Kranke Kinder fördern, deren Eltern entlasten

Tholey · Modellprojekt der Palliativversorgung soll in Tholey entstehen.

 Blick auf das ehemalige Schwesternhaus in Tholey. Das Gebäude soll abgerissen werden. Foto: Schneider

Blick auf das ehemalige Schwesternhaus in Tholey. Das Gebäude soll abgerissen werden. Foto: Schneider

Foto: Schneider

Der Name des Vereins verrät dessen Ziel und zugleich den einst angedachten Ort, dies zu realisieren: Seit vielen Jahren macht sich der Förderverein Kinderhospiz Heiligenborn für eine solche Herberge für schwerstkranke Kinder stark. Aus der Idee, dies in dem einstigen Kloster Heiligenborn in Bous zu realisieren, wurde aber nichts. Im Oktober 2014 rückte ein anderes, noch intaktes Kloster, oder besser gesagt, eines seiner Gebäude in den Blickpunkt des Vereins. Dessen Vorsitzender Peter Josef Kiefer berichtete vor mehr als zwei Jahren der SZ von der Idee, aus dem ehemaligen Schwesternhaus der Tholeyer Abtei, das damals gerade vom Verein Geistliches Zentrum Benediktinerabtei gekauft worden war, ein Kinderhospiz zu machen.

Am Montag wurde nun das "Haus am Klostergarten" vorgestellt: die alte Idee mit neuem Konzept und neuen Partnern. Mit der St. Jakobus Hospiz gGmbH und der Unternehmerfamilie Meiser sowie in Abstimmung mit dem saarländischen Sozialministerium soll das Modellprojekt "Kurzzeitwohnen mit integrierter Palliativversorgung - fördern, entlasten, begleiten" entstehen. Eine Studie, die der Verein in Auftrag gegeben hatte, kam zu dem Ergebnis, dass es einen Bedarf für ein Kinderhospiz gebe, aber nicht in der angedachten Größenordnung.

Anders sieht es hingegen in Sachen Kurzzeitpflege für junge Patienten aus. Nach Angaben des Sozialministeriums leben im Saarland 1900 schwerbehinderte Kinder und Jugendliche, die meist von ihren Familien betreut und gepflegt werden. "Diese Familien brauchen Entlastung, und die Kinder müssen gefördert und versorgt werden", sagte Paul Herrlein, Geschäftsführer der St. Jakobus Hospiz gGmbH. Der künftige Träger des Hauses am Klostergarten ist seit 23 Jahren schwerpunktmäßig in den Bereichen ambulantes Hospiz und Palliativmedizin tätig - zunächst nur bei Erwachsenen. Als erstes Projekt für schwerkranke Kinder entstand der Kinderhospizdienst Saar. Seit 2010 gibt es ein Team für spezialisierte ambulante Palliativversorgung für die jungen Patienten, das aus vier Kinderärzten, acht Pflegern und einem Sozialarbeiter besteht.

In dem Haus in Tholey sollen schwerstkranke Kinder gefördert und versorgt werden. Aber auch die Begleitung durch den Kinderhospizdienst und das Palliativteam ist möglich. Herrlein erinnerte sich an die Aussage, die eine Mutter einst ihm gegenüber gemacht hatte: "Ich lebe mit der Sorge, dass ich am Morgen an das Bett meines Kindes gehe und es nicht mehr lebt." Eine belastende Situation. Entlastung soll das "Haus am Klostergarten" bieten, auch indem es ablenkt vom Alltag.

 Ausschnitt aus der Präsentation: So soll das „Haus am Klostergarten“ in Tholey aussehen. Foto: FLOSUNDK ARCHITEKTUR + URBANISTIK GMBH

Ausschnitt aus der Präsentation: So soll das „Haus am Klostergarten“ in Tholey aussehen. Foto: FLOSUNDK ARCHITEKTUR + URBANISTIK GMBH

Foto: FLOSUNDK ARCHITEKTUR + URBANISTIK GMBH

Bewusst liege die Einrichtung nicht in der Nähe von Krankenhäusern, sondern in einer Region, die einiges zu bieten habe, sagte Herrlein. Mit den Planungen ist die St. Jakobus Hospiz-Gesellschaft erst seit vergangenem Herbst befasst. Einige juristische und betriebswirtschaftliche Fragen müssten noch geklärt werden, aber Herrlein hofft, das "Haus am Klostergarten" Anfang 2019 eröffnen zu können. Dann stehen zwölf Plätze für schwerkranke Kinder und Jugendliche sowie zwei Familienzimmer zur Verfügung. Es sei ein innovatives Projekt, sagte Herrlein der SZ. "Wir sind ambulant tätig, insoweit begeben wir uns auf Neuland. Mit Eingliederung hatten wir bisher nichts zu tun. Aber wir trauen uns das zu." Es sei wichtig, dass die Eltern darauf vertrauen können, dass ihre Kinder gut versorgt werden, damit sie auch loslassen können. Er tritt auf die Euphoriebremse und macht darauf aufmerksam, dass es noch offen sei, ob das Projekt auch wirklich gelingt. "Aber wir hätten es nicht gemacht, wenn wir es nicht wirklich als Möglichkeit für Familien sehen würden." Auch Sozialministerin Monika Bachmann (CDU) machte deutlich, dass es eine solche Einrichtung noch nicht gibt: "Wir sind bereit, den Brückenschlag zu machen zwischen Eingliederung und Palliativmedizin." Nach Angaben des Ministeriums hat die Landesregierung für den Anteil der Eingliederungshilfe, deren Aufgabe es ist, behinderte Menschen in die Gesellschaft zu integrieren, einen Tagessatz von 230 Euro in Aussicht gestellt.

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