Kleinere Gruppen nur in der Grundschule Kitas im Saarland fühlen sich übergangen

Saarbrücken · Verbände kritisieren, dass nur in der Grundschule die Gruppengröße reduziert wird.

  
  
  
 Im kommenden Schuljahr sollen in den saarländischen Grundschulen nur noch max­i­mal 25 Erstklässler pro Klasse unterrichtet werden.

Im kommenden Schuljahr sollen in den saarländischen Grundschulen nur noch max­i­mal 25 Erstklässler pro Klasse unterrichtet werden.

Foto: dpa/Christian Charisius

Maximal 25 Erstklässler pro Klasse im kommenden Schuljahr – mit dieser Nachricht überraschte Saar-Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) zum Wochenende (wir berichteten). Für den Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) ist das ein Schritt in die richtige Richtung. „Nach dem vergangenen Jahr, in dem die Vorschulkinder coronabedingt nur unzureichende Förderung im kognitiven, sprachlichen und vor allem im sozial-emotionalen Bereich erfahren haben, ist diese Maßnahme unabdingbar“, erklärt die Landesvorsitzende Lisa Brausch. Aber: Die Entscheidung der Ministerin bleibe eben nur „ein“ Schritt. Denn, „um den vielfältigen individuellen Bedarfen aller Schülerinnen und Schüler gerecht werden zu können“, muss laut SLLV der Klassenteiler in allen Eingangsklassen, auch an den weiterführenden Schulen, reduziert werden.

Für die Landeselterninitiative für Bildung ist die Senkung des Klassenteilers „ein erfreulicher Fortschritt mit nachhaltiger Wirkung“, sagt deren Sprecher Bernhard Strube. „In kleineren Klassen könnten Lerndefizite und individuelle Probleme von Schülern rascher und klarer erkannt und umfassender und gründlicher aufgearbeitet werden.“ Vorausgesetzt, die Lehrkräfte könnten den Unterricht auch indivdiueller gestalten. „Etwa durch differenzierteres Unterrichtsmaterial oder eine Klassenführung, die auf eine Erhöhung der aktiven Lernzeit ausgerichtet ist“, fordert die Eltnerinitiative.

Eine Gruppe fühlt sich übergangen: die Kitas. „Die Probleme von Schulen und Kindergärten sind auf vielen Gebieten ähnlich, denn die Rahmenbedingungen sind für die geforderten Bildungsaufträge ähnlich schlecht: zu große Gruppen auf zu wenig Raum mit zu wenig Personal“, sagt der Verband Kitafachkräfte Saar – und fordert, auch in den Kitas die Gruppengrößen zu reduzieren. Bildung beginne nicht erst in der Schule. „Es erreichen uns Rückmeldungen, dass die jetzigen abgehenden Jahrgänge mit noch größeren Defiziten in die Grundschulen entlassen werden, als dies vor der Pandemie der Fall war. Zumal die Zusammenarbeit mit den Grundschulen während dieser Zeit vielerorts zum Erliegen kam“, betont der Verband. In Saar-Kitas werde die Kinderanzahl einer Gruppe an der Quadratmeterzahl des Raumes bemessen. Dabei würden einem Kind zwei Quadratmeter zugestanden. „Gefordert werden in Studien hingegen sechs Quadratmeter pro Kind.“ Eine Fachkräft würde sich über sechs Stunden um 13 bis 16 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren kümmern. „Laut Bertelsmann-Studie erforderlich wären jedoch nur 7,5 Kinder pro Fachkraft.“

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