Kommunen lassen Brunnen fließen

Saarbrücken. Wenn alle Brünnlein fließen, dann muss man trinken, empfiehlt ein altes Volkslied. Es plätschert an rund 365 Brunnen im Land. Die hat das Institut für aktuelle Kunst im Saarland bislang erfasst, plus einer unbekannten Anzahl im zweistelligen Bereich. Getrunken werden kann jedoch nur aus den Eckbrunnen am Großen Markt in Saarlouis

 Einer der Eckbrunnen am Großen Markt Saarlouis. Ihr Wasser ist trinkbar - Saarlouis bewahrt diese Tradition in Erinnerung an die Vergangenheit als Festungsstadt. Fotos: Sabine Graf

Einer der Eckbrunnen am Großen Markt Saarlouis. Ihr Wasser ist trinkbar - Saarlouis bewahrt diese Tradition in Erinnerung an die Vergangenheit als Festungsstadt. Fotos: Sabine Graf

Saarbrücken. Wenn alle Brünnlein fließen, dann muss man trinken, empfiehlt ein altes Volkslied. Es plätschert an rund 365 Brunnen im Land. Die hat das Institut für aktuelle Kunst im Saarland bislang erfasst, plus einer unbekannten Anzahl im zweistelligen Bereich. Getrunken werden kann jedoch nur aus den Eckbrunnen am Großen Markt in Saarlouis. Einst sicherten sie im Belagerungsfall die Trinkwasserversorgung in der Festungsstadt. Heute sind die Brunnen an das städtische Trinkwassernetz angeschlossen, erklärt der Leiter des Städtischen Betriebshofes, Hans Werner Strauß. Wenn Brunnen nicht mehr fließen, dann in Außenbezirken der Stadt, an wenig besuchten und für Vandalismus anfälligen Orten, fügt er hinzu.

Friedrichsthal verfügt gleich über zwei neue Brunnen, bezahlt mit Geldern aus dem Städtebauförderprogramm, erklärt Annette Kuhn von der Stadtverwaltung: "Ohne diese Förderung hätten die Projekte, aber auch die komplette Stadtmitte-Sanierung nicht umgesetzt werden können." Gespeist werden die Brunnen mit Quellwasser - nicht nur eine ökologische, sondern auch eine ökonomische Entscheidung. Lediglich für den Pumpenbetrieb fallen Kosten an. Dazu kommt ein geringer Wartungsaufwand, den der Betriebshof übernimmt. Friedrichsthal steht dabei stellvertretend für viele andere Städte, die auf Wasserspiele nicht verzichten wollen, denn Brunnen sind, so Kuhn, "weiche Standortfaktoren im Rahmen des Stadtmarketings".

Dörfer bauen Brunnen

Das gilt auch für Dörfer, die mittels des Programms "Tatort Dorfmitte" einen Brunnen bauen. 3000 Euro gibt dafür das Ministerium, diesem Betrag angemessene 200 Arbeitsstunden steuert eine Gemeinde bei, sagt Otmar Weber, Leiter der beim Umweltministerium angesiedelten "Agentur ländlicher Raum". Hier sprudelt Quell- und damit Trinkwasser, bemerkt er. Jedoch verlangt das eine regelmäßige Prüfung auf Kosten der Betreiber. Da sitzt eine Gemeinde oder ein Dorf angesichts der dafür anfallenden Kosten schnell auf dem Trockenen: Wenn alle Brünnlein fließen, muss man haften.

"Der Brunnen soll genutzt werden, nur ist das ein individuelles Risiko", erklärt auch Jürgen Recktenwald vom Gebäudemanagement Saarbrücker Schloss und verantwortlich für den von Gottfried Böhm entworfenen Brunnen auf dem Schlossplatz. Dort verweist ein vor drei Jahren am Brunnen aufgestelltes Schild auf mögliche Risiken. Damit die Brünnlein fließen, muss man sie schrubben. Jeweils zwei Arbeiter sind dreimal im Monat mehrere Stunden im Einsatz. "Da kommt was zusammen", meint Böhm. Insgesamt fallen rund 1000 Euro im Monat an. Doch der Brunnen gehöre notwendig zu Böhms Konzept vom Bürgerschloss und des "Ortes als Erlebnis".

"Wenn es geht, vermeiden wir Wasserflächen", erklärt hingegen Beatrice Färber vom Staatlichen Hochbauamt. Denn baut die öffentliche Hand ein Gebäude, ist von der Gesamtsumme ein bestimmter Prozentsatz für Kunst aufzuwenden. Nach Fertigstellung und Einweihung gehen Gebäude und Kunst an den Nutzer über. Der kommt fortan für Wartung und Pflege auf, wobei Brunnen sehr anfällig sind, weiß sie. Diese Einsicht teilt man auch in der Landeshauptstadt, bestätigt Pressesprecher Thomas Blug. Stilllegungen seien nicht geplant, jedoch "kann es auch etwas länger dauern als noch vor Jahren, bis zerstörte Brunnen oder defekte Pumpanlagen repariert werden." Die jährlichen Kosten für die 16 Brunnen betragen "rund 22 000 Euro für Strom und Wasser, rund 42 000 Euro für Reinigung und Wartung. Dazu kommen noch weitere 10 000 Euro für Reparaturen. Weitere Kosten entstehen durch Vandalismus", so Blug. Je einfacher ein Brunnen, desto geringer die Kosten für seinen Unterhalt, das gilt auch für die vom Saarbrücker Grünflächenamt versorgten 41 Brunnen in Grünanlagen: "Schätzungsweise kostet ein kleiner Brunnen ohne Pumpenleistung etwa 800 Euro pro Jahr an Reinigung sowie an baulicher und gärtnerischer Unterhaltung der Umgebung. Ein aufwendiger Brunnen in der Innenstadt erfordert mindestens das Zehnfache." Dennoch sind Brunnen nicht allein nach ihren Kosten zu beurteilen, denn sie, betont Blug, "können nach unserer Ansicht sehr wohl identitätsstiftende Elemente sein."

 Am Brunnen vor dem Saarbrücker Schloss wird vor möglichen Risiken gewarnt.

Am Brunnen vor dem Saarbrücker Schloss wird vor möglichen Risiken gewarnt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort