Kurzgeschichten mit Pfeffer gewürzt

Luisenthal. Jürgen Kück liest im Kulturtreff Luisenthal. Das bedeutet volles Haus und familiäre Athmosphäre. 30, 40 Texte trägt er in anderthalb Stunden vor. Glossen und kleine Geschichten präsentiert der Autor aus Völklingen. Die Themen sind mannigfalltig. Das Spektrum umfasst die Stubenfliege Frieda, Harry Potter, das Weltall und vieles, was dazwischen liegt

 Jürgen Kück blättert in seinem Manuskript.Foto: Becker & Bredel

Jürgen Kück blättert in seinem Manuskript.Foto: Becker & Bredel

Luisenthal. Jürgen Kück liest im Kulturtreff Luisenthal. Das bedeutet volles Haus und familiäre Athmosphäre. 30, 40 Texte trägt er in anderthalb Stunden vor. Glossen und kleine Geschichten präsentiert der Autor aus Völklingen.Die Themen sind mannigfalltig. Das Spektrum umfasst die Stubenfliege Frieda, Harry Potter, das Weltall und vieles, was dazwischen liegt. Es ist ein schillerndes Kaleidoskop aus hochfliegenden Gedankenexperimenten, kleinkarierten Bosheiten, fantasievollen Ansichten, gefühlvollen Einsichten. Ironisch, verstörend, doppelbödig, hintersinnig und humorvoll. Ein Schuss Zynismus steckt auch drin. "Das ist die Würze. Wie Pfeffer", sagt Jürgen Kück im Gespräch.

Der Autor ist vortragsgeübt. Schließlich hat er bei seiner "Winterreise" einen Lesemarathon mit rund 40 Stationen hingelegt. Jetzt bei den "Mal so betrachtet" Geschichten will Kück kürzer treten. Wiewohl er auch diese schon im Frankfurter Literaturcafé vorgestellt hat. Jürgen Kück liest fein prononciert. Er steckt in seinen Texten. Er steht dahinter. Er packt uns als Leser und Zuhörer. Und er ertappt uns. Haben wir nicht auch bei der Lektüre von Todesanzeigen gedacht: Oh Gott, die sind ja jünger als ich. Studieren wir diese Rubrik nicht mittlerweile regelrecht der Geburtsdaten wegen? Der kleine Unterschied zwischen uns und dem Autor: Kück hat die literarischen Qualitäten dieser alltäglichen Situation erkannt und eine runde Sache daraus gemacht. Flüssig und elegant formuliert. Wer bei der Lesung lacht, lacht oft über sich selbst. Teils ist das Humor, teils Galgenhumor. Mal denkt man: Genauso ist es. Mal: Ach, sieh mal an, so habe ich das ja noch nie gesehen.

In Jürgen Kücks Texten steckt viel Lebenskunst. Anleitung-zum-Glücklichsein heißt sowas anderswo. Man nehme nur die Nach-dem-Urlaub-Geschichte, da zeigt er, wie man ohne Ferien durchatmen kann: "In den Wald gehen, vom Weg abbiegen, irgendwo zwischen den Bäumen stehen bleiben. . . ". An anderer Stelle legt er sich statt den Rasen zu mähen, rücklings in die Wiese, schaut in die Wolken und kaut wie in der Kindheit auf einer Kleeblüte herum. Auch statt Auftragsarbeiten für die SZ bringt Kück manchmal Anstatt-Texte mit, Geschichten von Gebirgsdörfern, Zeilen aus Degenhart-Liedern.

"Mal so betrachtet" ist eine Sammlung von 50 Texten, die Kück in den letzten fünf Jahren schrieb. Sie liegen noch nicht als Buch vor, sind aber beim Autor zu haben. Provisorisch gebunden und handsigniert, zehn Euro. Bestellung, Tel. (0 68 98) 3 21 59, Email: juergenkueck@aol.com

Hintergrund

Jürgen Kück, ist Germanist, Autor und Journalist. Schreiben ist Teil seines Lebens. Bereits als Jugendlicher verfasste er Texte. Mitte der 60er Jahre gründete er die Schülerzeitung am Völklinger Realgymnasium. Beobachtungsgabe und Fantasie prägen seinen Stil. Wie sein Lieblingsschriftsteller Rilke will auch Jürgen Kück die Welt in seinem Innern verarbeiten und neu sehen. hof

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