Können Computerspiele die Gesundheit fördern?

Dagstuhl. Durch den Wandel des Lebensstils häufen sich diverse Erkrankungen bei jüngeren und älteren Menschen - und dies trotz stets neuer Erkenntnisse über medizinische Zusammenhänge

Dagstuhl. Durch den Wandel des Lebensstils häufen sich diverse Erkrankungen bei jüngeren und älteren Menschen - und dies trotz stets neuer Erkenntnisse über medizinische Zusammenhänge. Können mit Sensoren bestückte Smartphones, gesundheitsfördernde Computerspiele und spezielle Dienste im Internet Abhilfe schaffen? Über diese und weitere Fragen diskutieren internationale Experten beim Dagstuhl-Seminar "Future Internet for eHealth", das vom 3. bis 6. Juni auf Schloss Dagstuhl, dem Leibniz-Zentrum für Informatik im nördlichen Saarland, stattfindet."Das Leben im 21. Jahrhundert ist paradox" erklärt Katarzyna Wac von der Fakultät Ökonomie und Soziales an der Universität Genf, und führt weiter aus, "die Fortschritte in der Medizin ermöglichen uns, sehr alt zu werden, jedoch erhöht unser veränderter Lebensstil die Wahrscheinlichkeit, dauerhaft zu erkranken".

Die promovierte Informatikerin forscht an eHealth im "Future Internet". Unter dem Begriff "Future Internet" fassen Forscher und Politiker neue Ansätze zusammen, die beim Netz der Netze eine bessere Unterstützung von Mobilität, weniger Ausfall und mehr Sicherheit sicherstellen sollen. Wac will das "Future Internet" nutzen, um die gesundheitliche Entwicklung von einzelnen Personen und ganzen Bevölkerungsgruppen zu verbessern. Zusammen mit Professor Paolo Bonato, Lehrbeauftragter an dem Fachbereich "Physical Medicine and Rehabilitation" der medizinischen Fakultät der US-amerikanischen Elite-Universität Harvard, Professor Markus Fiedler vom schwedischen Blekinge Institute of Technology und Professor David Hausheer von der Technischen Universität Darmstadt organisiert sie das Seminar "Future Internet for eHealth".

Mini-Gesundheitsassistent

Einzelne Entwicklungen lassen die Forscher bereits aufhorchen: Smartphones sind jetzt schon mit so vielen Sensoren ausgerüstet, dass sie leicht auch als Gesundheitsassistenten in Miniaturformat dienen können. Im Zusammenspiel mit Computerspielen, so genannten "Serious Games", können die internetfähigen Smartphones sogar Jugendlichen den Übergang zu einer gesünderen Lebensweise erleichtern oder ältere Menschen für körperliche Übungen motivieren."Die Puzzlestücke sind da", erklärt Wac. Doch um diese zu einem Ganzen zusammenzufügen, das wirtschaftlich nachhaltige Krankenpflege und verbesserte Lebensqualität garantiere, so Wac, müsse man noch einige Fragen beantworten: Wo besteht noch besonderer Forschungsbedarf? Was sind die wichtigsten medizinischen Anwendungen im Internet? Welchen Qualitätsanforderungen müssen sie genügen? Wie sehen die Geschäftsmodelle aus, um diese zu finanzieren?

Während des mehrtägigen Seminars sollen Antworten auf diese und weitere Fragen erarbeitet werden. Die Organisatoren haben dazu Experten aus den Bereichen Gesundheitswesen, Altenpflege, Versicherungen, aber auch aus den Fachgebieten Mensch-Maschine-Interaktion und Internet-Technologie eingeladen. Zu ihnen gehört auch Kevin Patrick, Professor für Familien- und Präventivmedizin an der University of California im US-amerikanischen San Diego und Herausgeber des "American Journal of Preventiv Medicine". red

Hintergrund

Schloss Dagstuhl lädt das ganze Jahr über Wissenschaftler aus aller Welt ins nördliche Saarland ein um über neueste Forschungsergebnisse in der Informatik zu diskutieren. Mehr als 3000 Informatiker von Hochschulen, Forschungseinrichtungen und aus der Industrie nehmen jährlich an den wissenschaftlichen Veranstaltungen in Dagstuhl teil. Seit 2005 gehört Schloss Dagstuhl zur Leibniz-Gemeinschaft in der zurzeit 86 führende außeruniversitäre Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen in Deutschland vertreten sind. red

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