Kunden müssen für Gas kräftig nachzahlenZwischen ungläubigem Staunen und freudiger Überraschung

St. Ingbert. Viele St. Ingberter haben geschluckt, als sie von ihren Stadtwerken dieser Tage die Jahresabrechnung fürs Erdgas bekommen haben. Die Preisaufschläge im vergangenen Jahr bringen zum Teil saftige Nachzahlungen mit sich. Trocken Brot muss deshalb aber niemand essen in den kommenden Monaten

St. Ingbert. Viele St. Ingberter haben geschluckt, als sie von ihren Stadtwerken dieser Tage die Jahresabrechnung fürs Erdgas bekommen haben. Die Preisaufschläge im vergangenen Jahr bringen zum Teil saftige Nachzahlungen mit sich. Trocken Brot muss deshalb aber niemand essen in den kommenden Monaten. Stadtwerke-Chef Hubert Wagner betont gegenüber der SZ: "Es ist schon seit Jahren Usus, dass wir mit dem Kunden individuell prüfen, wie mit einer Nachzahlung umzugehen ist. Wir vereinbaren dabei auch Ratenzahlungen." Wagner und der Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Hoffmann haben zudem eine gute Nachricht: Der Preis fürs Gas geht ab April wieder auf den Stand von Januar 2008 zurück: Die Kilowattstunde Gas kostet den Kunden dann 5,91 Cent brutto. Hoffmann: "Wir halten uns konsequent an die Referenzwerte des Ölmarktes." Die Bindung zwischen Öl- und Gaspreis berücksichtigt die zurückliegenden sechs Monate mit einem Monat Versatz. Es ist die zweite Gaspreissenkung in diesem Jahr. Nachdem der Preis 2008 massiv geklettert war, hatte der Energieversorger zum Januar den Gaspreis für Haushaltskunden um 0,3 Cent verbilligt. Aufsichtsratschef Hoffmann betont zudem, auch der Strompreis sei - im Gegensatz zu anderen Anbietern in der Branche - seit vergangenen Sommer nicht mehr gestiegen.Geschäftsführer Wagner bestätigt hohe Nachzahlungen bei einem großen Teil der rund 10 500 Stadtwerke-Kunden. Etwa 60 Prozent davon hätten eine entsprechende Abrechnung bekommen. Die Hälfte dieser Kunden habe dabei weniger als 500 Euro, die andere Hälfte über 500 Euro Differenz zwischen gezahlten Abschlägen und tatsächlich bezogener Kilowattstunden. In Einzelfällen seien auch über 1000 Euro Nachzahlung fällig. Allerdings gebe es auch noch Kunden, die Geld zurückbekommen. Wie etwa der Aufsichtsratsvorsitzende. Hoffmann berichtet, er habe im vergangenen Jahr eine neue Heizanlage bekommen und zugleich sein Haus besser gedämmt. Die hohen Nachzahlungen bei annähernd jedem dritten Stadtwerke-Kunden haben die St. Ingberter Sozialdemokraten auf den Plan gerufen. Sie haben in einer Pressemitteilung Unterstützung durch die kommunalen Stadtwerke gefordert, unter anderem in Form von Zahlungserleichterungen. Für Hoffmann, zugleich ehrenamtlicher Bürgermeister und CDU-Stadtratsmitglied, ist dies Wahlkampfgeplänkel. Vorschläge, wie etwa Abschlagszahlungen bei Teuerungen des Bezugs gleich automatisch in der Abrechnung anzupassen, habe man seitens der SPD nicht im Aufsichtsrat unterbreitet, sondern transportiere dies nur über die Öffentlichkeit, moniert er. Jedem Kunde stehe es im Übrigen frei, mehr als den vereinbarten Abschlag zu zahlen. Hubert Wagner betont in diesem Zusammenhang, den Kunden des Versorgers sei ja letztlich auch gar kein Nachteil entstanden. Der liege nämlich ganz bei den Stadtwerken, die quasi einen Warenkredit eingeräumt hätten, indem sie trotz Teuerung beim Gaseinkauf die Energie zu gleich bleibenden Konditionen abgegeben haben. Der Versorger hat nach seinen Worten über eine Million Euro vorfinanziert.St. Ingbert. Die Hälfte der St. Ingberter Gaskunden sind beim Anblick ihrer Abrechnung geschockt gewesen. Es wurde aber auch in weiser Voraussicht von etlichen vorgesorgt. "Ja, ich muss nachzahlen", sagt Margret Wannemacher (61, Fotos: mal) aus St. Ingbert. Sie wohnt im eigenen Reihenhaus. "Aber die Abrechnung war für mich kein Schock. Ich achte das Jahr über auf den Verbrauch. Daher wusste ich, dass wir mehr gebraucht haben. Unsere Nachzahlung setzt sich zu zwei Dritteln aus dem Mehrverbrauch und einem Drittel aus den Preiserhöhungen zusammen." Peter Simon (56) aus Rohrbach bewohnt mit seiner Familie und den Schwiegereltern ein Zwei-Familien-Haus mit Dachausbau: "Wenn man auf der Abrechnung die Höhe der Nachzahlung sieht, ist man natürlich schon erstmal verblüfft. Aber wenn man genauer hinschaut, stellt man fest, dass das mit den Preiserhöhungen zusammenhängt." Simon ist froh, dass er das Haus komplett neu isoliert und mit einer neuen Heizanlage versehen hat, "sonst wäre die Nachzahlung sicher noch drastischer ausgefallen." Im Vorjahr habe er Geld rausgekriegt. "Und jetzt haben wir weniger verbraucht und müssen trotzdem mehr bezahlen." Petra Rammo (44) hat trotz Mehrverbrauch sogar Geld zurückbekommen. Die St. Ingberterin bewohnt mit ihrer Familie ein Haus: "Wir waren angenehm überrascht." Allerdings habe sie sich von vornherein höher veranschlagen lassen: "Vor zwei Jahren mussten wir 1000 Euro nachzahlen. Seitdem bin ich geheilt. Wenn ich monatlich mehr bezahle, tut mir das nicht so weh, als ein großer Batzen auf einmal." mal

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