Kuhn: Wir sind Völklingen

Völklingen. Zwei Welten taten sich gestern an der Wehrdener Kulturhalle auf: Die vor der Tür, wo an die 50 Demonstranten Mahnwache gegen die geplante Namensgebung "Röchlinghöhe" hielten und der SPD auf Transparenten Verrat vorwarfen

Völklingen. Zwei Welten taten sich gestern an der Wehrdener Kulturhalle auf: Die vor der Tür, wo an die 50 Demonstranten Mahnwache gegen die geplante Namensgebung "Röchlinghöhe" hielten und der SPD auf Transparenten Verrat vorwarfen. Und die innendrin, wo SPD-Stadtratsfraktionschef Erik Kuhn rund 200 Gäste beim Neujahrsempfang aufforderte, "optimistisch in die Zukunft zu blicken". Man müsse alles daran setzen, dass das City-Center realisiert werde, und auch bei der Meeresfischzucht müsse man nun nach vorne schauen. "Wir sind Völklingen", betonte Kuhn. Wer weiter negativ rede, schrecke nur weitere Investoren ab.Doch an den Demonstranten kam auch Kuhn nicht ganz vorbei. Draußen war spekuliert worden, die SPD beteilige sich an der "Verhöhnung der Röchling-Opfer", damit ihr Fraktionschef Bürgermeister werde. Kuhn wies in seiner Rede solche "Unterstellungen" zurück. Die Behauptung zeige ansonsten auch, dass die Demonstranten ein gewisses Vertrauen in ihn setzten, aber Bürgermeister Wolfgang Bintz (CDU) sei bis 2018 gewählt.

"Wir werden mit den Stimmen der CDU, SPD und FDP die Hermann-Röchling-Höhe demnächst in Röchlinghöhe umbenennen", unterstrich Kuhn. Dies sei ein "tragbarer Kompromiss". Menschenverachtende Maßnahmen wie die Zwangsarbeit bei Röchling dürfe es aber hier im Lande und auf der ganzen Welt nie wieder geben. Die junge Generation müsse aufgeklärt, die Röchling-Vergangenheit aufgearbeitet werden, so Kuhn. Wobei es aber in Völklingen auch immer noch Sozialdemokraten gibt, die gerne an der Hermann-Röchling-Höhe festhielten. Und Fundamentalkritiker wie Altbürgermeister Fritz Diehl (SPD). "Ich bin total gegen diese Verbrecher-Bande, die auch noch nach dem Krieg das ganze Geld aus Völklingen herausgezogen hat", sagte Diehl im Gespräch.

Doch zurück in die Gegenwart: Umweltministerin Anke Rehlinger erläuterte als Gastrednerin beim SPD-Neujahrsempfang die Zwänge, aber auch Chancen der Schuldenbremse fürs Land. Konkrete Zusagen für Projekte in Völklingen konnte Kuhn der Amtsträgerin nicht entlocken. Vor dem Bau einer Biogasanlage in Fürstenhausen ("Gutachten sind am Laufen") sei die Auswirkung auf die Gebührenstrukturen zu prüfen. Was die Lauterbach-Verschmutzung angehe, werde sie gerne grenzüberschreitende Gespräche unterstützen und Maßnahmen im Rahmen des Möglichen fördern.

Zwischendurch spielte der Musikverein Lauterbach unter Dirigent Bernhard Seiwert auf. Und zum Abschluss genossen die Gäste die im Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt in Ludweiler zubereitete Gulaschsuppe. "Das Beste kommt zuletzt", hatte SPD-Stadtverbandschef Paul Hommes, der die Veranstaltung launig moderierte, versprochen.

Übrigens muss nun Erik Kuhn ein weiteres Neujahrs-Versprechern einlösen. Beim Empfang vor zwei Jahren hatte Kuhn demonstrativ mit dem Rauchen aufgehört. Nun will er "definitiv" an einem Halbmarathon teilnehmen und im Juli an einem Triathlon-Wettbewerb in Bous. Dieser sei für Amateure gedacht, und die Familie werde "eingebunden". Kuhns Ehefrau Silvia lächelte dazu. "Ich bin total gegen diese Verbrecher-

Bande."

Altbürgermeister Fritz Diehl (SPD)

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