Kult, Flair und allerlei Geschichten

Dudweiler. Schon bei den ersten Schritten auf dem dunklen Holzdielen-Boden ist ein unverwechselbarer französischer Charme zu spüren. An einer Wand prangt eine riesige Ricard-Werbung aus den 80er Jahren. An einer anderen Wand kleben Plakate längst vergangener SIS-Bälle in Saarbrücker

 Derzeit wird vor dem "Monsieur Hulot", auch "Ülo" genannt, kräftig gebaut. Fotos: Heiko Lehmann

Derzeit wird vor dem "Monsieur Hulot", auch "Ülo" genannt, kräftig gebaut. Fotos: Heiko Lehmann

Dudweiler. Schon bei den ersten Schritten auf dem dunklen Holzdielen-Boden ist ein unverwechselbarer französischer Charme zu spüren. An einer Wand prangt eine riesige Ricard-Werbung aus den 80er Jahren. An einer anderen Wand kleben Plakate längst vergangener SIS-Bälle in Saarbrücker. Ein großer, in französischem Stil gehaltener Kleiderschrank steht mitten im Raum und ist zu einer Sitzbank umfunktioniert worden. Überall stehen und hängen kultige Gegenstände, von denen jeder seine ganz eigene Geschichte hat. Und über dem Tresen hängt eine Marionette."Das ist Monsieur Hulot", sagt Markus Schmid, der Inhaber der Kult-Studenten-Kneipe "Monsieur Hulot" in der Sudstraße 1 in Dudweiler. "Eine französische Künstlerin hat mir die Marionette angefertigt, extra für die Kneipe", erzählt der Wirt weiter. An diesem Samstag feiert das "Ülo", wie das Publikum seine Kneipe nennt, 40. Geburtstag. In der Nacht zum 1. Mai 1971 öffnete es erstmals seine Pforten. Damals gehörte das Bistro Jürgen Petry und Georg Renner. Da Renner große Ähnlichkeit mit dem französischen Schauspieler Jaques Tati hatte, der die Hauptrolle im Kultfilm "Die Ferien des Monsieur Hulot" spielt, war der Name des Bistros schnell gefunden. Ab dem Jahr 1976 führte der Franzose Pierre Jehl das Ülo und 1986 übernahm Markus Schmid im zarten Alter von 24 Jahren die Kultkneipe. Geblieben ist in all den Jahren ein unvergleichbarer Charme mit vielen legendären Leuten vor und hinter dem Tresen. Da war zum Beispiel Ernst Slovig, einer der ersten, der im Monsieur Hulot Bier zapfte. Wie Schmid erzählte, hatte der norddeutsche Slovig mit Bierzapfen eigentlich nicht viel am Hut, war aber Judoka in der Bundesliga. Und da das Hulot zu jener Zeit regelmäßig von äußerst aggressiven Gruppierungen heimgesucht wurde, um das Studentenleben in der Kneipe aufzumischen, wurde Ernst Slovig hinter den Tresen gestellt. Die Gruppierungen kamen wieder und Slovig ging mit ihnen vor die Tür. Als Slovig wieder rein kam, fiel mit norddeutschem Akzent der mittlerweile legendäre Satz. "Sie waren unsportlich und haben gebissen und gekratzt." Seitdem herrschte Ruhe im Ülo.

Wer die Geschichte von der Slovigschen Aufräumaktion noch genauer wissen möchte, der sollte am Samstag ab 19 Uhr den Weg zur Geburtstagsfeier ins Ülo suchen. "Wir haben uns etwas Besonderes einfallen lassen. Es werden über den ganzen Abend verteilt die Theker aus den vergangenen 40 Jahren Bier zapfen. Ernst Slovig (mittlerweile über 60 Jahre) ist auch dabei", erzählt Schmid, der zudem einen DJ mit Liveband organisiert hat. "So etwas habe ich auch noch nicht gesehen. Der DJ gibt die Lieder vor und die Band spielt mit vielen Instrumenten die Stücke. Eine tolle Idee", ist Schmid begeistert.

 Markus Schmid zapft, "Monsieur Hulot" hat alles im Blick.

Markus Schmid zapft, "Monsieur Hulot" hat alles im Blick.

 Zeitreise in die Gründerjahre: So sah es Anfang der 60er Jahren in der Dudweiler Gaststätte "Monsieur Hulot" aus.

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40 Jahre Kult, französisches Flair und Geschichten, wie man sie heutzutage wohl nicht mehr erlebt. Um 19 Uhr geht's am Samstagabend los.

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