Spitzenkandidatin Dillschneider Mitarbeiter von SPD-Fraktion wegen Vergewaltigung von Grünen-Politikerin angeklagt
Saarbrücken · Spitzenkandidatin Jeanne Dillschneider wurde angeblich Opfer einer Gewalttat in einer Beziehung mit einem Mitarbeiter der SPD-Fraktion im Saar-Landtag.
Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hat Anklage gegen einen 29 Jahre alten Mitarbeiter der SPD-Landtagsfraktion erhoben. Der Vorwurf: Vergewaltigung. Opfer soll die jetzt zur Spitzenkandidatin der Saar-Grünen für die Bundestagswahl im September gekürte Jeanne Dillschneider (25) sein. Sie ist auch Landeschefin der Grünen-Jugend Saar.
Angeblich geht es um zwei Fälle. Presse-Staatsanwalt Mario Krah bestätigte auf Anfrage unserer Zeitung die Anklage, die dem Betroffenen zwischenzeitlich zugestellt wurde, und den Tatvorwurf. Krah: „Weitere Einzelheiten können aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht mitgeteilt werden.“ Noch habe das Landgericht Saarbrücken nicht über die Eröffnung des Hauptverfahrens entschieden. Der angeklagte Mitarbeiter der SPD-Landtagsfraktion habe im Ermittlungsverfahren die Vorwürfe bestritten. Krah verwies ausdrücklich auf die Unschuldsvermutung, wonach ein Angeklagter bis zur rechtskräftigen Verurteilung durch ein Gericht als unschuldig zu gelten hat. Zuständig für das Verfahren ist voraussichtlich die erste Strafkammer des Landgerichts Saarbrücken.
Die diplomierte Juristin Dillschneider lebte nach eigenen Angaben 2017 in einer Beziehung mit dem jetzt Angeklagten. Nach etwa einem Jahr trennte sich das Paar. Erst 2019, etwa eineinhalb Jahre nach der Trennung, erstattete die Frau über ihre Anwältin Claudia Willger Strafanzeige. Die Anklage ist daher bei der Staatsanwaltschaft unter dem Aktenzeichen 13 Js 126/19 registriert.
Ende August 2020 hatte Dillschneider über den Kurznachrichtendienst Twitter zumindest zeitweise veröffentlicht: „Ich habe meinen Vergewaltiger angezeigt. Es reisst die Wunden immer wieder auf, zehrt an mir. Aber ich habe es getan, weil ich an unseren Rechtsstaat glaube. Weil ich heilen will. Weil ich, egal was passiert, für die Wahrheit für mich und für andere Frauen kämpfen werde.“
Im Rahmen ihrer Kandidaturen für Spitzenpositionen bei den Grünen Saar hatte Dillschneider zuletzt wiederholt öffentlich erklärt, sie sei bisexuell.
Zu der Anklage, die offenbar auf ihrer Strafanzeige basiert, wollte sich die Grünen-Politikerin gegenüber unserer Zeitung nicht äußern. Es handele sich um eine „traumatische Sache“, über die zu reden ihr sehr schwer falle. Auch ihre Anwältin lehnte vorerst eine Stellungnahme ab.
Der Saarbrücker Rechtsanwalt Joachim Giring verteidigt den angeklagten Mitarbeiter der SPD-Landtagsfraktion. Er sagt: „Mein Mandant bestreitet die Vorwürfe vollumfänglich. Es geht um eine Beziehung mit der Anzeigenerstatterin im Jahr 2017, die nach den Schilderungen des Beschuldigten frei von Gewalt gewesen sei.“ Der betroffene Mitarbeiter der SPD-Landtags-Fraktion verwies an seinen Verteidiger. Gegenüber unserer Zeitung sagte er: „Ich möchte mich dazu nicht äußern. Dafür bitte ich um Verständnis.“ Aus seinem Umfeld war zu erfahren, dass die Vorgänge ihn persönlich sehr belasten, für ihn sei „eine Welt zusammengebrochen“.