Kooperation ist wohl das verkehrte Wort

Kooperation ist wohl das verkehrte WortZu "Spurensuche in der Vergangenheit", SZ vom 28. August:Redakteur Jürgen Neumann schreibt: "Die überwiegende Mehrheit der evangelischen und katholischen Pfarrer hat mit den Nazis kooperiert, was aber nicht immer Zustimmung bedeutete

Kooperation ist wohl das verkehrte Wort

Zu "Spurensuche in der Vergangenheit", SZ vom 28. August:

Redakteur Jürgen Neumann schreibt: "Die überwiegende Mehrheit der evangelischen und katholischen Pfarrer hat mit den Nazis kooperiert, was aber nicht immer Zustimmung bedeutete." Bis heute hält sich das Vorurteil, "die Kirche" habe mit den Nazis zusammengearbeitet. Dies stimmt aber nicht. Während die römisch-katholische Kirche im Vorfeld der Machtergreifung Hitlers den Nationalsozialismus stark kritisierte, ließ sie sich zwar durch den aus Wallerfangen stammenden Beauftragten der NS-Reichsregierung, Vizekanzler Franz von Papen, im Juli 1933 auf das berüchtigte Reichskonkordat ein, merkte aber noch im gleichen Jahr, welch ein Fehler dies war. 1937 erschien mit der Enzyklika "Mit brennender Sorge" des Papstes Pius XI. ein mutiges Wort, das wider Erwarten jedoch eine Welle weiterer Verfolgungen auslöste. Nein, die katholische Kirche war keine "Heilige" in jener Zeit, sie war ängstlich und passte sich an; dennoch zeigen die Fakten für die Pfalz und Saarpfalz einen deutlichen Trend: sechs Priester im KZ - kein evangelischer Pfarrer; 57 Priester erhielten Haftstrafen - ganze vier auf evangelischer Seite. Jeder fünfte Geistliche der Landeskirche war NSDAP-Mitglied - dagegen nur zwei katholische Priester im gesamten Bistum Speyer, die von Bischof Ludwig Sebastian ihres Amtes enthoben wurden. "Kooperation" ist hier wohl das verkehrte Wort, zu unterschiedlich waren die beiden Kirchen in ihrem Verhältnis zum Staat. Genaueres erfährt man in dem Buch "Konfession und Nationalsozialismus: evangelische und katholische Pfarrer in der Pfalz 1930-1939" von Thomas Fandel.

Hans-Joseph Britz,

Bexbach

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