Lach-Medizin gegen die Winter-Depression

Sulzbach. Wenn sich die erste Novemberdepression anschleicht, ist es immer wieder ein beruhigendes Gefühl, zu wissen, dass "Comedy im Herbst" nicht mehr fern ist: die vom Kulturforum des Regionalverbands Saarbrücken in Zusammenarbeit mit je vier Gemeinden veranstaltete viertägige Lachtherapie gegen nebelgrau verhangene Gedanken

Sulzbach. Wenn sich die erste Novemberdepression anschleicht, ist es immer wieder ein beruhigendes Gefühl, zu wissen, dass "Comedy im Herbst" nicht mehr fern ist: die vom Kulturforum des Regionalverbands Saarbrücken in Zusammenarbeit mit je vier Gemeinden veranstaltete viertägige Lachtherapie gegen nebelgrau verhangene Gedanken. Am Dienstag machte der "knallbunte Abend" zum Auftakt Station in der Sulzbacher Aula, um von dort über Völklingen und Riegelsberg heilsbringend nach Kleinblittersdorf weiterzuziehen. Für das Vorprogramm hat der künstlerische Leiter Charlie Bick diesmal den Kabarettisten Peter Tiefenbrunner verpflichtet. Kein Wunder, dass der sich, angekündigt als "seit mehr als drei Jahrzehnten eine feste Größe der saarländischen Kleinkunstszene", zu weit reichenden Überlegungen rund um die Generation 50 Plus provoziert fühlte. Das reichte von der kopfstehenden Alterspyramide über die verzweifelte Substanzerhaltung im Fitness-Studio bis zum an die vermeintlichen Bedürfnisse von Senioren angepassten Erotik-Spam - in lockerem Stand-up-Plauderton demonstrierte Tiefenbrunner eine souveräne Haltung zum eigenen Alter. Im Hauptprogramm dann das Musikkabarett-Duo "Schwarze Grütze" aus Potsdam. Die Preisträger der "Leipziger Lachmesse 2005" zeigten ihre aktuelle Produktion "Bühnenarrest", die Fans der "Sommer Szene" noch von ihrem Auftritt im Dudweiler Stadtpark 2009 geläufig ist. Markenzeichen von Dirk Pursche und Stefan Klucke sind rote Saiteninstrumente und schwarzer Humor. Solcherart bewaffnet (außerdem mit Keyboard, Mundharmonika und unbändiger Lust am Übertreiben) besingen sie etwa den Blues als urdeutsche Erfindung der Kultur des Jammerns, Eigen-Organhandel als lukrative Einnahmequelle für Geringverdiener, heimtückisch pubertierende Eltern, mordlustige Muttersöhnchen, übereifrige Feuerwehrmänner und Gefahren durch den gemeinen Holzbock. Aus vermeintlich harmlosen Liedern platzt das pralle Leben und spuckt gallige Pointen aus. Zu all dieser schwarzen Grütze servieren die beiden Lyrikbonbons in Form von Schüttelreimen - völlig sinnfrei, aber umso lustiger. kek

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