Auch er habe sich auf das Osterfest im Familienkreis gefreut. „Das wird in diesem Jahr so nicht möglich sein.“ Hans hatte das Schreiben bereits am Mittwoch verfasst, die Staatskanzlei veröffentlichte es am heutigen Donnerstag.

Erwähnt hatte der Christdemokrat den Brief auch, als er am Mittwoch gemeinsam mit seiner Stellvertreterin Anke Rehlinger (SPD) eine Zwischenbilanz zu den Ausgangsbeschränkungen im Saarland zog. Man könne jetzt keine Entwarnung geben, hatte Hans in seiner Ansprache gesagt. Es sei „strikt“ darauf zu achten, dass die Corona-Regeln über Ostern eingehalten werden. „Es muss uns klar sein, dass wir den Höhepunkt noch vor uns haben“, sagte er zur Pandemie. Das Coronavirus sei ein „tückischer Gegner“. Im Saarland hatte der tägliche Anstieg der gemeldeten Infektionen in der vergangenen Woche noch deutlich über dem Bundestrend gelegen.

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