Kritik am Kauf des früheren "Kik"

St. Ingbert. Mit Hochdruck arbeiten die Handwerker an der Fassade und im Inneren des neuen Modegeschäftes in der St. Ingberter Fußgängerzone, Kaiserstraße 96. Wo bis im Sommer vergangenen Jahres der Textildiscounter "Kik" seinen Standort hatte, werden zwei ehemalige Mitarbeiterinnen von Sinn-Leffers, das in St

St. Ingbert. Mit Hochdruck arbeiten die Handwerker an der Fassade und im Inneren des neuen Modegeschäftes in der St. Ingberter Fußgängerzone, Kaiserstraße 96. Wo bis im Sommer vergangenen Jahres der Textildiscounter "Kik" seinen Standort hatte, werden zwei ehemalige Mitarbeiterinnen von Sinn-Leffers, das in St. Ingbert zum Monatsbeginn seine Filiale geschlossen hat, am Donnerstag Modeartikel der Marken "Street One", "Cecil" und "One Touch" anbieten. Die Stadt hat das Gebäude erworben und vermietet das Ladenlokal. Etwa 600 000 Euro hat sie nach eigenen Angaben in Kauf und Renovierung gesteckt. Der damit unter anderem verbundene Wunsch, Qualitätsgeschäfte in der Fußgängerzone zu halten, stößt allerdings nicht nur auf Befürworter.

Jürgen Braun, als Geschäftsmann in der Textilbranche der Stadt seit fast fünf Jahrzehnten aktiv, berichtet gegenüber der SZ: "Ich war selbst an dem Haus interessiert. Für 380 000 Euro hätte ich es kaufen können. Das Angebot liegt mir schriftlich vor." Er habe von der Sache allerdings Abstand genommen, da die Stadt massives Interesse bekundet habe und ein Vorkaufsrecht geltend machen konnte. Verwundert habe er später den gezahlten Kaufpreis zur Kenntnis genommen. Der teure Ankauf werde schließlich mit Steuergeld bezahlt.

An diesen Gedanken knüpfen auch die St. Ingberter Liberalen an. Ihr Vorsitzender Andreas Gaa sagt: "Bei Gesamtkosten von rund 600 000 Euro müsste der Laden für monatlich 4000 Euro oder mehr vermietet werden, was in der heutigen Zeit nicht machbar ist. Also wird die Ladenvermietung zu Lasten der St. Ingberter Steuerzahler subventioniert." Dazu komme, führt der Immobilienmakler weiter aus, dass die Stadt auf diesem Weg den Hauseigentümern in der Fußgängerzone Konkurrenz mache, die bei ihren Häusern nicht so ohne weiteres auf Mieteinnahmen verzichten könnten. Gaa fürchtet weiter "böses Blut" unter den Geschäftsleuten der Innenstadt, wenn einzelne in der Genuss "städtischer Vergünstigungen" kämen. Nach Einschätzung der FDP hätte "bei sauber durchgeführter Kosten- und Nutzenanalyse der Ankauf dieses Gebäudes nicht erfolgen dürfen". Während bei sonstigen Ausgaben der Stadt der Rotstift angesetzt werde, gebe man hier viel Geld aus, damit ein Mieter im Erdgeschoss günstig zu einem Ladenlokal komme.

Die Verwaltung hat auf diese Kritik noch nicht reagiert. Zum Erwerb äußerte sie aber bereits, das Gebäude sei auch aus anderen Gründen wichtig. Es reicht mit seiner Rückseite an die Blieskasteler Straße. Der Bauverwaltung schwebt vor, den sich anschließenden Platz hinter dem Bermudadreieck städtebaulich aufzuwerten.

Dafür, sagt wiederum Geschäftsmann Jürgen Braun, habe die Stadt nicht den gesamten Komplex erwerben müssen. Wenn das Interesse am hinteren Gebäudeteil so groß gewesen sei, hätte man das Haus splitten können.

"Bei Gesamtkosten von rund 600 000 Euro müsste der Laden für monatlich 4000 Euro oder mehr vermietet werden."

Andreas Gaa, FDP-Chef und Immobilienmakler

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