Kronzeuge gegen Casino-Räuber muss nicht hinter Gitter

Saarbrücken · . Der 46 Jahre alte Mann in Pullover und Jeans auf der Anklagebank des Landgerichts war Räuber, Einbrecher, Dieb und Hehler.

Er hat bereits mehrere Jahre hinter Gefängnismauern verbracht. Aber dieses Mal - nach der wohl schwersten Anklage seines Lebens - muss der Familienvater nicht hinter Gitter. Wegen acht Fällen von schwerem Raub mit Waffengewalt bis hin zum versuchten Einbruch verurteilten die Richter ihn gestern lediglich zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung.

Grund: Nach seiner Festnahme wegen vier kleinerer Delikte hatte der Beschuldigte 2009 eine umfassende Beichte über sein Leben als einer der sogenannten Casino-Räuber abgelegt und sich bereit erklärt, als Kronzeuge auszusagen. "Ich habe so etwas in 38 Jahren bei der Polizei noch nicht erlebt", sagte gestern der zuständige Kriminalbeamte vor Gericht. Der Mann habe bis ins Detail von 27 zum Teil schwersten Straftaten berichtet. Zwei der Taten seien der Polizei noch gar nicht bekannt gewesen, die Mehrzahl der Übrigen habe als nicht aufgeklärt gegolten.

Mithilfe des Kronzeugen wurde rekonstruiert, dass eine sechsköpfige Bande 2008/2009 Besucher der Saarbrücker Spielbank beobachtet hatte. Die Männer hätten geeignete Gewinner überfallen, oder sie seien bei ihnen eingebrochen. Auch Überfälle auf einen Verkaufswagen und einen Supermarkt sowie weitere Einbrüche gingen auf das Konto der Bande. Die Männer wurden deshalb bereits zu mehrjährigen Strafen verurteilt. Insgesamt zu 47 Jahren, so der Verteidiger.

Der Kronzeuge blieb unterdessen auf freiem Fuß. Er lebt bei seiner Familie, hat Arbeit. Und trotz diverser Morddrohungen sagte er in jedem Prozess gegen seine Ex-Mittäter aus. Fazit der Richter: Der Mann habe schwerste Straftaten verübt. Aber er habe auch geholfen, die Taten aufzuklären und die Verantwortlichen (wie sich selbst) zu bestrafen. Deshalb sei es vertretbar, ihn nicht erneut einzusperren.

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