Kühle Nacht wegen neuer Galerie

Saarbrücken. In der Nacht zum Sonntag werden nicht nur die Uhren auf Winterzeit umgestellt, in einigen St. Johanner Wohnungen kann es auch kälter werden als üblich. In den Wohnungen nämlich, die am Fernwärmenetz hängen. Das wird in der Bismarckstraße in dieser Nacht unterbrochen

Saarbrücken. In der Nacht zum Sonntag werden nicht nur die Uhren auf Winterzeit umgestellt, in einigen St. Johanner Wohnungen kann es auch kälter werden als üblich. In den Wohnungen nämlich, die am Fernwärmenetz hängen. Das wird in der Bismarckstraße in dieser Nacht unterbrochen. Grund: Die Stadtwerke verlegen Leitungen, die dem Neubau der Galerie der Gegenwart am Saarlandmuseum im Weg sind. Wenn die Bewohner morgens wach werden, sollen die Heizungen aber wieder funktionieren, sagt Joachim Peter, der bei den Stadtwerken für die Leitungsnetze zuständig ist. Seit etwa zwei Monaten arbeiten die Stadtwerke an der Verlegung der Rohre. Geschähe das nicht, lägen sie in einigen Monaten unter dem Museumsneubau. "Das geht natürlich nicht", sagt Peter - die Stadtwerke müssen im Ernstfall drankommen. Den Termin der Leitungsunterbrechung habe man in Absprache mit dem Langwiedstift gewählt, dem größten Fernwärmeabnehmer in diesem Teil der Stadt. 260 000 bis 300 000 Euro kostet das. Die zahle der Bauherr, also die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz.

Alles verlaufe planmäßig, sagen die Stadtwerke. Alles verlaufe planmäßig, sagt auch der Leiter der Stiftung, Ralph Melcher. Das Ganze sei ein Fall für den Rechnungshof, glaubt dagegen Christa Jenal, Sprecherin der "Initiative gegen das Museumsmonster". Durch die Sache mit den Leitungen sei der Neubau unplanmäßig verzögert worden. Ein tonnenschweres Pfahlbohrgerät sei erst herbeigeschafft, dann wieder abtransportiert worden. Die Fehlplanung koste den Steuerzahler mindestens 3000 Euro pro Tag. Und: Das Gerät, das Stahlteile in den Boden rammt, könne die Substanz der Häuser gegenüber gefährden, sagt Jenal, die in so einem Haus wohnt.

Melcher rät zum Nachdenken. Wenn das Bohrgerät wirklich für Erschütterungen sorgen würde, wäre das Museum zuerst betroffen. Man habe es gerade deswegen gewählt, weil es "eine weitgehend erschütterungsfreie Bauweise" garantiere. Die Kunst im Museum sei mit Messgeräten gesichert, die gefährdende Erschütterungen anzeigen. Bisher habe es keinen Alarm gegeben. Um auf Nummer sicher zu gehen, werde man diese Woche einen neutralen Gutachter damit betrauen, die Nachbarhäuser im Blick zu behalten, damit die Stiftung "zweifelsfrei ausschließen kann, dass Schäden entstanden sind". Das Pfahlbohrgerät sei wie geplant eingesetzt worden. Bis zum nächsten planmäßigen Einsatz habe es die Firma auf eine andere Baustelle gebracht. Für den mit 14,5 Millionen Euro veranschlagten Neubau seien "sicher keine Zusatzkosten entstanden", sagt Melcher.

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