Kriminelles aus der Region

Wann und wie ist die Idee zu den saarländischen Kurzkrimis entstanden?Mayer: Wir haben bei der Krimianthologie "Letzte Grüße von der Saar" mitgeschrieben. Ohne lange zu überlegen, haben wir beide dafür Kurzkrimis geschrieben, die in Orten spielen, in denen wir zuvor als Reporterinnen mit der SR3-Aktion "Treffpunkt Ü-Wagen" im Einsatz waren

 Die beiden Reporterinnen Lisa Huth (links) und Karin Mayer. Foto: Dietze

Die beiden Reporterinnen Lisa Huth (links) und Karin Mayer. Foto: Dietze

Wann und wie ist die Idee zu den saarländischen Kurzkrimis entstanden?Mayer: Wir haben bei der Krimianthologie "Letzte Grüße von der Saar" mitgeschrieben. Ohne lange zu überlegen, haben wir beide dafür Kurzkrimis geschrieben, die in Orten spielen, in denen wir zuvor als Reporterinnen mit der SR3-Aktion "Treffpunkt Ü-Wagen" im Einsatz waren. Daraus ist die Idee entstanden, ein ganzes Krimibuch zu Treffpunkt Ü-Wagen zu machen.

Huth: "Treffpunkt Ü-Wagen" bedeutet: einmal im Monat gehen die SR3-Reporter in die ganz kleinen Orte im Saarland, wo normalerweise nicht viel passiert. Von dort aus berichten sie einen ganzen Tag lang über die Geschichten und Ereignisse, die den jeweiligen Ort aus machen. Die Reporter lernen die Dörfer und ihre Menschen also besonders gut kennen und können mit ihren Krimis aus dem Vollen schöpfen.

Die kurze Textpassage im Programm zum Festival erscheint ziemlich blutig. Und das im scheinbar so friedlichen Saarland. Wie lässt sich das vereinen?

Huth: Uns war es wichtig, die Orte vorzustellen. Kurzkrimis bieten da eine gute Möglichkeit. Die blutige Textpassage stammt übrigens aus der Feder einer Kollegin aus der Verwaltung, die sich als wahres Schreibtalent entpuppt hat.

Mayer: Bei unseren Recherchen in den kleinen Orten entdecken wir immer wieder auch dunkle Geschichten, über die man journalistisch nicht berichten kann. Im fiktiven Kurzkrimi ist aber alles möglich.

Spielen alle Krimigeschichten an den realen Orten, an denen Sie mit der Sendung "Treffpunkt Ü-Wagen" waren?

Mayer: Das ist eine Bedingung, die alle Autoren einhalten mussten.

Huth: Besonders schwer ist es nicht. "Treffpunkt Ü-Wagen" gibt es seit über zehn Jahren. Die Reporter konnten die Auswahl unter fast 150 Orten treffen.

Wie viel Lokalkolorit steckt in den Krimis?

Huth: Das kommt darauf an. Wenn ein Krimi besonders künstlerisch ist, dann kann er schon mal wenig davon haben. Wir hatten den Reportern aber ans Herz gelegt, auch die Orte und die Menschen selbst eine Rolle spielen zu lassen. Meistens hat das prima geklappt.

Mayer: Uns beiden war es generell wichtig, dass ein Porträt der Orte entsteht.

Sie haben ja gemeinsam auch den Krimi "Steinreich" geschrieben. Wie viel kriminelle Energie braucht es, um sich solche Geschichten auszudenken? Oder konnten Sie da aus ihren Erfahrungen als Reporter einiges übernehmen?

Huth: Ich denke, jeder Mensch hat grundsätzlich kriminelle Energie. Wilde Fantasien, wenn man gerade wütend ist, zum Beispiel. Die setzt man natürlich nie um. Wir haben sie schriftstellerisch genutzt. Leider können wir nicht mit dem Hauptdarsteller aus der Krimiserie "Castle" sagen, dass sie sich am besten bezahlt macht. Am Bestseller arbeiten wir nämlich noch.

Mayer: Von unseren Erfahrungen als Reporterinnen können wir nicht zehren. Da geht es um Fakten und nicht um Fiktion.

Wie viel von Familie, Kollegen oder Freunden steckt in Ihren Figuren? Oder ist alles frei erfunden?

Mayer: Die Kurzkrimis sind frei erfunden. Nur ganz selten kommen reale Personen darin vor, beispielsweise ein ehemaliger Ortsvorsteher von Bliesmengen-Bolchen hat mir das erlaubt. Familie und Freunde sind für mich keine Vorbilder.

Huth: Privates gehört für mich nicht in die Öffentlichkeit. Auch bei mir haben Hauptpersonen wie der lothringische Bürgermeister von Schwerdorff oder der Ortsvorsteher ihr Einverständnis gegeben. Auch dann wurden sie nicht eins zu eins in den Krimi übernommen, sondern eben als Figuren in einem neuen - kriminellen - Rahmen.

Was macht beim Krimi-Schreiben am meisten Spaß? Was fällt eher schwer?

Huth: Die Zusammenarbeit mit Karin macht einen Riesenspaß. Es erweitert jedes Mal den Horizont, wenn wir Ideen und Geschichten entwickeln. Einzelne Szenen müssen bei mir reifen, und plötzlich muss ich mich hinsetzen und sie runter schreiben. Wenn die fertige Szene oder Geschichte dann vor mir liegt, ist das ein großartiger Moment. Schwierig? Hm. Da fällt mir gar nichts ein.

Mayer: Die größte Hürde ist für mich immer, ein glaubwürdiges Verbrechen zu finden. Das war jedenfalls am Anfang so. Inzwischen lese ich viele Polizeimeldungen mit großem Interesse. Da kann man wirklich noch was lernen.

Kurz gesagt: Was ist das Spannende oder Außergewöhnliche an den Krimis?

Huth: Dass kleine saarländische Orte mit eine Hauptrolle spielen. Dass die sympathische Seite der Saarländer zutage kommt und wir dazu eine dunkle erfunden haben, die es so oder anders tatsächlich gegeben haben kann.

Mehr zu den Krimis aus der Heimat gibt's in der Lesung von Lisa Huth und Karin Mayer morgen, 4. Dezember, um 19 Uhr in der Villa Fuchs. Karten gibt's für sieben Euro. Weitere Informationen: Kreiskulturzentrum Villa Fuchs, Bahnhofstraße 25, Merzig, Tel. (0 68 61) 9 36 70 oder per E-Mail: info@villa-fuchs.de.

"Ich denke, jeder Mensch hat grundsätzlich kriminelle Energie."

Lisa Huth

"Die größte Hürde ist für mich immer, ein glaubwürdiges Verbrechen zu finden."

Karin Mayer

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