Krötenretter stört kein Wetter

Warndt. Morgens um 7.30 Uhr am Warndtweiher: Eisig ist es hier, und ungemütlich. "Hochnebelartige Bewölkung", sagt der Wetterbericht. Die Amphibien im weitläufigen Waldgebiet sind über Nacht trotz der Kälte aktiv gewesen

 Beim Einsammeln der Kröten: von links Alexander Biehl, Jan Stähly und Ina Stähly. Foto: Walter Faas

Beim Einsammeln der Kröten: von links Alexander Biehl, Jan Stähly und Ina Stähly. Foto: Walter Faas

Warndt. Morgens um 7.30 Uhr am Warndtweiher: Eisig ist es hier, und ungemütlich. "Hochnebelartige Bewölkung", sagt der Wetterbericht. Die Amphibien im weitläufigen Waldgebiet sind über Nacht trotz der Kälte aktiv gewesen. "Bis zu vier Kilometer weit wandern die Tiere, um zu ihrem Laichplatz, dem Warndtweiher zu gelangen", berichtet Ina Stähly, eine der ehrenamtlichen Helferinnen im Bund für Natur- und Vogelschutz Warndt (Nabu).Die rücken jeden Abend mit Einbruch der Dunkelheit und frühmorgens morgens mit Taschenlampen, Warnwesten und warmen Klamotten zu den Standorten Warndtweiher, Krämbachtal, Simschel, Ziegelei- oder Werleweiher, Karlsbrunn und Wildpark Karlsbrunn aus, um an den vom Forst aufgestellten Amphibienzäunen Berg-, Faden-, Teich-, dem selten gewordenen Kammmolch, Waldkröten und Fröschen über die Straße zu helfen.

Der Sexual- beziehungsweise Selbsterhaltungstrieb zwingt Amphibien, zum Wasser zu wandern. Dort paaren sie sich und legen dann die befruchteten Eier zu Tausenden in Laichballen (Frösche), Laichschnüren (Kröten) oder als Einzeleier (Molche) ins Wasser. Aus Eiern werden Kaulquappen, aus Kaulquappen fertige Amphibien, die Verwandlung vom Kiemen- zum Lungenatmer ist perfekt.

Dummerweise müssen alle fortpflanzungswilligen Tiere zweimal in wenigen Wochen (als Hin- und als Rückläufer) die viel befahrene Straße überqueren. Dabei wurden früher viele paarungswillige Tiere auf ihren Wanderungen zur und vom Laichgewässer totgefahren. Bis sich Forstbehörden und Nabu der Sache annahmen, mit Hilfe der Krötenfangzäune, erzählt Wolfram Dörr, der seit Jahrzehnten im ehrenamtlichen Naturschutz tätig ist, das Feld aber heute gerne jüngeren Leuten überlässt.

Die treffen sich an jedem Morgen und Abend, um die Zäune abzugehen und die in Eimer geplumpsten Amphibien über die Straße bis hin zum Warndtweiher zu tragen, sie statistisch zu erfassen und dann ins kalte Wasser zur Begattung und Eiablage zu entlassen.

Besonders liebestoll sind Kröten: Während sich ihre Männchen (manchmal sogar mehrere auf einmal) von einem Weibchen bequem huckepack den ganzen Weg zum Laichgewässer schleppen lassen, um dort rund 3000 Eier (pro Tier) zu befruchten, nimmt die Krötenmama offensichtlich gelassen diese Strapaze auf sich, im Sinne der Arterhaltung.

Die freiwilligen Helfer scheuen sich ebenfalls nicht vor der Mühe, ständig früh aufzustehen und sich bei Wind und Wetter klamme Finger, kalte Nasen und manchmal auch nasse Füße zu holen: "Wir können nachweisen, dass die Population der Amphibien im Warndt seit Beginn unserer Rettungsaktionen wieder stark angestiegen ist", sagt Helfer Alexander Biehl. Seine Kollegin Heidi Lessel appelliert an alle Autofahrer, in Krötenwandergebieten wirklich nur Tempo 30 zu fahren: "Sonst werden die Tiere alleine durch den Luftdruck getötet."

 Schon der Luftdruck von auf der Straße vorüberfahrenden Autos kann die Tiere töten. Foto: Andreas Lander/dpa

Schon der Luftdruck von auf der Straße vorüberfahrenden Autos kann die Tiere töten. Foto: Andreas Lander/dpa

Nähere Auskunft gibt Juanita Laval-Wolf, Tel. (0 68 98) 43 96 93.

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