Chef der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft Die Zustände sind „einmalig in der Bundesrepublik“

Saarbrücken · Der Chef der Feuerwehr-Gewerkschaft führt die Krankmeldungen bei der Saarbrücker Berufswehr auch auf „autoritären Führungsstil“ zurück.

 Ingo Schäfer, Bundesvorsitzender der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft

Ingo Schäfer, Bundesvorsitzender der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft

Foto: Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft/Ingo Schäfer

Was ist los bei der Saarbrücker Berufsfeuerwehr? Seitdem das Verwaltungsgericht kürzlich entschied, dass ihr zwischenzeitlich ins Baudezernat versetzter Chef Josef Schun wieder auf seinen alten Posten zurückkehren darf, haben sich mehr als 90 der rund 200 Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr krankgemeldet. Im SZ-Interview äußert sich der Bundesvorsitzende der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft, Ingo Schäfer, zu den Gründen und der Frage, wie es aus Sicht der Beschäftigten weitergehen sollte.

Herr Schäfer, ist Ihnen ein ähnlicher Fall in Deutschland bekannt, bei dem sich die halbe Berufsfeuerwehr aus Protest gegen den Chef krankmeldet?

SCHÄFER Das ist einmalig in der Bundesrepublik und ich hoffe auch, dass es einmalig bleibt. Aber die Kollegen haben sich nicht krankgemeldet! Sie sind krank geworden, weil über Jahre ein Führungsstil an den Tag gelegt wurde, der sie über Gebühr belastet hat.

Was genau am Führungsstil von Herrn Schun stört denn die Beschäftigten der Berufsfeuerwehr?

SCHÄFER Der alltägliche Druck auf die Kollegen. Dass wir im Einsatz natürlich ein Stück weit einen autoritären Führungsstil leben müssen, ist die eine Seite. Aber so etwas kann man im normalen Alltagsleben nicht über Jahre ausüben oder dem standhalten. Dies muss unterbunden werden.

Die Krankmeldungen geben in der Öffentlichkeit dennoch kein gutes Bild ab.

SCHÄFER Seit der Amtsleiter im September in ein anderes Amt versetzt wurde, haben meine Kollegen Licht am Ende des Tunnels gesehen und waren guter Hoffnung, dass es eine einvernehmliche Lösung gibt, dass die Berufsfeuerwehr neu anfangen kann. Das ist aber nicht der Fall gewesen. Die Kollegen sind über diese Arbeitsweise krank geworden. Der Amtsarzt hat ja bisher noch nicht eine einzige Krankmeldung als Gefälligkeitskrankmeldung angesehen.

Aber das bedeutet ja: Wenn der Chef der Berufsfeuerwehr zurückkehrt, können die Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr, die jetzt krank sind, so schnell nicht mehr gesund werden.

 Massenhaft Krankmeldungen verzeichnete die Berufsfeuerwehr in Saarbrücken. Schon länger gab es Unmut bei den Wehrleuten über ihren Chef Josef Schun. Nachdem ein Gericht seine Rückkehr auf seinen Posten verfügte, eskalierte die Lage. 

Massenhaft Krankmeldungen verzeichnete die Berufsfeuerwehr in Saarbrücken. Schon länger gab es Unmut bei den Wehrleuten über ihren Chef Josef Schun. Nachdem ein Gericht seine Rückkehr auf seinen Posten verfügte, eskalierte die Lage. 

Foto: BeckerBredel

SCHÄFER Ich hoffe, dass die Oberbürgermeisterin mit allen Betroffenen eine einvernehmliche Lösung aushandelt, mit der alle Seiten leben können. Wir müssen eine Lösung finden, auch wenn ich noch nicht weiß, wie diese aussehen kann. Das wird der Wachbeirat mit dem stellvertretenden Amtsleiter, der Oberbürgermeisterin und dem Dezernenten besprechen müssen. Wir sind guter Hoffnung, dass in naher Zukunft ein Ergebnis vorliegen wird. Ich bin überzeugt, dass alle Seiten daran interessiert sind.

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