Corona-Impfungen im Saarland Hans hat sich beim Thema Impfen im Ton vergriffen

Meinung | Saarbrücken · Mit seinem Hinweis, man müsse den „sozialen Druck“ auf Impfunwillige erhöhen, geht Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) eindeutig zu weit.

Kommentar: Tobias Hans Aufruf zu "sozialem Druck" bei Corona-Impfung
Foto: dpa/Oliver Dietze

Die Misere zeichnet sich immer klarer ab: An Impfstoff, selbst an Biontech, mangelt es mittlerweile nicht mehr. Und trotzdem stockt das Impfen: Gedankenlos verbummeln Bürger Impftermine, nehmen es angesichts niedriger Inzidenzwerte allzu lässig. Getreu dem Motto: Wenn genügend andere sich impfen lassen, warum soll ich das auch noch tun? Die anderen schützen mich ja mit. Von den Impfskeptikern ganz zu schweigen.

Kein Wunder, dass die Politik dagegenhalten will. Und mit allen möglichen und unmöglichen Mitteln versucht, die Impfbereitschaft zu erhöhen. Lotterien als Impfanreiz gehört da noch zu den vielleicht kuriosen, aber harmlosen Vorschlägen. Problematisch wird’s, wenn Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) davon redet, man müsse den „sozialen Druck“ auf die bislang Impfunwilligen erhöhen. Wie am Montagfrüh im ZDF-Morgenmagazin. Damit hat er sich nicht nur im Ton vergriffen. Und leider stoßen viele seiner Parteifreunde in dasselbe Horn. Denn ganz sicher kann es nicht Aufgabe der Politik sein, zu „sozialem Druck“ aufzurufen. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Dass sich möglichst viele impfen lassen, ist notwendig, damit wir alle wieder zu einem halbwegs normalen Leben zurückfinden können. Doch solange eine Impfung freiwillig ist, gilt es auch für Tobias Hans, diese Freiwilligkeit zu akzeptieren, schließlich ist er nicht nur der Ministerpräsident der Geimpften.

Darüber hinaus zögern manche ja auch aus nachvollziehbaren Gründen: Noch gibt es nämlich keine verlässlichen Aussagen zu möglichen Langzeitfolgen der Corona-Schutzimpfungen. Es kann sie noch gar nicht geben. Deshalb kann und muss Politik versuchen, zu überzeugen. Aber sie kann sicher nicht dazu aufrufen, auf eine bestimmte Bevölkerungsgruppe „sozialen Druck“ auszuüben.  

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