Unwetter-Katastrophe Land arbeitet an Konzept für Soforthilfen

Saarbrücken/Kleinblittersdorf · Das Kabinett entscheidet am Mittwoch über Hochwasser-Soforthilfen. Bis alle Schäden beseitigt sind, könnte es Jahre dauern, sagt ein Ortsvorsteher.

 In Kleinblittersdorf und den anderen betroffenen Ortschaften ist seit dem Wochenende Aufräumen angesagt. Das Technische Hilfswerk (THW) war unter anderem mit Radladern im Einsatz.

In Kleinblittersdorf und den anderen betroffenen Ortschaften ist seit dem Wochenende Aufräumen angesagt. Das Technische Hilfswerk (THW) war unter anderem mit Radladern im Einsatz.

Foto: THW/Alessandro Geßner

Der Schaden an Häusern, Straßen und öffentlichen Plätzen durch das verheerende Unwetter Ende vergangener Woche liegen in Kleinblittersdorf, seinem Ortsteil Bliesransbach, in Saarbrücken-Bübingen und weiteren betroffenen Orten ersten Schätzungen zufolge bei mehreren Millionen Euro. Im Laufe dieser Woche will das zuständige Innenministerium einen vorläufigen Schadensüberblick vorlegen.

„Ich gehe davon aus, dass es zwei Jahre dauert, bis alles wieder so ist, wie es war“, sagte der Bliesransbacher Ortsvorsteher Günter Lang (SPD). Neben enormen Schäden in dutzenden Häusern seien Straßen kaputt, eine Brücke eingestürzt und der Sportplatz zerstört. Allein für den zerstörten Kunstrasenplatz des SC Bliesransbach sollen sich die Kosten für die Renovierung auf etwa 500 000 Euro belaufen. Die Sportplanungskommission, der Saarländische Fußballverband, das Land und die Gemeinde haben Hilfe zugesichert. Der Verein hat sich in einem Schreiben auch an den Deutschen Fußballbund gewandt. Zehn Fußballmannschaften des SC Blies haben seit vergangenem Freitag keine Heimat mehr und suchen einen Platz zum Trainieren. „Wir wissen nicht, wie es weiter gehen soll“, sagt Michael Becker, der Vorsitzende des Sportclubs.

Unwetteropfer hoffen daher auf die von der Landesregierung in Aussicht gestellten Soforthilfen. Über die Höhe will das Kabinett morgen entscheiden. Nach Aussage der Fraktionsspitzen von CDU und SPD im Landtag erarbeiten derzeit Experten einen Vorschlag. Der Kleinblittersdorfer Bürgermeister Stephan Strichertz sagte gestern der SZ, es solle 1500 Euro Soforthilfe für die Opfer der Unwetter-Katastrophe in seiner Gemeinde geben. Zudem sollen 40 Prozent des nicht durch eine Versicherung abgedeckten Schadens übernommen werden. Ob diese finanziellen Hilfen vom Innenministerium, der Staatskanzlei oder dem Umweltministerium übernommen werden, sei noch nicht klar.

Nach dem Unwetter: Das große Aufräumen
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Foto: BeckerBredel

CDU-Fraktionchef Alexander Funk sagte, derzeit prüfe die Landesregierung, nach welchen Kriterien Hilfen gewährt würden. Dabei werde man sich am Hochwasser von Dirmingen von vor zwei Jahren orientieren. Damals betrug die Soforthilfe 1500 Euro. Er warnte aber vor zu großen Erwartungen: „Es wird im Einzelfall zu Streit kommen und unter Umständen ist dann ein anderer Keller, der vollgelaufen ist, nicht in dem Gebiet drin.“ Die Landesregierung müsse sich zudem Gedanken machen, wie sie den Kommunen etwa bei der Sanierung kommunaler Straßen helfen könne.

Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Eugen Roth sagte, neben der Soforthilfe seien auch weitere Maßnahmen wie Zinsverbilligungszuschüsse für besonders extrem Betroffene im Gespräch. Seines Wissens gelte der Beschluss nach dem Dirminger Hochwasser, wonach die nicht durch die Versicherung gedeckten Schäden zu 40 Prozent vom Land, 30 Prozent vom Landkreis und 30 Prozent von der Kommune übernommen würden, noch bis Ende 2018. Darüber hinaus müsse Vorsorge für künftige Unwetter betrieben werden, etwa welche Flächen entsiegelt werden könnten, um den Wasserabfluss zu verbessern. Hier arbeite das Umweltministerium an Modellen, die bis Jahresende vorliegen sollen und so Kommunen als Vorlage dienen könnten.

Schwere Unwetter im Saarland
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Foto: BeckerBredel
Kleinblittersdorf hat es heftig getroffen
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Foto: Heiko Lehmann
Unwetter trifft Bliesransbach schwer
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Foto: BeckerBredel

Die Linksfraktion mahnte an, das Land müsse auf jeden Fall die 40 Prozent der nicht gedeckten Schäden übernehmen. Viele Bürger könnten sich eine Elementarschadensversicherung, die in einem solchen Fall zahlt, nicht leisten. In einem Landesentwicklungsplan müsse sie zudem Überflutungsgebiete ausweisen. Die AfD-Fraktion fordert eine Sondersitzung des Landtags noch vor der regulären Sitzung am 13. Juni, um Hilfen, etwa in Form eines Fonds für Betroffene, aufzulegen.

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