Land unter bei den SchwimmernGrünen-Fraktion kritisiert Struktur der Bäderverwaltung

Saarbrücken. Die Bäder-Landschaft der Landeshauptstadt vom Calypso-Betreiber GFM (Gesellschaft für Entwicklung und Management von Freizeitsystemen) untersuchen zu lassen, ließ im Sommer vergangenen Jahres den Schwimmern den Kamm schwellen - man fürchtete, dass das Prüfungsergebnis aufgrund des Eigeninteresses nicht objektiv würde ausfallen können

Saarbrücken. Die Bäder-Landschaft der Landeshauptstadt vom Calypso-Betreiber GFM (Gesellschaft für Entwicklung und Management von Freizeitsystemen) untersuchen zu lassen, ließ im Sommer vergangenen Jahres den Schwimmern den Kamm schwellen - man fürchtete, dass das Prüfungsergebnis aufgrund des Eigeninteresses nicht objektiv würde ausfallen können.Nun ist das Resultat da und soll den Schwimmvereinen am 22. Februar vorgestellt werden. Doch bereits jetzt schlagen die Wellen hoch - außerhalb der Becken. Grund sind die wohl bevorstehenden Schließungen des Kombibades in Altenkessel sowie des Freibades in Dudweiler (wir berichteten).

"Die Stimmung im Verein ist mies", sagt Andreas Diehl, Vorsitzender des SV Altenkessel, der im vom Rotstift bedrohten Alsbachbad beheimatet ist. "Manche sagen zwar: Das ist nur ein Gutachten, und man wisse ja nicht, ob das tatsächlich so komme. Ich aber denke: Jetzt ist es ernst. Die ziehen das durch." Für den SVA würde das bedeuten: "Wenn das Schwimmbad geschlossen wird, werden wir unseren Verein auflösen müssen."

Den Verein in einem Bad in einem anderen Stadtteil am Leben erhalten zu können, dieser Illusion gibt Diehl sich nicht hin. "Wir haben viele ältere Mitglieder, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Für die wird das schwierig. Auch für die ganzen Behinderten- und Rehasportgruppen. Das Bad in Altenkessel ist das einzige im ganzen Stadtgebiet, das komplett behindertengerecht umgebaut wurde", sagt der SVA-Chef.

Rund 250 Mitglieder hat der Verein, der 2015 sein 50-Jähriges feiern würde. "Wird das Bad geschlossen, hat sich das erledigt", denkt Diehl, der vor nicht allzu langer Zeit in der vom Stadtrat eingesetzten Arbeitsgemeinschaft (AG) Bäder mitgewirkt hat - wobei "wirken" relativ zu verstehen sei: "Die AG wurde noch unter dem damaligen Sportdezernenten Paul Borgard ins Leben gerufen. Wir sollten ein Konzept für Saarbrücken erstellen und hatten jede Menge Ideen und Vorschläge. Aber unter Dezernent Harald Schindel ließ man die Gruppe sterben", berichtet Diehl. Lieber habe man 60 000 Euro für ein Gutachten mit vorhersehbarem Ergebnis bezahlt. Beistand im bevorstehenden Kampf gegen die Trockenlegung bekommt Diehl unter anderem von Christel Weins, Vorsitzende des ATSV Saarbrücken, der SSG Max Ritter sowie des Fördervereins Fechinger Bad.

Weins sagt: "Man sollte erst mal eruieren, wo man sparen könnte, ohne gleich zu sagen: Da sperren wir zu, und da sperren wir zu." Als die Schließung des Fechinger Bades vor ein paar Jahren im Raum gestanden habe, "haben wir vom Förderverein geguckt, was und wo man sparen kann, beispielsweise haben wir Energiefachleute, die geschaut haben, wo Wärme verloren geht", berichtet Weins. Zudem habe man den "Wasserkopf" in der Verwaltung im Auge gehabt. Über 100 000 Euro habe man einsparen können.

"Dieses Vorgehen könnte man sich ja auch für das Bad in Altenkessel überlegen. Wir haben das schon dem zuständigen Dezernenten angeboten", sagt Weins - eine Rückmeldung sei nicht gekommen. Allgemein denkt sie: "Schwimmbäder sind in meinen Augen keine Errungenschaften unserer Zeit und auch keine freiwilligen kommunalen Aufgaben. Bäder gehören zur öffentlichen Gesundheits- und Sozialhygiene." Das gelte auch für das Freibad in Dudweiler.

Ähnlich sehen das auch die Vorsitzenden der anderen Saarbrücker Schwimmvereine, etwa Ernst Gilcher vom SV 08 Saarbrücken oder Franz-Joseph Schreiner vom SV Malstatt-Burbach. "Wir sind von eventuellen Schließungen insofern betroffen, als dass wir im Calypso, wo wir derzeit trainieren, noch enger zusammenrücken müssten. Und es ist jetzt schon eng", sagt Gilcher. Schreiner appelliert, bei der ganzen Schließungsdiskussion nicht die Armen aus den Augen zu verlieren: "Schwimmen ist ein Sport, den auch Kinder aus Familien mit wenig Geld ausüben können. Man braucht lediglich eine Badehose und ein Handtuch. Müssten die Kinder jedoch extra nach Dudweiler oder so zum Schwimmen fahren, könnten sich deren Familien das nicht mehr leisten."Saarbrücken. In der Diskussion um die drohende Bäderschließung in Altenkessel und Dudweiler fordert Karin Burkart, Fraktionsvorsitzende und sportpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen im Saarbrücker Stadtrat, zunächst die Einsparpotenziale in der Verwaltung zu heben und mahnt eine neue Verwaltungsstruktur an. Denn gleich drei Stellen kümmerten sich um die Saarbrücker Bäder: die städtische Bäderbetriebsgesellschaft Saarbrücken (BBS), das Gebäudemanagement der Landeshauptstadt (GMS) sowie das Saarbrücker Sport- und Bäderamt. "Hier sehen wir Einsparpotenziale, die relativ schnell umzusetzen sind, bevor als einzige Maßnahme das große Gespenst der Bäderschließungen an die Wand gemalt wird", sagt Burkart. Sie fordert, die unterschiedlichen Strukturen und Verantwortlichkeiten zügig zu überprüfen und zu straffen. red

"Unter Dezernent Harald Schindel

ließ man die Gruppe sterben."

Andreas Diehl, Vorsitzender des SV Altenkessel

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