Auch im Saarland Hebammen erobern die Hochschulen

Saarbrücken · Der Bund strebt eine Akademisierung der Geburtshilfe an. Auch in Saarbrücken soll es ein Studienangebot geben.

 Bisher werden Hebammen im Saarland an zwei Schulen ausgebildet – mit Studienmöglichkeiten in Rheinland-Pfalz.

Bisher werden Hebammen im Saarland an zwei Schulen ausgebildet – mit Studienmöglichkeiten in Rheinland-Pfalz.

Foto: dpa/Matthias Hiekel

Wer zurzeit Hebamme im Saarland werden will, muss eine dreijährige Ausbildung an einer der beiden Hebammenschulen in Saarbrücken oder Homburg absolvieren. Doch durch das geplante Hebammenreformgesetz von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) könnte sich dies bald ändern. Der Gesetzentwurf, über den am 6. Juni erstmals im Bundestag beraten wurde, besagt, dass die Hebammenausbildung bis Anfang 2020 akademisiert werden soll. Der duale Studiengang zeichne sich durch einen besonders hohen Praxisanteil aus. Die reine Ausbildung ohne Hochschulstudium fiele in Zukunft weg, da sonst eine „Spaltung der ohnehin sehr kleinen Berufsgruppe“ zu befürchten sei, so das Bundesgesundheitsministerium.

Grund für die Reform des aktuellen Gesetzes sei laut Spahn, die Hebammenausbildung moderner und attraktiver zu machen. Um die Berufsbezeichnung „Hebamme“ tragen zu dürfen, die dann unabhängig vom Geschlecht gelten soll, bedürfe es in Zukunft also statt einer Ausbildung eines dualen Studiums von sechs bis acht Semestern, das mit einem Bachelor und einer staatlichen Prüfung abschließe. Darüber hinaus sei eine zwölfjährige Schulausbildung oder eine bereits abgeschlossene Ausbildung im Pflegebereich Voraussetzung für das Studium.

Rheinland-Pfalz stellt sich schon auf eine solche Reform ein. Sowohl die Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft in Ludwigshafen als auch die Katholische Hochschule in Mainz stellen auf das akademische Studium des Hebammenwesens um. Auch die Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW) sieht die Einrichtung eines Studiengangs in Saarbrücken vor. Wann genau dies geschieht, sei aber noch unklar. „Sobald das Gesetz vom Bundesrat verabschiedet wird, werden alle Länder dem fristgerecht nachkommen“, heißt es aus der Staatskanzlei in Saarbrücken.

Nicht nur die Anpassung an den medizinischen Fortschritt und neue Herausforderungen in der heutigen Zeit sind Grund für die Modernisierung des Hebammengesetzes von 1985. So gibt es bereits eine EU-Verordnung, die die Akademisierung der Hebammen bis 2020 fordert. Deutschland gehört aus internationaler Sicht zu den Schlusslichtern bei der Umsetzung. Der Deutsche Hebammenverband (DHV) begrüßt den Gesetzesentwurf ausdrücklich: Die Umstellung der Ausbildung nach EU-Richtlinien sei schon lange erwartet worden. Durch die Reform werde es Hebammen ermöglicht, im Kreißsaal mit Ärztinnen und Ärzten auf Augenhöhe zu arbeiten. Die Akademisierung der Hebammenausbildung mache das Berufsbild attraktiver. So könne man zudem dem Fachkräftemangel begegnen. Auch die geplante Vergütung während des dualen Studiums halten sowohl der DHV als auch der Deutsche Caritasverband für äußerst positiv.

Bereits heute ist es im Saarland möglich, das Hebammenwesen dual zu studieren. Im Saarland müssen Auszubildende der beiden Hebammenschulen für ihr Studium jedoch an Standorte in Rheinland-Pfalz ausweichen. So kooperiert das CTS-Schulzentrum St. Hildegard in Saarbrücken mit der Hochschule in Ludwigshafen, und für Schülerinnen der Schule für Hebammen und Entbindungspfleger in Homburg ist es möglich, parallel zur Ausbildung den Bachelor of Science in Mainz zu erwerben.

Wegen der langen Fahrtwege ist das aber mit hohem Aufwand und Zusatzkosten verbunden. Doch für die Studentinnen lohne sich die Anstrengung, ist Susanne Mack, Leiterin der Hebammenschule in Homburg, überzeugt. So würden sie intensiver und vielschichtiger auf ihren zukünftigen Beruf vorbereitet. Bereits 2017 sprach sich Anne Wiesen, Vorsitzende des Saarländischen Hebammenverbands, deutlich für die Ansiedlung eines solchen Studiengangs in Saarbrücken aus.

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