Kunst-Party mit TiefgangBlick in die Welt des Künstlers

Saarbrücken. Junge Leute und Museum - das sind zwei Welten, die nicht unbedingt viel gemeinsam haben. Myriam Best-Wollbold und Friederike Koch, die Expertinnen für Öffentlichkeitsarbeit und Kunstvermittlung im Saarlandmuseum, sind deshalb an der Saar-Uni im Einsatz

 Vorfreude auf die "Lange Nacht" im Museum: Studierende der Saar-Uni und Dozentinnen bei der Vorbereitung. Foto: Oliver Dietze

Vorfreude auf die "Lange Nacht" im Museum: Studierende der Saar-Uni und Dozentinnen bei der Vorbereitung. Foto: Oliver Dietze

Saarbrücken. Junge Leute und Museum - das sind zwei Welten, die nicht unbedingt viel gemeinsam haben. Myriam Best-Wollbold und Friederike Koch, die Expertinnen für Öffentlichkeitsarbeit und Kunstvermittlung im Saarlandmuseum, sind deshalb an der Saar-Uni im Einsatz. Mit Studentinnen und Studenten der Historisch orientierten Kulturwissenschaften bereiten sie eine "Lange Nacht" in der Ausstellung "Karl Schmidt-Rottluff - Landschaften und Stillleben" vor. Sie gehört zum Begleitprogramm der Ausstellung und ist für den 15. Januar ab 20 Uhr geplant.

Sieben Studierende diskutieren mit den Dozentinnen schon Details dieses Ereignisses: "Passt eine Federboa zum einfachenT-Shirt?", stellen sie gerade Überlegungen für ihr eigenes Party-Outfit an. In der Gruppe gibt es Verantwortliche für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Programmplanung und Marketing. Die 25-jährige Svenja Burmann hat bereits ein Seminar über Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für einen Familientag des Saarlandmuseums mitgemacht. "Aber da war alles eher vorgefertigt", sagt sie. Jetzt sind zum ersten Mal eigene Ideen gefragt. Wie Andrea Ranßweiler (23) freuen sich auch die anderen schon darauf, "die Ergebnisse unserer Arbeit zu sehen".

Doch zuvor hatten die Dozentinnen der Gruppe gründliches Nachdenken über die Zeit der "Brücke"-Künstler und deren Bezug zur Gegenwart verordnet. Karl Schmidt-Rottluff war 1905 Gründungsmitglied dieser Dresdener Künstlergruppe und gilt als einer der Wegbereiter des deutschen Expressionismus. Patrick Schweitzer (22), der im Studenten-Team für die Programmplanung zuständig ist, stellt das gemeinsam gefundene Motto der "Langen Nacht" vor: "Expressionism meets Today". Er erläutert: "Wir wollen in der Veranstaltung Verbindungen herstellen. Wirtschaftskrise, hektisches Großstadtleben, der Gegensatz Stadt-Natur und Krieg sind Themen, die uns heute genauso bewegen wie die Brücke-Künstler damals." Andrea Ranßweiler ergänzt: "Probleme wie Orientierungslosigkeit und Perspektivlosigkeit, an denen sich die Kreativität der Expressionisten entzündete, sind für junge Leute immer noch relevant."

Doch wie lässt sich diese Verbindung bei einer Party spürbar machen? Barbara Bogarts (20) gibt ein Beispiel: Die kräftigen Farben aus Schmidt-Rottluffs Bildern sollen in Illuminationen im Skulpturengarten und in der Beleuchtung des Museums auftauchen. "Das habe ich woanders schon gesehen", sagt sie. Ihre Aufgabe im Team ist es jetzt, einen Licht-Designer ausfindig zu machen, der die Idee umsetzt. Svenja Burmann erläutert den Kerngedanken: Das Foyer des Museums soll sich in ein "Café Concert" aus den 20er Jahren verwandeln. Im Hintergrund werden auf einer Leinwand Großstadtfilme aus dieser Zeit ohne Ton projiziert, um die Atmosphäre spürbar zu machen. Myriam Weidmann (22) hat die Aufgabe, Dekofirmen zu suchen, die Sitzmöbel und andere Details aus den Zwanzigern zur Verfügung stellen. Dekoration und Musik, so die Vorstellung des studentischen Projektteams, sollen durch den richtigen Mix damals und heute verbinden. Bis zum 15. Januar, an dem die "Lange Nacht" junge Leute ins Museum locken soll, ist noch viel Zeit, die Pläne in die Tat umzusetzen. Saarbrücken. Bis zur "Langen Nacht" in der Ausstellung "Karl Schmidt-Rottluff" im Saarlandmuseum am 15. Januar müssen Besucher nicht warten, um sich einen Eindruck von den Landschaften und Stillleben des Gründungsmitglieds der Künstlergruppe "Brücke" zu verschaffen. Ein Blick ins Begleitprogramm lohnt sich. Wer sich in die Welt des Künstlers einleben möchte, der kann zum Beispiel an einer Theaterführung teilnehmen. Dabei setzen die Ausstellungsbesucher nach einem Rundgang ihre Eindrücke mit der Theaterpädagogin Rita Niesen-Krämer in darstellendes Spiel um. Am Dienstag, 30. November, 20 Uhr, zeigt das Kino achteinhalb in der Nauwieser Straße 19 den Film "Klang - Rausch - Ekstase", der sich mit den Malern des Expressionismus beschäftigt. Am Mittwoch, 1. Dezember, 18 Uhr, heißt das Thema des Austellungsgesprächs im Pavillon des Saarlandmuseums "Karl Schmidt-Rottluff - Strände, Küsten, Dünen". Der "Club Bismarck" bietet ebenfalls am 1. Dezember, aber ab 20 Uhr, im Saarlandmuseum bei freiem Eintritt einen Vortrag von Liane Wilhelmus zu Glasfenster-Entwürfen von Karl Schmidt-Rottluff an.

Einen Familientag mit vielfältigem Programm für Groß und Klein gibt es am 26. Dezember, 10 bis 18 Uhr. uc

 "Abend im Zimmer" von Karl Schmidt-Rottluff. Foto: Museum

"Abend im Zimmer" von Karl Schmidt-Rottluff. Foto: Museum

Weitere Information und Anmeldung zu den Theaterführugen unter Tel. (06 81) 9 96 42 79 oder E-Mail Kunstvermittlung@kulturbesitz.de

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