Flüchtlinge Land muss wieder unbegleitete Minderjährige aufnehmen

Saarbrücken · Mit der Verteilung der jungen Ausländer, die ohne Eltern ankommen, auf andere Bundesländer ist vorerst Schluss. Das Saarland liegt unter seinem Soll.

Minderjährige Flüchtlinge, die ohne Eltern ins Saarland kommen, dürfen seit Mitte Juli wieder im Saarland bleiben und werden derzeit nicht mehr auf andere Bundesländer verteilt. Das teilte das Sozialministerium mit.

Da das Saarland zunächst mehr unbegleitete Minderjährige aufgenommen hatte, als es gemäß dem Königsteiner Schlüssel, der die Verteilung der Asylbewerber auf die Bundesländer regelt, eigentlich musste, durfte es seit 1. November 2015 die Minderjährigen nach der Erstaufnahme (Vorclearing) in andere Bundesländer verteilen.

Doch nun liegt das Saarland wieder knapp unter dem Soll. Hauptgrund dafür sei, dass ein Teil der Jugendlichen inzwischen 18 Jahre alt geworden ist und nicht mehr als minderjährig gilt.

Ob ein sogenannter unbegleiteter minderjähriger Ausländer (umA) in ein anderes Bundesland verteilt wird oder im Saarland bleibt, entscheidet seit dem 1. Mai wöchentlich die Zentralstelle der Bundesländer im Bundesverwaltungsamt, das den Überblick über die gesamtdeutschen Ankunftszahlen hat.

Aktuell gibt es nach Auskunft des Sozialministeriums 700 „umAs“ im Saarland (Stand 24. Juli), von ihnen befinden sich fünf in der zentralen Vorclearingstelle des Landesamtes für Soziales auf dem Schaumberger Hof in Tholey. Dort findet ihre gesundheitliche Eingangsuntersuchung und Altersfeststellung statt sowie eine sozialpädagogische Befragung. Im Schnitt bleiben die jungen Menschen acht Tage im Vorclearing, bis sie entweder in ein anderes Bundesland kommen oder in Obhut eines saarländischen Jugendamts genommen werden.

Die Zahl der im Saarland ankommenden umAs sinkt. Von Februar bis Dezember 2016 waren es 570 Neuzugänge, was einem monatlichen Schnitt von 52 Personen entspricht. Seit Jahresbeginn 2017 bis zum 28. Juli kamen 193 neue unbegleitete Minderjährige, was pro Monat im Schnitt 28 sind.

Auch in Deutschland sei die Zahl seit Mai 2016 rückläufig. Aktuell gebe es in Deutschland 58 735 umAs, im letzten Jahr waren es zum gleichen Zeitpunkt 64 090. Kamen in der Hochphase der Flüchtlingskrise 2015 meist syrische Minderjährige, seien es seit Mitte 2016 vermehrt Jugendliche aus Afghanistan und Afrika.

In Baden-Württemberg hingegen steigt nach Angaben der „Stuttgarter Zeitung“ die Zahl der neu angekommenen unbegleiteten Minderjährigen. Möglicher Grund seien veränderte Fluchtrouten. Die Jugendlichen reisten verstärkt über die Schweiz und Frankreich nach Baden-Württemberg ein.

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