Hochansteckende Corona-Variante Saar-Ärzte warnen: Delta-Variantengebiete sind riskante Reiseziele

Saarbrücken/Homburg · Dass die Saarländer nach monatelangem Lockdown endlich wieder verreisen möchten, kann der Homburger Virologe Dr. Jürgen Rissland gut nachvollziehen – nur: „Man muss sich vorher überlegen, wo man hinfährt.“

Experten halten Urlaub in Portugal für riskant. Hier ist die Delta-Variante auf dem Vormarsch.

Experten halten Urlaub in Portugal für riskant. Hier ist die Delta-Variante auf dem Vormarsch.

Foto: dpa/Armando Franca

Das gelte in besonderem Maße für Gebiete, in denen sich die im Vergleich zu anderen Mutationen als wesentlich ansteckender geltende Delta-Variante des Coronavirus stark ausgebreitet hat, findet der Leitende Oberarzt am Institut für Virologie der Universitätsklinik des Saarlandes und präzisiert: „Es geht nicht darum, dort nicht hinzufahren, sondern vorsichtig zu sein.“ Generell sei es bei Reisen sinnvoll, sich vorher zu informieren, etwa über die Einstufung des Robert-Koch-Instituts.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, geht sogar noch weiter. „Auf Reisen in Regionen, die von der Delta-Variante besonders betroffen sind, sollte verzichtet werden“, sagte er der Funke-Mediengruppe – eine Empfehlung, der sich auch der Präsident der Saar-Ärztekammer, Dr. Josef Mischo, anschließt und sie als „wichtigen und richtigen Hinweis“ bezeichnet. „Die sehr viel ansteckendere Delta-Variante des Virus ist in vielen Ländern auf dem Vormarsch, zum Beispiel in England und in Portugal“, warnt Mi­scho. „Gleichzeitig sinken die Inzidenzen in vielen Ländern Europas und Corona-Einschränkungen werden weiter gelockert.“ Wichtig sei deshalb nach wie vor, die geltenden Hygiene-und Vorsichtsmaßnahmen unbedingt einzuhalten – im Urlaubsland wie auch zu Hause. Wie Rissland rät auch Mischo: Urlauber sollten sich auf jeden Fall über die aktuelle Entwicklung der Pandemie im Reisegebiet und die dort geltenden Vorschriften gut informieren.

Die Kassenärztliche Vereinigung Saarland empfiehlt ebenfalls, die regionalen Vorschriften einzuhalten, insbesondere aber, die Aha-Regeln zu beachten (Anstand halten, Hygiene beachten und im Alltag Maske tragen) – und: In Gebiete, in denen die Delta-Variante stark verbreitet ist, sollten nach Möglichkeit nur Menschen reisen, die bereits vollständigen Impfschutz haben.

Die Delta-Variante ist derzeit in vielen beliebten Reiseländern auf dem Vormarsch: Neben Groß­britannien und Portugal unter anderem auch in Spanien, wo sie derzeit jede zehnte Neuinfektion mit dem Coronavirus ausmacht. Und in Österreich, wo mittlerweile ein Viertel der Corona-Infektionen auf Delta zurückzuführen sind.

Der Homburger Virologe Rissland rechnet damit, dass die Delta-Mutation noch im Sommer auch in Deutschland die Oberhand gewinnen wird. Derzeit liege ihr Anteil aber noch im einstelligen Bereich. Sie  werde lediglich bei sechs Prozent der Corona-Neuinfektionen festgestellt, im Saarland sogar nur bei drei Prozent. Deshalb glaubt Rissland, dass sich Delta im Saarland später durchsetzen wird als im Bundesschnitt. Allerdings bereitet dem Homburger Virologen in dieser Hinsicht die Entwicklung im benachbarten Luxemburg Sorgen. Dort liege der Delta-Anteil bei den Corona-Neuinfektionen bereits bei über 30 Prozent.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort