Konsulatslehrer kommen auf den Prüfstand

Saarbrücken · Das saarländische Bildungsministerium will die Konsulatslehrer abschaffen. Konsulatslehrer gibt es seit den 60er Jahren. Damals wollte man den Kindern von Gastarbeitern die Möglichkeit geben, in ihrer Muttersprache unterrichtet zu werden, damit sie die Verbindung zur Sprache und Kultur ihrer Heimat beibehalten. Tatsächlich sei es darum gegangen, die Kinder auf eine mögliche Rückkehr in ihre Heimat vorzubereiten, sagt eine Sprecherin des Ministeriums. Die Lehrer werden vom jeweiligen Konsulat ausgesucht, sie werden von ihrem Heimatstaat ausgebildet und bezahlt. Derzeit gibt es Konsulatsunterricht im Saarland für türkische und italienische Schüler.

Heute habe der muttersprachliche Unterricht eine andere Bedeutung, sagt die Sprecherin. Mehrere Sprachen zu beherrschen, sei in einer zusammenwachsenden Welt zunehmend wichtig und stelle eine Bereicherung dar. Deshalb plane das Ministerium, die Verordnung über den muttersprachlichen Unterricht zu überarbeiten. Bislang liegt es im freien Ermessen des jeweiligen Herkunftsstaates, wie Methoden und Inhalte des Sprachunterrichts gestaltet werden. Dem will das Ministerium einen Riegel vorschieben und die Inhalte in Lehrplänen festschreiben. Darüber soll nun auch in den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und SPD diskutiert werden.

Mit den aktuellen politischen Entwicklungen in der Türkei habe das Ganze nichts zu tun, sagt die Sprecherin. Der Saarländische Rundfunk hatte berichtet, die Konsulatslehrer würden vor dem Hintergrund des Referendums auf den Prüfstand gestellt. Laut der Sprecherin wurde aber bereits im vergangenen Jahr eine Arbeitsgruppe im Bildungsministerium eingesetzt, die die Verordnung überarbeiten soll. Im Saarland unterrichten derzeit 15 Türkisch-Lehrer rund 600 Schüler an 35 Grundschulen, zwölf Gemeinschaftsschulen und drei Gymnasien.

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