König Ödipus trank Homburger Bier

Das berühmte Theaterstück "König Ödipus" hat die Schüler der Klasse 9d des Homburger Saarpfalz-Gymnasiums in ihren Bann gezogen. Sie besuchten eine Aufführung in der Alten Feuerwache in der Landeshauptstadt.

 Schüler der Klasse 9d des Saarpfalz-Gymnasiums zusammen mit den Hauptdarstellern von "König Ödipus" auf der Theaterbühne der Alten Feuerwache in Saarbrücken. Von links: Klaus Meininger (Kreon), Samuel Seitz, Janine Spies, Ana Erceg, Georg Mitterstieler (Ödipus), Saskia Petzold (Iokaste), Deutschlehrer Eberhard Jung. Foto: SZ/Schule

Schüler der Klasse 9d des Saarpfalz-Gymnasiums zusammen mit den Hauptdarstellern von "König Ödipus" auf der Theaterbühne der Alten Feuerwache in Saarbrücken. Von links: Klaus Meininger (Kreon), Samuel Seitz, Janine Spies, Ana Erceg, Georg Mitterstieler (Ödipus), Saskia Petzold (Iokaste), Deutschlehrer Eberhard Jung. Foto: SZ/Schule

Homburg/Saarbrücken. "Habt Ehrfurcht vor allem, was lebt: Mensch,Tier und Pflanze." Dieses Zitat von Albert Schweitzer hängt eingerahmt in unserem Biologie-Hörsaal und lässt uns nachdenklich werden in Anbetracht der menschlichen Verfehlungen, die Sophokles in seinem Drama "König Ödipus" darstellte. Mit unserer Klasse 9d des Saarpfalz-Gymnasiums besuchten wir kürzlich eine Aufführung dieses bekannten Theaterstücks in der Alten Feuerwache in Saarbrücken. Unser Deutschlehrer, Herr Jung, arrangierte für uns unmittelbar vor der Aufführung ein Vorbereitungsgespräch mit dem Dramaturgen Holger Schröder, der uns die Besonderheiten der Inszenierung und den antiken Hintergrund erklärte. Nach der Aufführung hatten wir sogar das Privileg, uns gemütlich mit den Hauptdarstellern auf der Bühne zu unterhalten. In der wohl bekanntesten Tragödie der Theatergeschichte geht es um das tragische Schicksal des Königs Ödipus, dessen Leben von einem alten Fluch bestimmt wird.Das Stück behandelt sowohl die Themen Verstoßung eines Kindes, Vatermord als auch Inzest. Georg Mitterstieler verkörpert die männliche Hauptrolle: Ödipus, den souveränen Herrscher und tatkräftigen Helden, der ein glückliches Familienleben führt, bis er als Ausgestoßener und entzauberter Vatermörder endet und sich selbst die Augen aussticht. Dabei erscheint er als zwielichtige Gestalt mit vielen Gesichtern: anfangs mildtätig wie Solon, der weise Versöhner, oder der Demokrat Perikles, bald aber jähzornig, wie man das von Alexander dem Großen kennt, oder sogar tyrannisch in Gestik und Mimik wie der Diktator Adolf Hitler. Überhaupt erinnerte die Story über den Glanz und Niedergang dieses Herrschers oft an den Film "Der Untergang" mit Bruno Ganz als Hitler. Saskia Petzold schlüpfte in die schwierige Rolle seiner attraktiven und fürsorglichen Ehefrau und zugleich herzlosen Mutter Iokaste. "Rabenmutter" hieße sie heutzutage, da sie als Gemahlin des Königs Laios die Aussetzung und damit den Tod ihres Neugeborenen Ödipus billigend in Kauf nahm. Es gab nämlich eine Prophezeiung, der Sohn werde den Vater umbringen. Dieses Unglück wollte man verhindern, doch vergeblich: Man schlitterte immer tiefer hinein. Als am Ende der Tragödie Ödipus seine wahre Identität erfährt, erhängt sich Iokaste aus Schmach und Verzweiflung. Ihr unerwarteter Verzweiflungsschrei als letzte Äußerung ging uns durch Mark und Bein. Außergewöhnlich interessant war nach der Aufführung das Gespräch mit Saskia Petzold, Georg Mitterstieler und Klaus Meininger, der Iokastes Bruder Kreon verkörpert. Mit Ihnen sprachen wir über ihre Rollen, aktuelle Bezüge zu dem antiken Drama, Selbstüberschätzung, Realitätsverlust, Kindsmord, das Verdrängen und Aussitzen von Problemen. Die sympathischen Darsteller beantworteten unsere Fragen ausführlich. "König Ödipus" ist ein mitreißendes und sehr empfehlenswertes Lehrstück, das uns heutzutage immer noch Einsichten vermitteln kann, unangenehme Wahrheiten nicht zu verdrängen und in schwierigen Zeiten stark und charakterfest zu bleiben. Eine lustige Situation ergab sich, als der Ödipus-Darsteller Georg Mitterstieler ein Homburger Bier trank und einer meiner Mitschüler stolz betonte: "Das ist unser Bier!"

Wir erzählten ihm dann von unserer Kreisstadt Homburg und vom Karlsberg, da er als Österreicher nicht viel damit verbinden konnte. Schließlich luden wir das Schauspieler-Ensemble nach Homburg zu einer Führung über den Karlsberg und einer Kostprobe unserer Getränke ein. Da Herr Mitterstieler aber zeitgleich in Saarbrücken vier verschiedene Hauptrollen spielt, fand er leider für dieses Jahr keinen geeigneten Termin mehr. Dafür garantiert er als Faust und Räuber Hotzenplotz genauso wie als König Ödipus ein großartiges Theater-Erlebnis, das man so schnell nicht vergessen wird.

Janine Spies und Ana Erceg, Klasse 9d

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