Lässig und mit Las-Vegas-FaktorHeute Abend gibt's Swing im Saalbau

Homburg. Da ist sie, denkt man, die echte Tom-Gaebel-Stimme, tief, rauchig, raumgreifend. Der immer wieder gerne das Etikett "Der neue Frank Sinatra" verpasst wird. Dabei ist der Swing-Star gestern in der Homburger SZ-Lokalredaktion wie jede Menge April-Wetter-Geschädigte einfach ein bisschen erkältet

 Nachwuchs-Swing-Star Tom Gaebel schnupperte vor seinem Konzert heute Abend gestern schon mal Homburger Luft in der SZ-Redaktion. Foto: Thorsten Wolf

Nachwuchs-Swing-Star Tom Gaebel schnupperte vor seinem Konzert heute Abend gestern schon mal Homburger Luft in der SZ-Redaktion. Foto: Thorsten Wolf

Homburg. Da ist sie, denkt man, die echte Tom-Gaebel-Stimme, tief, rauchig, raumgreifend. Der immer wieder gerne das Etikett "Der neue Frank Sinatra" verpasst wird. Dabei ist der Swing-Star gestern in der Homburger SZ-Lokalredaktion wie jede Menge April-Wetter-Geschädigte einfach ein bisschen erkältet. "Ist aber schon im Abklingen", beruhigt er - und damit ist auch alles klar für das Konzert heute Abend im Saalbau. Direkt aus Köln ist er am Morgen nach Homburg gekommen, wird nach seinen Saar-Terminen gleich wieder abreisen. "Zu viel zu tun", sagt er. Ein bisschen was hat der 33-jährige gebürtige Gelsenkirchener auf die Schnelle trotzdem mitbekommen: "Sehr nett ist es hier und von der Einwohnerzahl kleiner als meine eigene Heimatstadt." Viel sieht er von den Städten, in denen er auf der Bühne steht, ohnehin nicht. "Das ist so der Klassiker auf Tour, man sitzt im Bus, kommt nachmittags an, beginnt mit dem Sound-Check und hält sich dann überwiegend in der Halle auf." Vielleicht bleibe mal Zeit, sich kurz umzuschauen, "für Sightseeing fehlt aber die Kraft". Dabei wirkt er so, als ob er seine Karriere, die in den vergangenen Jahren derart auf Hochtouren läuft, lässig wegsteckt. Kurz nach dem Studium hat er 2005 seine eigene Big Band gegründet. Inzwischen tourt er durch Deutschland, ist im TV zu sehen, hat Auszeichnungen eingeheimst und arbeitet am dritten Album. "Das soll im Herbst rauskommen", sagt er. Daher setze er sich zurzeit jeden Tag ganz bewusst hin, um an neuen, eigenen Songs zu arbeiten. Denn: Auch wenn ihn die Muse küsst - und das tut sie häufiger, wenn irgendwo ein Klavier steht - , dann ist das immer nur die Grundidee. Bewusst fröhlich und locker ist sein zweites Album "Good Life" gehalten. "Ich wollte den positiven Blick aufs Leben." Das liegt auch am Swing. Die Musik mit ihrem Rhythmus habe an sich schon etwas Positives, "das muss sich im Text wiederfinden. Wenn Depressionen in Musik gefasst werden, dann eignet sich Swing dafür nicht unbedingt."Der ist aber eben einfach sein Stil, auch wenn es trotz aller Revival-Beteuerungen "nach wie vor eine Nische ist". Die Jazzrichtung hat er sich aus vielen Gründen ausgesucht. Einmal ein pragmatischer - wegen seiner Instrumente. Gaebel spielt unter anderem Posaune, darüber landete er in einer Big Band und "lernte die Musik kennen und lieben". Außerdem ist da der Showfaktor. Ohne "ein bisschen Las Vegas" geht es nicht: Unterhaltung, Entertainment, Spaß haben mit der Band und dem Publikum. Das reizt ihn einfach. Und: Er liebt den großen Auftritt: "Mein Traum ist es, mit einen großen Orchester aufzutreten", sagt er. Aber dass sie jetzt zwölf Leute auf der Bühne sind, gefällt ihm schon gut. Als Sänger hat er sich übrigens früher nie gesehen. Erst als er die erste Sinatra-Platte in der Hand hatte, merkte er: Ich kann das alles mitsingen, das ist genau meine Stimmlage. Und da ist er wieder, der Sinatra-Stempel, gegen den er im Übrigen nichts hat. Seine Stimme übrigens, die pflegt er schon. Sie sei zwar relativ robust, dürfe ruhig mal ein bisschen heiser und rauchig sein. Doch mit dem Rauchen hat er trotzdem aufgehört - und Alkohol sei auch nicht gerade förderlich. Schließlich will er nicht irgendwann aufwachen und klingen wie Joe Cocker. Die Swing-Fans werden's ihm danken. Homburg. Live-Konzerte sind für Tom Gaebel die Basis des Musikmachens. Und wie das klingt, ist heute Abend im Homburger Saalbau zu hören. Ab 20 Uhr stehen Gaebel und seine elfköpfige Big Band, in der auch einer seiner Brüder spielt, hier auf der Bühne. Zu hören sind eigene Songs von seinen Alben, aber auch Klassiker wie "Moon River" oder "Fly Me To The Moon". Konzertbesucher können sich auf lässige Swing-Musik freuen. Übrigens: Gaebel singt nicht nur, er erzählt, spielt Schlagzeug oder mal Posaune - und zeigt sich als lockerer Unterhalter. red Karten gibt's an der Abendkasse für 30 Euro, Infos beim Kulturamt Homburg, Telefon (06841) 101 166.

 Mit Smoking und Lackschuhen: So präsentiert sich Tom Gaebel auf der Bühne. Foto: SZ

Mit Smoking und Lackschuhen: So präsentiert sich Tom Gaebel auf der Bühne. Foto: SZ

Zur PersonMusik gehörte für Tom Gaebel quasi schon von Kindesbeinen an dazu: 1975 wird er in Gelsenkirchen geboren, beide Eltern spielen Musik. Er versucht sich zunächst am Glockenspiel und an der Blockflöte. Er lernt Violine, dann Schlagzeug, Posaune und Klavier. Schon während der Schulzeit spielt er in verschiedenen Bands und Orchestern. Nach Abitur und Zivildienst studiert er am Conservatorium van Amsterdam. 2004 macht er seinen Diplom-Abschluss, Hauptfach ist Jazzgesang. Er spielt und singt in verschiedenen Big Bands, 2005 gründet er schließlich seine eigene: Tom Gaebel & His Big Band. Nach seinem Album-Debüt "Introducing: Myself" 2005 bringt er im vergangenen Jahr "Good Life" heraus, ein drittes Album soll im Herbst folgen. Bekannt ist er auch durch TV-Auftritte. 2006 und 2007 wurde er mit dem Jazz-Award ausgezeichnet. Info: www.tom-gaebel.de ust

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