Kunst eines Unsichtbaren

Mettlach. "Er war seiner Zeit voraus", stellt der Sammler Otto F. Götz fest. "Er" war lange der große Namenlose, dessen Entwürfe, wie unter Entwerfern für Keramik und Glas üblich, unsigniert blieben. Jean Beck, geboren 1862 in Mettlach, mit 14 Jahren Eintritt bei Villeroy & Boch, Ausbildung zum Keramiker

 In eine Form geblasene Schale aus eingefärbter Glasmasse, gefertigt nach einem Beck-Entwurf in der Glasmanufaktur Poschinger, Anfang 1920er Jahre. Foto: V&B

In eine Form geblasene Schale aus eingefärbter Glasmasse, gefertigt nach einem Beck-Entwurf in der Glasmanufaktur Poschinger, Anfang 1920er Jahre. Foto: V&B

Mettlach. "Er war seiner Zeit voraus", stellt der Sammler Otto F. Götz fest. "Er" war lange der große Namenlose, dessen Entwürfe, wie unter Entwerfern für Keramik und Glas üblich, unsigniert blieben. Jean Beck, geboren 1862 in Mettlach, mit 14 Jahren Eintritt bei Villeroy & Boch, Ausbildung zum Keramiker. Beck bewies Talent, sein Arbeitgeber ermöglichte ihm ein Studium an der Münchner Kunstgewerbeschule. Zurück in Mettlach übernahm er das Maleratelier, arbeitete als Zeichenlehrer. Doch Beck wollte sich entwickeln und zog wieder nach München, studierte an der TH, ging nach Frankreich, England, nahm Privatunterricht und gründete 1898 in München sein eigenes Atelier für Keramik und Glas, entwarf für verschiedene Hersteller.Der 1938 verstorbene Beck war ein Mann der Moderne. Seine Entwürfe waren beeinflusst vom Art déco, seine farbstarken und klaren Formen nehmen die Neue Sachlichkeit vorweg. Sein Selbstverständnis war das eines Freiberuflers, erfolg- und einfallsreich als Geschäftsmann und Gestalter.

Otto F. Götz begann nach dem Gestalter hinter den unsignierten Werken zu forschen. Die raren Fakten sind das Ergebnis einer über 40 Jahre dauernden Puzzlearbeit. Er korrespondierte, vor 20 Jahren auch mit Mettlach. Jean Beck? "Ein Beck fand sich nicht", so Götz. Er forschte weiter, verglich die wenigen signierten Stücke mit unsignierten. Allmählich leuchtete der Name Jean Beck hinter dessen Entwürfen auf. Dann ein Zufall: Christa Amelunxen, Großnichte Becks, kannte einen Artikel über Becks Schaffen. Der Sammler und sie fanden sich. Museumsleiterin Esther Schneider kommt dazu, und das Werk erhielt seine Würdigung. Eine Ausstellung im Keramikmuseum Mettlach zeigt 100 fabelhafte Stücke, von denen man glaubt, sie wären gerade frisch aus einem Atelier gekommen. sg

Bis 25. September, Keramikmuseum Mettlach. Öffnungszeiten: Mo bis Fr, 9 bis 18 Uhr. Sa/So, 9.30 bis 18 Uhr.

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