Kritik an Arbeitsbedingungen

Homburg · In einer frühmorgendlichen Aktion wollte die IG Metall am Freitagmorgen auf die aus ihrer Sicht kritischen Arbeitsbedingungen bei Variopack in Homburg hinweisen. Für die Belegschaft gab es bei der Aktion Seife und Handtücher.

Mit Seife und Handtüchern als Geschenke an die Belegschaft hat die IG Metall am Freitag auf die aus ihrer Sicht zu kritisierenden Arbeits- und Lohnbedingungen beim Homburger Unternehmen Variopack an der Bexbacher Straße aufmerksam gemacht.

Ralf Reinstädtler, der zweite Bevollmächtigte der IG Metall-Verwaltungsstelle Homburg-Saarpfalz, begründete die frühmorgendliche Aktion so: "Es geht uns heute darum, etwas für die Kollegen von Variopack zu erreichen, die Arbeitsbedingungen sind nicht in Ordnung." So sei die Bezahlung "nicht okay. Die Mitarbeiter arbeiten für sieben Euro in der Stunde. Zu diesen sieben Euro kriegen sie noch einen weiteren Euro ,Anwesenheitsprämie'. Dieser Euro wird im Krankheits- und Urlaubsfall abgezogen". Dies seien "gravierende Dinge", verdeutlichte Reinstädtler die Sicht der Gewerkschaft. "Zudem gab es in den zurückliegenden Jahren keine Lohnerhöhungen, dafür gab es Kürzungen beim Weihnachtsgeld." Auch habe das Unternehmen im Bereich der sanitären Ausstattung gespart, "es gibt kaum Seife und keine Handtücher. Deswegen verteilen wir heute Morgen beides".

Ralf Reinstädtler sah am Freitag aber nicht nur Variopack in der Verantwortung, sondern auch Bosch Homburg als Werkvertragspartner. Für Bosch erledige Variopack Dienstleistungen. Diese Entwicklung bezeichnete Reinstädtler als Trend. "Nachdem mit unseren tariflich erreichten Zuschlägen die Leiharbeit teurer geworden ist, versuchen Unternehmen, das gleiche Ziel mit anderen Mitteln zu erreichen. Und das ist eben das Thema Werkverträge."

Und weiter: "Wir haben ja nichts dagegen, dass Mitarbeiter bei Variopack arbeiten. Was aber nicht geht, ist, dass dies über Lohndumping geschieht und Mitarbeiter keinen Betriebsrat und keine tarifliche Bezahlung haben."

Bei Variopack selbst beurteilt man indes die Situation völlig anders. So erklärte Sieglinde Menges, zusammen mit Firmengründer Harald Borchert Geschäftsführer des Unternehmens, dass es Seife in ausreichendem Umfang gebe. Handtücher gebe es in der Tat nicht, "dafür haben wir entsprechende Handföns, wie man sie von Autobahnrastanlagen kennt". Auch halte das Unternehmen entsprechende Sozialräume und Duschen für seine Mitarbeiter bereit. Dementsprechend zeigte sich die Variopack-Geschäftsführerin überrascht von den Vorwürfen. Auch widersprach sie den Angaben der Gewerkschaft zur Lohnstruktur des Unternehmens. "Unsere 94 festangestellten Mitarbeiter im Bereich der Produktion verdienen im Schnitt 9,25 Euro."

Bei 17 befristet Beschäftigten läge der Lohn bei 8,50 Euro. Die Entlohnung schließe die von der Gewerkschaft kritisierte "Anwesenheitsprämie" mit ein, diese werde aber nur bei tatsächlichen Krankheitstagen vom Lohn abgezogen. Menges wies auch auf zusätzliche Sozialleistungen hin, so eine kostenlose Getränkeversorgung im Sommer und Veranstaltungen wie Betriebsfest und Weihnachtsfeier.

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