Trotz Null-Infektions-Erfolg saarlandweit Saar-Altenheime halten an Beschränkungen fest
Saarbrücken · Die Heime sind Corona-frei. Doch die Träger bleiben vorsichtig. Viele Einrichtungen waren lange Todes-Fallen.
Obwohl in den Alten- und Pflegheimen des Saarlandes in dieser Woche zum ersten Mal seit Monaten keine Corona-Infektion mehr bekannt ist, zögern Träger mit schnellen Lockerungen im Alltag der Einrichtungen. Hintergrund sind auch die Erfahrungen der vergangenen 15 Monate. In den 147 saarländischen Alten- und Pflegeheimen starben in dieser Zeit 424 Personen an oder mit Corona, wie das Gesundheitsministerium unter Verweis auf Zahlen der Heimaufsicht mitteilte. Das sind über 41 Prozent aller bisher im Saarland gemeldeten Corona-Toten. Fast jeder sechste der 2604 Heimbewohner, die positiv auf Corona getestet wurden, starb.
Die Quote der über 60-jährigen Saarländer, die mindesens einmal geimpft wurden, lag zu Beginn der Woche bei 83,7 Prozent. Mehr als zwei Drittel haben bereits die zweite Impfung erhalten. Dennoch sprechen sich Träger der Altenheime dafür aus, die geltenden Vorsichtsmaßnahmen beizubehalten. „Wir sind der Meinung, dass wir noch nicht über den Berg sind“, sagt etwa Peter Müller, der Pressesprecher des privatwirtschaftlichen Trägers Pro Seniore. Nach den letzten Lockerungen müssen sich derzeit Angehörige vor dem Besuch anmelden und einen Impfnachweis oder negativen Test vorzeigen. Mehr als zwei Besucher pro Bewohner sind am Tag nach wie vor nicht erlaubt. Erst seit Anfang des Monats essen die Bewohner wieder gemeinsam im Speisesaal – aber auf Abstand. „Solange noch keine Herdenimmunität erreicht ist, halten wir das für richtig“, sagt Müller. Das Gesundheitsministerium sagte der SZ, bei „gleichbleibend niedrigem Infektionsgeschehen“ könnten nach und nach weitere Erleichterungen in Aussicht gestellt werden. Aktuelle Maßnahmen müssten aber stringent eingehalten werden.
Für den Homburger Virologen Dr. .Jürgen Rissland ist es angesichts der Impfquote nicht überraschend, dass die Saar-Heime Corona-frei sind. Ob ein Rückfall möglich sei, hänge auch davon ab, wie lange der Impfschutz wirke. Angesichts dieser Unsicherheit teile er Rufe zur Vorsicht.