Schwächelnde Konjunktur Saarland will Hilfe für Wirtschaft aus Berlin

Saarbrücken · Fast überall in Deutschland wächst die Wirtschaftskraft - nur im Saarland ist das Bruttoinlandsprodukt rückläufig. Strukturwandel und Brexit machen dem Bundesland zu schaffen, sagt die Wirtschaftsministerin. Und fordert Hilfe vom Bund.

 Saar-Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) hält die Hände offen. Sie fordert Unterstützung von Berlin wegen schwächelnder Konjunktur in ihrem Bundesland.

Saar-Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) hält die Hände offen. Sie fordert Unterstützung von Berlin wegen schwächelnder Konjunktur in ihrem Bundesland.

Foto: dpa/Oliver Dietze

Als einziges Bundesland hat das Saarland im vergangenen Jahr einen Rückgang seiner Wirtschaftskraft verzeichnen müssen. Preisbereinigt sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach vorläufigen Zahlen um 0,8 Prozent zurückgegangen, teilte das Statistische Amt des Saarlandes am Freitag (29. März) mit. Deutschlandweit legte das BIP 2018 demnach dagegen real um 1,4 Prozent zu.

Das Amt führt die Einbußen auf die schlechte Konjunktur im verarbeitenden Gewerbe und damit in den Schlüsselbranchen der Saarwirtschaft zurück. Das verarbeitende Gewerbe mache fast drei Viertel des Gesamtumsatzes aus, ein größerer Anteil an der Gesamtwirtschaft als in den meisten anderen Bundesländern.

Der Umsatz des größten Industriezweigs des Saarlands, der Automobilindustrie, schrumpfte um 6,1 Prozent. Besonders der um 9,5 Prozent zurückgegangene Export machte sich hier bemerkbar. Im Maschinenbau ging der Umsatz um 9,3 Prozent zurück. Die Stahlindustrie verzeichnete hingegen eine Umsatzverbesserung um 2,1 Prozent.

Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) sagte über die neuen Zahlen: „Energiewirtschaft und Automobilindustrie stehen mitten in einem grundlegenden Strukturwandel. Hinzu kommt seit Monaten der drohende Brexit, der das Exportgeschäft bereits stark belastet. Das trifft unser Bundesland – das als ehemaliges Bergbaurevier bereits einen Strukturwandel bewältigt hat - besonders hart.“ Die Zahlen seien aber nicht schönzureden und für sie ein Grund, in Berlin für Strukturhilfen für das Saarland zu werben. „Die Folgen des Brexits, aber auch des tiefgreifenden Strukturwandels in der Autoindustrie kann kein Bundesland alleine abfangen“, sagte sie. Die Bundesregierung müsse endlich eine konkrete Industriestrategie auflegen und den exportorientierten Zweigen unter die Arme greifen.

Die aktuellen Zahlen seien besorgniserregend, sagte der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Saarland, Heino Klingen. Es sei der vierte Wachstumseinbruch in den vergangenen sieben Jahren. „Sorge macht dabei vor allem, dass die binnenwirtschaftlichen Wachstumskräfte kaum noch in der Lage sind, Schwächen im Exportgeschäft aufzufangen“, sagte er. Die Landesregierung solle deshalb überprüfen, ob die für 2020 geplante Investitionsoffensive nicht in Teilen vorgezogen werden kann.

In den anderen Bundesländern stieg das BIP an. Den größten Zuwachs gab es im vergangenen Jahr in Berlin (3,1 Prozent), Hessen (2,2 Prozent) und Bremen (2,1) Prozent. Die aktuellen Zahlen gehen laut Statistischem Amt auf vorläufige Ergebnisse der Auswertung aktueller Wirtschaftsstatistiken durch den Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“ zurück. Die Datenbasis sei sehr begrenzt, weshalb die Aussagekraft der Zahlen noch stark eingeschränkt sei, teilte das Statistische Amt des Saarlandes mit.

(dpa)
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