Kopfball & Co. im Museum

Saarbrücken. Der ehemalige Torhüter des 1. FC Saarbrücken und kommende Trainer von Borussia Neunkirchen, Dieter Ferner, versucht einen über die Linie kullernden Ball noch aus dem Tor zu gucken. Es ist nur eins von 120 Fotos, die ab kommenden Sonntag im Historischen Museum Saar ausgestellt werden

 HSV-Stürmer Uwe Seeler im Kopfballduell mit dem Neunkircher Borussen Erich Leist im Jahre 1965. Das Spiel endete 1:1.

HSV-Stürmer Uwe Seeler im Kopfballduell mit dem Neunkircher Borussen Erich Leist im Jahre 1965. Das Spiel endete 1:1.

Saarbrücken. Der ehemalige Torhüter des 1. FC Saarbrücken und kommende Trainer von Borussia Neunkirchen, Dieter Ferner, versucht einen über die Linie kullernden Ball noch aus dem Tor zu gucken. Es ist nur eins von 120 Fotos, die ab kommenden Sonntag im Historischen Museum Saar ausgestellt werden. Wenn es in den letzten 60 Jahren darum ging, die Namen der besten deutschen Sportfotografen aufzulisten, wurde Ferdi Hartung zuerst genannt. Der 81-Jährige, der in Saarbrücken-Malstatt geboren wurde, prägte die Branche mit seinen Aufnahmen über Jahrzehnte wie kein Zweiter.In vergrößerten und auf Leinwänden gedruckten Fotos geht der Blick in die 1960er Jahre zurück, als im Saarland noch Spitzenfußball geboten wurde. Anlass für die Ausstellung, die das Museum mit dem Saarländischen Landesarchiv präsentiert, ist der 50. Geburtstag der Fußball-Bundesliga. "Das eigentliche Bundesliga-Jubiläum findet zwar erst im nächsten Jahr statt, jedoch wollten wir nicht als eine von vielen Veranstaltungen kaum wahrgenommen werden. Außerdem fiel am 28. Juli 1962 auf dem DFB-Bundestag, unter maßgeblicher Beteiligung von Hermann Neuberger, der Beschluss zur Gründung der neuen Liga", begründet der Direktor des Historischen Museums Saar, Gerhard Ames, den "frühen" Zeitraum der Ausstellung.

1954 nach dem "Wunder von Bern" war klar, welches die Berufung Hartungs war, der über einige seiner ausgestellten Fotografien staunte. "Habe wirklich ich das Foto geschossen?", fragt er in die Runde. Kein Wunder bei über 300 000 Bildern, die er über die Jahre machte und sie nun alle dem Landesarchiv zur Verfügung stellte. Seine Anfänge hat er noch genau vor Augen. "Beim WM-Finale 1954 gegen Ungarn waren wir nur drei deutsche Fotografen. Die Bilder waren natürlich sehr gefragt. Ein Jahr später gründete ich die Fotoagentur Hartung und arbeitete für die Saarbrücker Zeitung", blickt der gelernte Drogist zurück.

Anschließend macht er klar, worauf es beim Beruf des Sportfotografen ankommt. "Ein guter Fotograf ist nicht gleich ein guter Sportfotograf. Er muss die Bewegungsabläufe in den verschiedenen Sportarten kennen." Hartung kennt sie zweifelsohne. Davon kann sich jeder Fußballfan und Fotografie-Interessierte überzeugen. Mit der technischen Ausrüstung der 60er Jahre hatte Hartung nur einen "Schuss", um das perfekte Foto zu schießen. Serienfotos waren erst ab den 70er Jahren möglich.

Ausgestellt werden Bilder aus den ersten vier Bundesligaspielzeiten, zwischen 1963 und 1968, als der 1. FC Saarbrücken und Borussia Neunkirchen zeitweise der Liga angehörten. Die 90 Minuten des Fußballspiels werden bei dieser Ausstellung in Einheiten gegliedert wie "Vor dem Spiel", "Anstoß", "Torgefahr", "Zuschauer und Fans" bis zur Rubrik "Nach dem Spiel". Spielberichte aus der Saarbrücker Zeitung, kurze Radio- und Fernsehreportagen ergänzen die Schwarz-weiß-Werke Hartungs.

Zudem verwandelte sich das Historische Museum Saar durch gestalterische Elemente wie Kunstrasen und von der Decke hängende Bälle in einen wahren Fußballfan-Tempel. Die Ausstellung soll aber ebenso eine Hommage an die Sportfotografie und einen Ihrer bedeutendsten Vertreter sein.

Ausstellung "90 Minuten. Mit Ferdi Hartung in die Bundesliga" zwischen dem 6. Mai und 30. September im Historischen Museum Saar in Saarbrücken am Schlossplatz. Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Freitag und Sonntag von 10-18 Uhr, Donnerstag von 10-20 Uhr sowie Samstag von 12-18 Uhr. Der Eintritt beträgt 3 Euro, ermäßigt 1,50 Euro.

historisches-museum.org

"Ein guter Fotograf ist nicht gleich ein guter Sport-

fotograf!"

 Der Dortmunder Franz "Goldköpfchen" Brungs setzt am 29. August 1964 im Ellenfeldstadion zum Kopfball an. Am Ende behielt der BVB mit 2:1 die Oberhand. Fotos: Hartung/Landesarchiv Saarbrücken

Der Dortmunder Franz "Goldköpfchen" Brungs setzt am 29. August 1964 im Ellenfeldstadion zum Kopfball an. Am Ende behielt der BVB mit 2:1 die Oberhand. Fotos: Hartung/Landesarchiv Saarbrücken

 Die Kamera immer zur Hand: Ferdi Hartung

Die Kamera immer zur Hand: Ferdi Hartung

Ferdi Hartung

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