Kunterbuntes aus der Dose

Wiebelskirchen. Oft findet man sie an Häuserfassaden vor, wo sie nicht nur unerwünscht sind, sondern meist auch mehr eine Schmiererei als Kunst darstellen: Graffitis. Dass dies jedoch auch anders geht, und dass hinter den bunten Sprüh-Gemälden wahre Kunstwerke stecken können, konnten am Samstagnachmittag sieben Teilnehmergruppen im Rahmen eines Sprayer-Contests in Wiebelskirchen beweisen

 Der "Sprüh-Meister" vor seinem preisgekrönten Werk: "Sonnenfinsternis" hat der Student David Hartmann seine Arbeit betitelt.

Der "Sprüh-Meister" vor seinem preisgekrönten Werk: "Sonnenfinsternis" hat der Student David Hartmann seine Arbeit betitelt.

Wiebelskirchen. Oft findet man sie an Häuserfassaden vor, wo sie nicht nur unerwünscht sind, sondern meist auch mehr eine Schmiererei als Kunst darstellen: Graffitis. Dass dies jedoch auch anders geht, und dass hinter den bunten Sprüh-Gemälden wahre Kunstwerke stecken können, konnten am Samstagnachmittag sieben Teilnehmergruppen im Rahmen eines Sprayer-Contests in Wiebelskirchen beweisen. Als "Spielwiese" dienten ihnen die Innenwände der leer stehenden, alten Tennishalle. Verantwortlich für die Organisation der bis zum Abend dauernden Veranstaltung zeichnete der Jugendkulturtreff Haus am See, der vom Diakonischen Werk an der Saar getragen wird. Gesponsort wurde der Contest von der Stadt Neunkirchen und dem Landkreis."Aus der alten Halle soll demnächst eine Multifunktionshalle werden. In diesem Zusammenhang wurden uns bereits Mittel bewilligt, um die tristen Wände der Halle umzugestalten", erklärte Sozialpädagoge Jan Diercks, der die Veranstaltung zusammen mit Kollegin Tanja van Essen ins Leben rief. Anstatt die Wände von Handwerkern bemalen zu lassen, entschied man sich dafür, junge Menschen ihre Kreativität ausleben zu lassen und die Fassade mit kunstvollen Graffitis zu verschönern. "Es nehmen ausschließlich erfahrene Sprayer teil, die sich vorher mit Skizzen bei uns beworben haben", schilderte Tanja van Essen.

Los ging es kurz nach 13 Uhr, als die ersten Teilnehmer mit den Vorarbeiten begannen. So wurden die Wände akkurat ausgemessen, damit die Proportionen der später entstehenden Kunstwerke genaustens stimmen. Der ein oder andere griff erst einmal zu einem Farbeimer, um dem Graffiti-Motiv einen farblich passenden Hintergrund zu geben, bevor dann die Spraydosen in Aktion traten. Mehr als sechs Stunden lang durften die Teilnehmer dann vor den zahlreichen, zumeist jugendlichen Zuschauern, ihrer kreative Ader freien Lauf lassen - selbstverständlich unter passender Musikbegleitung, für die ein DJ sorgte.

Gegen 19 Uhr schließlich mussten die Farbdosen beiseitegelegt werden und die spannende Phase des Wettbewerbs begann. Eine Jury, bestehend aus Yves Wahl als Vertreter des Jugendbeirates von Neunkirchen, einem freischaffenden Künstler sowie einem professionellen Sprayer, begutachtete intensiv und fachmännisch die kunterbunten Kunstwerke, bevor sie ihr Urteil fällte. Schließlich überzeugte David Hartmann mit seinem Werk "Sonnenfinsternis" die Juroren vollends, und durfte sich als Sieger über ein Preisgeld von 600 Euro freuen. "Von dem Geld kaufe ich mir wahrscheinlich neue Sprühdosen", so der Gewinner auf die Frage, wie er die Siegprämie anlegen wolle. Seit über sieben Jahren beschäftigt sich der 25-Jährige Saarbrücker mit dem Sprayen von Graffitis und hat am Samstag rund sechs Stunden Arbeit in sein Werk gesteckt. "Ich habe nur eine kleine Essenspause eingelegt", erklärte der frisch gebackene Student der Bildwissenschaften der Künste an der Universität des Saarlandes. Mit einem kleinen Umtrunk und unter musikalischer Begleitung durch die Rap-Formationen Flächenbrand und Drunkenbeatz ließen alle Beteiligten den Abend ausklingen.

Auf einen Blick

 Hier geht es noch um Nuancen: Das Bild "Wild Can" erhält den letzten Schliff.

Hier geht es noch um Nuancen: Das Bild "Wild Can" erhält den letzten Schliff.

 Höchst konzentriert wurden bereits die Vorarbeiten angegangen. Fotos: Björn Heib

Höchst konzentriert wurden bereits die Vorarbeiten angegangen. Fotos: Björn Heib

Den zweiten Platz entschied Künstler Simon mit seinem Bild "Skatender Affe" für sich (Preisgeld: 300 Euro). Platz drei konnte das Trio Mike Bier, Alexander Heck und Yannick Igel mit "Wild Can" für sich verbuchen (Preisgeld: 150 Euro). Da neun der 16 angemeldeten Gruppen nicht erschienen waren und dadurch noch einige Stellen an der Fassade frei blieben, wird man im kommenden Jahr eventuell wieder einen Sprayer-Contest veranstalten. eib

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