Kritik an amerikanischem KonzernSPD Limbach schließt sich Forderungen der IG Metall an

Limbach. Acht Monate lang war Markus Reinhardt beim Limbacher Drahtseilwerk Casar beschäftigt, am vergangenen Freitag erhielt er zusammen mit 20 weiteren Kollegen die Kündigung (wir berichteten). "Ich bin verheiratet, habe vier Kinder, und derzeit sieht es mit der Kündigung in der Hand richtig schlecht für mich aus", sagte er gegenüber unserer Zeitung

 Er ist eines der Gesichter der Casar-Krise: Wie 20 weitere Kollegen erhielt auch Markus Reinhardt (vorne) am vergangenen Freitag seine Kündigung. Foto: Thorsten Wolf

Er ist eines der Gesichter der Casar-Krise: Wie 20 weitere Kollegen erhielt auch Markus Reinhardt (vorne) am vergangenen Freitag seine Kündigung. Foto: Thorsten Wolf

Limbach. Acht Monate lang war Markus Reinhardt beim Limbacher Drahtseilwerk Casar beschäftigt, am vergangenen Freitag erhielt er zusammen mit 20 weiteren Kollegen die Kündigung (wir berichteten). "Ich bin verheiratet, habe vier Kinder, und derzeit sieht es mit der Kündigung in der Hand richtig schlecht für mich aus", sagte er gegenüber unserer Zeitung. Mit über 200 Kollegen der Casar und anderer Betriebe aus der Saarpfalz verschaffte Reinhardt gestern bei einer Kundgebung der IG Metall in der Nähe der Casar-Haupteinfahrt seiner Wut Luft. Und diese Wut, geäußert stellvertretend für die Betroffenen von Werner Cappel, dem ersten Bevollmächtigten der IG-Metall Verwaltungsstelle Homburg-Saarpfalz, und Hans Paltz, dem Betriebsratsvorsitzenden bei Casar, richtete sich auch gegen den US-amerikanischen Mutterkonzern Wireco. Der hatte Casar im Jahr 2007 übernommen. "Das amerikanische Management sieht in dieser Kundgebung eine Kriegserklärung", zitierte Cappel eine Aussage der deutschen Casar-Geschäftsführung. "Kriegserklärung ist ein falsches, ein brutales Wort." Cappel sparte nicht mit deutlichen Formulierungen. "Das Management vernichtet Arbeitsplätze, das Management bedroht damit Familien." Auch der Betriebsratsvorsitzende Hans Paltz ließ es an klaren Worten nicht fehlen. "59 Jahre war die Welt bei Casar in Ordnung. Dann kam von heute auf morgen ein amerikanisches Unternehmen und nahm uns allen den Glauben an die Solidarität." Und weiter: "Im August 2007 wurde die Entscheidung getroffen, Casar an Wireco zu verkaufen. Seit dieser amerikanische Konzern hier bei Casar im Hause ist, sind nur noch Probleme, Ängste und Sorgen um die Arbeitsplätze aufgetreten." So habe das Management dem Betriebsrat mit Versetzungen, Kündigungen und Auslagerungen gedroht. Einvernehmlich forderten sowohl die Belegschaft als auch Gewerkschaftsvertreter die Rücknahme der Kündigungen und die Aufnahme von Kurzarbeit als Mittel gegen die Wirtschaftskrise. Cappel: "Casar ist das erste Unternehmen in der Region, das aufgrund der Krise Mitarbeiter entlässt." Kirkels designierter Bürgermeister Frank John (SPD) machte am Rande der Kundgebung aus seiner Betroffenheit über die Entlassungen kein Hehl. "Das Ganze hat auch eine politische Dimension. Diese Entlassungen könnten für die Region der erste Dominostein sein. Wenn hier nicht mobil gemacht worden wäre, hätte das für andere Unternehmen ein Zeichen sein können, mit Entlassungen auf die Krise zu reagieren."Limbach. Nachdem die Firma Casar-Drahtseilwerke Saar in Limbach 21 Mitarbeitern gekündigt hat (wir berichteten), unterstützt der SPD-Ortsverein Limbach den Aufruf der IG Metall Saarpfalz, diese Kündigungen wieder zurückzunehmen. In den vergangenen Jahren sei es für Casar nur aufwärts gegangen, die Auftragslage sei sehr gut, und die Arbeitnehmer in Limbach hätten für das Unternehmen gute Gewinne erwirtschaftet. Umso unverständlicher seien die plötzlichen Entlassungen der Firma. "Das kann nicht einfach so hingenommen werden. Wir fordern Kurzarbeit statt Entlassungen", so Esra Limbacher, stellvertretender Vorsitzender des SPD-Ortsvereins, in einer Pressemitteilung.Die Kurzarbeit gebe Unternehmen die Möglichkeit, ihre Beschäftigten bei Auftragsrückgängen zu qualifizieren statt zu entlassen. Für die gekürzten Stunden erhielten die Beschäftigten 60 bis 67 Prozent des Lohnausfalls von der Bundesanstalt für Arbeit erstattet. Die SPD Limbach kritisierte in dem Schreiben das Vorgehen der Geschäftsführung: "So behandelt man keine Mitarbeiter, das ist einfach unwürdig", so Esra Limbacher. red

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