Nach Wahlniederlage am Sonntag AKK veröffentlicht Brief an SPD-Konkurrentin Ortleb – und erntet dafür Applaus im Netz

Saarbrücken · Fast eine Woche ist die deutliche Wahlniederlage der CDU gegen die SPD im Saarland her. Während es auf Bundesebene gerade in der Union heftige Diskussionen über die Gründe und die Zukunft gibt, sorgte Annegret Kramp-Karrenbauer in sozialen Medien für ein positives Signal aus dem Saarland.

AKK gratuliert SPD-Kandidatin Josephine Ortleb zu Wahlsieg per Brief im Netz
Foto: BeckerBredel

Auch schon vor der Wahl am letzten Sonntag waren die letzten Monate für die Püttlinger Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) keine leichten. Vor allem im Zuge der Afghanistan-Krise hagelte es bundesweit schwere Kritik. Auch im Vorfeld der Bundestagswahl zeichnete sich früh ab, dass es erhebliche Verluste für die Union geben könnte. Im Saarland wurde das am Wahlsonntag überdeutlich – hier gewann die SPD die Direktmandate in allen vier Wahlkreisen.

Im Wahlkreis 296 Saarbrücken kam es zu dem Prestigeduell zwischen Kramp-Karrenbauer und der Parlamentarischen Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, Josephine Ortleb. Kramp-Karrenbauer konnte 25,1% der Erststimmen und 20,5% der Zweitstimmen holen und verlor damit deutlich gegen Ortleb (36,9% und 38,1%).

Dennoch gelang es Kramp-Karrenbauer, wie auch schon während der Afghanistan-Krise, zumindest über die sozialen Medien ein positives Zeichen zu setzen. Am Mittwoch postete die Verteidigungsministerin einen Brief an Ortleb in den sozialen Medien und bekam für das positive Signal jede Menge Zuspruch.

Sie wolle es nicht versäumen, Ortleb nach einer informellen Gratulation am Wahlabend noch einmal offiziell zum Gewinn des Direktmandates zu gratulieren, schreibt Kramp-Karrenbauer in dem Brief. Außerdem wolle sie sich für die Fairness in der Wahlauseinandersetzung bedanken. Diese sei, so habe der Wahlkampf bundesweit gezeigt, nicht selbstverständlich.

„Ich wünsche Dir eine gute Hand bei der Wahrnehmung Deines Mandates. Gleichzeitig freue ich mich auf eine gute Zusammenarbeit im Bundestag, wo immer dies im Interesse des Wahlkreises 296 und des Saarlandes nötig und möglich ist“, schreibt Kramp-Karrenbauer, die trotz der Niederlage über die CDU-Landesliste in den Bundestag einziehen wird, weiter.

Vor allem auch im Privaten wünsche sie Ortleb außerdem alles Gute. Mitte September hatte Ortleb ihre restlichen Wahlkampftermine absagen müssen, weil sie eine Frühgeburt hatte. Schon damals hatte Kramp-Karrenbauer ihrer direkten Konkurrentin über Facebook „von ganzem Herzen alles Gute, viel Kraft und Gottes Segen“ gewünscht und ebenfalls alle weiteren Wahlkampfaktivitäten für den Tag abgesagt.

Josephine Ortleb reagierte auf den Gratulations-Brief zum Wahlsieg auf Facebook schon am Mittwoch: „Vielen Dank für die Glückwünsche und die lieben Worte. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit“, schrieb die 34-Jährige dort.

In den sozialen Medien erntete Kramp-Karrenbauer für ihre Nachricht an Ortleb viel Lob. „Es gibt begründete Zuversicht, dass unser Land nicht den Weg in die hasserfüllte Polarisierung der USA geht. Auch weil es Politiker*innen wie AKK gibt“, kommentierte ein User auf Twitter den Brief in einem Tweet, der rund 4000 Mal geliked wurde. Schon im Wahlkampf habe AKK „echte Größe“ gezeigt, schreibt ein anderer. Es bleibe zu hoffen, dass ihr Umgang Vorbild bleibe und nicht die Methoden „derer, die sie um den Parteivorsitz gebracht haben.“

Auch auf Facebook bescheinigten die Nutzer der Verteidigungsministerin vor allem Respekt und Stil. CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet könne sich vom Verhalten Kramp-Karrenbauers „eine Scheibe abschneiden“ kommentieren hier mehrere Nutzer.

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