Streit um Nitratmessungen im Saarland Umweltschützer mahnen Bauern wegen Nitrat

Saarbrücken · BUND, Nabu und Bürger-Initiative H2O stärken Umweltminister Jost im Streit um Messwerte den Rücken.

Die großen saarländischen Umweltverbände Nabu und BUND sowie die Bürger-Initiative H2O haben Saar-Umweltminister Reinhold Jost (SPD) in der Auseinandersetzung mit Bauern um die Seriosität von Nitrat-Messwerten den Rücken gestärkt. Saar-Nabu-Chefin Juila Michely und BUND-Landeschef Christoph Hassel forderten am Montag ganz im Sinne von Jost, dass die Zielvorgaben der EU-Wasserrahmen-Richtlinie weiterhin konsequent umgesetzt werden. Die Ausweisung von zwei „roten Zonen“ mit einer Belastung des Grundwassers von mehr als 50 Milligramm Nitrat pro Liter sei auf Grund von anerkannten wissenschaftlichen Messverfahren erfolgt, betonten Michely und Hassel.

Im Saarland gibt es zwei so genannte „rote Zonen“, in denen der Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter überschritten wird. Die eine liegt bei Überherrn-Altforweiler, die andere bei  den Perler Ortsteilen Münzingen und Keßlingen. Bauern und Landeigentümer in diesem Gebiet in der Nordwestecke des Saarlands bezweifeln jedoch die Einstufung als „rote Zone“, die Einschnitte in ihre Landbewirtschaftung beinhaltet. Die Kritiker werfen Jost vor, dass die angewandten Messverfahren unseriös seien, da in unmittelbarer Nähe von Kuh-Ausscheidungen gemessen worden sei. Einige Bauern haben nach SZ-Informationen selbst ein Analyse-Institut beauftragt und wollen dessen Messwerte in Kürze vorlegen.

„Die Proteste örtlich betroffener Landwirte sind auf Grund der sorgfältigen Datenerhebung durch das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (Lua) nicht begründbar“, betonten dagegen Michely und Hassel. Auch die Landwirte stünden in einer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung.  Der Vorwurf fehlerhafter Messwerte durch Kuhdung  sei nicht nachvollziehbar, da die „roten Zonen“ auf Grund von langjährig angestiegenen Mittelwerten festgelegt worden seien. Zudem liege der Stickstoff im Tierdung noch nicht als Nitrat vor, da er erst in einem langsamen biochemischen Prozess zu Nitrat-Stickstoff umgewandelt werde, hieß es.

Die Chefs der Wasserschutz-Bürger-Initiative H2O, der Illinger Bürgermeister Armin König (CDU) und der Ex-Grünen-Landeschef Hubert Ulrich, forderten von Jost, dass er in der Frage der Nitrat-Grenzwerte standhaft  bleiben müsse, trotz der Proteste betroffener Landwirte bei Perl. Die Zielvorgaben der EU-Wasserrahmen-Richtlinie seien nicht verhandelbar. Dass es zwei „rote Zonen“ mit erhöhter Belastung gebe, sei in einer umfangreichen Messwertreihe nachgewiesen. Die Kritik der Landwirte sei deshalb nicht stichhaltig, betonten König und Ulrich.

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