Frust über Lolli-Tests Falsche Ergebnisse, Hilflosigkeit und Stress in Kitas – doch Ministerin Bachmann ist zufrieden

Saarbrücken · Das Personal klagt seit Wochen über falsche Ergebnisse und Hilflosigkeit: In Kitas im Saarland wird der Frust wegen der Lolli-Tests immer größer. Saar-Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) ist dagegen zufrieden.

Ärger über Lolli-Tests in Kitas im Saarland
Foto: dpa/Friso Gentsch

Der Aufschrei dieser Tage über die Lolli-Tests in saarländischen Kitas war und ist immer noch groß. Kita-Leitungen und Erzieherinnen berichten von reihenweise falschen Ergebnissen, einer Fehlerquote von bis zu 100 Prozent; von „großer Hilflosigkeit und Ohnmacht, Druck und Stress“. Kurzum: Die Tests für Kinder ab drei Jahren seien eine Belastung. Saar-Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) dagegen zeigt sich mit den Testungen zufrieden.

Bisher 225 000 Lolli-Tests in den Kitas

Seit Anfang November können sich Kitakinder in allen Einrichtungen freiwillig mit den Lolli-Tests auf eine mögliche Infektion mit dem Coronavirus testen lassen. Die Kosten für das Land pro Test liegen aktuell bei 2,25 Euro, zuvor waren es zwei Euro. „Bis heute hat das Landesjugendamt bei rund 225 000 durchgeführten Testungen mittels Lolli-Tests in den Kinderbetreuungseinrichtungen 355 positive Testungen zurückgemeldet bekommen“, heißt es aus dem Ministerium. „Das ergibt eine Positivquote bei den in Kindertageseinrichtungen zur Anwendung gebrachten Lolli-Tests von unter einem Prozent.“

Zwei Kitas im Saarland geschlossen

Das sei ein guter Wert, sagt Bachmann. „Denn obwohl uns gerade in der Anfangszeit viele Meldungen über falsch-positive Tests erreicht haben, ist die Infektionslage in den saarländischen Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege noch gemäßigt, wie die aktuellen Zahlen belegen.“ Aktuell seien zwei von 492 Einrichtungen im Saarland komplett geschlossen, und in drei Einrichtungen gebe es Teilschließungen. 89 Mitarbeitende und 113 Kinder seien infiziert, 91 Mitarbeitende und 757 Kinder seien von Quarantänemaßnahmen betroffen. „Das landesweite Testregime in den Kitas und der Kindertagespflege trägt zum Erhalt des Bildungs- und Betreuungsangebotes für unsere Kinder entscheidend bei. Die Praxisrückmeldungen bestätigten zudem, dass die Lolli-Tests sehr einfach hand- und umsetzbar sind“, sagt Bachmann weiter.

Kitas kritisieren „enormen Aufwand“

„Die Lolli-Tests beanspruchen sehr viel Zeit, sodass mindestens eine, besser zwei Personen bei der Durchführung dabei sein müssen“, hieß es dagegen vergangene Woche seitens einer Kita-Leiterin. Unterstützungskräfte hätten die wenigsten Einrichtungen gefunden, kritisierte der Verband der Kita-Fachkräfte Saar. Die Verantwortung, die auf den Erzieherinnen und Erziehern liege, sei enorm. Eine Fachkraft sagte: „Jeder positive Test zieht einen enormen Rattenschwanz nach sich.“ Auch sie berichtet von einem enormen Aufwand. „Kommt es zum Totalausbruch, sind wir nur noch am Melden, Testen, Organisieren, Telefonieren.“

Viele Kinder bräuchten keine Hilfe

Das Gesundheitsministerium zeichnet hingegen ein anderes Bild. Bachmann betont: „In sehr vielen Einrichtungen werde die Testung spielerisch in den pädagogischen Tagesablauf integriert und findet in verschiedenen Formen wie in der Bringsituation, beim sogenannten ‚Morgenkreis’ oder auch in kleinen Gruppen statt.“ Nur wenige Kinder benötigten bei der Durchführung eine Unterstützung. Viele Kinder würden die Tests mittlerweile „selbstständig und sehr routiniert“ durchführen.

Appell an Eltern

Die Tests würden dazu beitragen, dass nicht mehr zwingend die gesamte Gruppe oder auch die gesamte Einrichtung in Quarantäne müsse, teilt das Ministerium mit. Die Pflicht, sich in Quarantäne zu begeben, gelte grundsätzlich nur für das positiv getestete Kind beziehungsweise die positiv getestete Person, die in der Kita tätig ist. Bachmann appelliert an alle Eltern, das Testangebot für die Kinder zu nutzen. „Mit der Zustimmung zur Testung Ihres Kindes leisten Sie einen wertvollen Beitrag zur Reduzierung des Infektionsgeschehens in der Kindertagesbetreuung vor Ort und tragen Ihren persönlichen Anteil zur Eindämmung der aktuellen Pandemielage bei.“

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