Land unter am Schlehbach

Püttlingen. In mehreren Häusern am Püttlinger Schlehbach brummen große Trocknungsgeräte: In etwa zehn Häusern waren am Sonntag Wohnungen überflutet worden, die sonst etwa 2,5 Meter über Bach-Niveau liegen. Allein acht bis vierzehn Tage wird es dauern, bis die Wände trockengelegt sind, an eine Nutzung der Räume ist nicht zu denken

 Der Köllerbach wurde am Sonntag zum Fluss, wie das Foto zeigt, das uns Leser Norbert Kolling aus Püttlingen geschickt hat. Foto: Kolling

Der Köllerbach wurde am Sonntag zum Fluss, wie das Foto zeigt, das uns Leser Norbert Kolling aus Püttlingen geschickt hat. Foto: Kolling

Püttlingen. In mehreren Häusern am Püttlinger Schlehbach brummen große Trocknungsgeräte: In etwa zehn Häusern waren am Sonntag Wohnungen überflutet worden, die sonst etwa 2,5 Meter über Bach-Niveau liegen. Allein acht bis vierzehn Tage wird es dauern, bis die Wände trockengelegt sind, an eine Nutzung der Räume ist nicht zu denken. Unter den Betroffenen und anderen Anwohnern formiert sich derzeit eine etwa 100-köpfige Bürgerinitiative, die auch die Stadt Püttlingen in der Verantwortung für die Schäden im Wohngebiet "Schlehbach I" sieht. Nach naturgemäß erst sehr groben Schätzungen, könne ein Gesamtschaden von etwa 400 000 Euro entstanden sein, so Patrick Baldes von der BI. Insbesondere drei Kritikpunkte hat die BI gegenüber der Stadt und der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG), von der das Wohngebiet erschlossen wurde: In den Bach werde unzulässig Wasser aus der Kanalisation eingeleitet, wenn diese mit dem Regen nicht mehr fertig werde. Zweitens gebe es am oberen Schlehbach illegale Müllablagerungen. Hier komme die Stadt der Unterhaltspflicht nicht nach. Wenn dann Grasschnitt und Bauschutt bei Starkregen fortgespült werden, bleibt alles im unteren Bachbereich im Abfluss-Rechen hängen und das Wasser staut sich. Drittens bezweifelt man in der BI, ob durch das Bachbett tatsächlich so viel Wasser durchfließen kann, wie es bei der Renaturierung des Baches seitens der LEG berechnet worden sei. Grundsätzlich packe die Kanalisation bei Starkregen das Oberflächenwasser aus den Bereichen Bengesen und Ritterstraße nicht, es sei "ein offenes Geheimnis, dass die Kanalisation nicht ausreichend dimensioniert ist". So behalte sich die BI auch rechtliche Schritte vor. Bei der Stadt Püttlingen hat die Bürgerinitiative noch nicht vorgesprochen. Da es schon früher immer wieder Überschwemmungen im Wohngebiet "Schlehbach I" gegeben hatte, waren vor drei Jahren ein neuer Hauptsammler in der Weiherbergstraße und ein Nebenkanal gebaut worden, die das Wasser des Schlehbachs eigentlich zuverlässig abführen sollten. Und seither war es, das räumt auch die BI ein, nicht mehr zu Überflutungen gekommen - bis vorigen Sonntag.Bürgermeister Martin Speicher zeigte sich betroffen von den Schäden. Er sei am Sonntag lange vor Ort gewesen und habe auch die Feuerwehr veranlasst, den besagten Abfluss-Rechen im Bach im frei zu räumen. Zu Gesprächen mit Betroffenen sei er jederzeit bereit. Der Regen am Sonntag, so Speicher gestern, "hat alle Dimensionen gesprengt". Man wolle auch sehen, inwieweit man Betroffenen helfen könne. Als zunächst wenigstens kleine Hilfe werde die Stadt anfallenden Sperrmüll entsorgen lassen. Derzeit ist auch die Stadt selbst noch mit Schadensaufnahmen und dem Ausbessern unterspülter Straßen befasst. Die Haftpflicht-Versicherung von Städten und Gemeinden greift in Fällen wie in Püttlingen nur dann, so der Püttlinger Hauptamtsleiter Rudolf Jungmann, wenn der betroffenen Kommune auch tatsächlich eine Schuld am Schadensfall nachgewiesen werden kann. mr

Auf einen BlickWird auch der erneut angekündigte Regen Püttlingen heftig treffen? Eine entsprechende Warnung gab es bis gestern, 18.30 Uhr, jedenfalls vom Deutschen Wetterdienst noch nicht. Normalerweise verständigt der Wetterdienst die Berufsfeuerwehren, die dann die Freiwilligen Feuerwehren vor Ort vorwarnen. mr

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