Kurzschuljahr für den Konrektor

Sulzbach. Es war wohl das kürzeste Schuljahr, das Hans Peter Thiel je erlebt. Es dauerte genau zwei Tage. Am Montag begann die Schule und gestern war sie für ihn schon wieder vorbei. Dieser Lebensabschnitt ist für ihn nun beendet. Ab heute kann sich Hans Peter Thiel voll und ganz auf sein Privatleben konzentrieren

 Dieses windschiefe Häuschen dient Kindern in Bassila als Schule. Der Sulzbacher Hans Peter Thiel und seine Mitstreiter setzen sich dafür ein, dass sich an solchen Zuständen etwas ändert. Foto: Thiel

Dieses windschiefe Häuschen dient Kindern in Bassila als Schule. Der Sulzbacher Hans Peter Thiel und seine Mitstreiter setzen sich dafür ein, dass sich an solchen Zuständen etwas ändert. Foto: Thiel

Sulzbach. Es war wohl das kürzeste Schuljahr, das Hans Peter Thiel je erlebt. Es dauerte genau zwei Tage. Am Montag begann die Schule und gestern war sie für ihn schon wieder vorbei. Dieser Lebensabschnitt ist für ihn nun beendet. Ab heute kann sich Hans Peter Thiel voll und ganz auf sein Privatleben konzentrieren. Für den Konrektor der Erweiterten Realschule (ERS) Sulzbach war gestern letzte Schicht. Im Rahmen einer Feierstunde wurde er verabschiedet. "Ich habe dich vor Jahren schon einmal verabschiedet und zwar aus dem Amt des zweiten Konrektors. Damals ist es mir leicht gefallen, weil du als erster Konrektor an unserer Schule geblieben bist", blickte Schulleiter Gerd Wagner zurück und meinte: "Heute ist es aber ein endgültiger Abschied von unserer Schule, und das fällt mir besonders schwer." Hans Peter Thiel sei viel mehr gewesen als ein Konrektor, würdigte Wagner das große Engagement seines Stellvertreters. "Du warst Ideengeber, Projektleiter und ein ganz wichtiger Öffentlichkeitsarbeiter für unsere Schule. Ausgestattet mit einem Porsche-Motor hast du unsere 2 CV-Schule beschleunigt, und gemeinsam sind wir zum Ziel durchgestartet." Hans Peter Thiel habe immer großen Wert auf Zusammenarbeit gelegt und den Lehrerberuf nie als Einzelkämpfer begriffen, erklärte derweil Ministerialrat Jürgen Cornely vom Saar-Kultusministerium. Die Regionalverbandsbeigeordnete Elfriede Nikodemus - der Regionalverband ist Träger der Schule - betonte: "Es ist ihnen gelungen, in der Öffentlichkeit ein positives Bild der ERS Sulzbach zu zeichnen." Und Sulzbachs Bürgermeister Hans-Werner Zimmer machte deutlich: "Ihrem großen Engagement ist es zu verdanken, dass aus dem Benin-Projekt mittlerweile eine Städtepartnerschaft geworden ist." 2005 knüpften Privatpersonen aus der Stadt Kontakte zu Bassila. 2007 rief Hans Peter Thiel mit Kollegin Christa Möhl an der Schule das Hilfsprojekt "Wir bauen eine Schule in Bassila" ins Leben. Mittlerweile gibt es in der Stadt im westafrikanischen Staat Benin zwei Schulen. Eine dritte ist in Planung. Im November 2008 wurde der Verein "Sulzbach hilft Benin" gegründet. Er fasst alle Aktivitäten der Sulzbacher - neben dem Schulprojekt der ERS das Waisenkinder-Projekt der Mellinschule und ein Gesundheits-Projekt - zusammen. Hans Peter Thiel ist der 1. Vorsitzende des Vereins. Gestern wurde er 63 Jahre alt. Ab heute ist er im wohl verdienten Ruhestand. Man müsste bei dem umtriebigen Mann wohl eher Unruhestand sagen. Denn nach eigenen Angaben hat der rüstige Rentner noch viel vor. So wollen er und seine Frau Waltraud einige der ihnen noch unbekannten Fleckchen der Erde erkunden. Und dann will Hans Peter Thiel sein Benin-Engagement in Sulzbach weiterbetreiben. Ganz wird er auch den Kontakt zur Schule nicht verlieren. Denn ab sofort gehört der 63-Jährige dem Resupens-Club an. Das sind die Realschul-Sulzbach-Pensionäre.

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