Weltkrebstag am 4. Februar Immer mehr Krebspatienten im Saarland auch seelisch krank
Saarbrücken · Mit dem Weltkrebstag am 4. Februar soll eine der häufigsten Todesursachen in das Bewusstsein der Bevölkerung gerückt werden. Psychologin Karin Benz von der IKK Südwest verweist auf psychoonkologische Hilfsangebote.
Jedes Jahr erkranken in Deutschland mehr als 500 000 Menschen neu an Krebs. Die Diagnose ist für die meisten ein Schock. Viele erkranken dann auch psychisch. Eine Auswertung unter den Versicherten der IKK Südwest in Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland zum Weltkrebstag am 4. Februar zeigt, dass zwischen 2016 und 2020 in der Region immer mehr Krebspatientinnen und Krebspatienten auch mit seelischen Beschwerden zu kämpfen hatten.
Karin Benz, Gesundheits- und Arbeitspsychologin der IKK Südwest erklärt: „Die Diagnose Krebs löst bei den meisten Menschen große Ängste aus – bis hin zu Todesangst. Man kann sich ohnmächtig, hilflos und ausgeliefert fühlen.“ Viele hätten mit Selbstvorwürfen und Selbstzweifel zu kämpfen, sie fragten sich: „Habe ich etwas falsch gemacht?“ oder „Bin ich stark genug, um diese Krankheit zu überstehen?“. Nach einer Schockphase und einer Phase, in der man die Erkrankung nicht wahrhaben wolle, werde man sich bewusst, wie real und ernst die Bedrohung sei. Dadurch komme es oftmals zu psychischen Beeinträchtigungen bis hin zu einer Depression.
Die Zahlen der IKK Südwest zeigen, dass psychische Leiden bei Krebskranken zwischen 2016 und 2020 am stärksten in Hessen mit rund 34 Prozent gestiegen sind. Im Saarland waren es 33 Prozent, in Rheinland-Pfalz 21 Prozent. Vor allem Männer waren betroffen. In Hessen und dem Saarland stiegen die entsprechenden Diagnosen innerhalb dieser fünf Jahre annähernd gleich stark um jeweils rund 47 beziehungsweise 48 Prozent, in Rheinland-Pfalz um 32 Prozent. Bei den Frauen waren es in Hessen rund 29 Prozent mehr, 28 Prozent im Saarland und rund 16 Prozent in Rheinland-Pfalz.
Die meisten der Betroffenen leiden an akuten und traumatischen Belastungsstörungen. Um diese schwierige Zeit auch psychisch gut zu überstehen, rät Karin Benz dazu, sich Hilfe zu suchen: „Es ist wichtig, sich zu verdeutlichen, dass die psychischen Reaktionen meist in Phasen verlaufen. Es wird immer wieder Zeiten der Mutlosigkeit, der Verzweiflung oder auch der Trauer geben. Dabei hilft es, sich seinen Ängsten und Befürchtungen zu stellen, offen und ehrlich darüber zu sprechen und sich professionelle Unterstützung zu holen. Da auch nach einer überstandenen Krebserkrankung im Hintergrund die Angst vor einem Rückfall weiter lauern kann ist es wichtig, sich auch damit auseinanderzusetzen.“ Für Erkrankte gibt es verschiedene Hilfsangebote, neben der klassischen Psychotherapie auch die psychoonkologische Betreuung, welche die Landeskrebsgesellschaften in Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland anbieten.