Kölner mögen ihren "Asphalt-Paganini"

Saarbrücken. Klaus von Wrochem alias "Klaus der Geiger" ist ein bundesweit prominenter und außergewöhnlicher Gast. Er gilt als bekanntester Straßenmusiker der Nation, in seiner Wahlheimat Köln ist der "Asphalt-Paganini" gar eine Institution. Dabei startete sein Leben, wie das 1940 geborene Original berichtet, relativ normal und bürgerlich

 "Klaus der Geiger" kommt nach Saarbrücken.Foto: Von Wrochem

"Klaus der Geiger" kommt nach Saarbrücken.Foto: Von Wrochem

Saarbrücken. Klaus von Wrochem alias "Klaus der Geiger" ist ein bundesweit prominenter und außergewöhnlicher Gast. Er gilt als bekanntester Straßenmusiker der Nation, in seiner Wahlheimat Köln ist der "Asphalt-Paganini" gar eine Institution. Dabei startete sein Leben, wie das 1940 geborene Original berichtet, relativ normal und bürgerlich. Aufgewachsen im Erzgebirge und in Berlin, begann er 1960 an der Kölner Musikhochschule zu studieren. Die eher provinzielle Domstadt wirkte sympathischer als der "Moloch" Berlin. So schlug er in "Kölle" die Zelte auf, um zunächst als braver Klassikgeiger seine Brötchen zu verdienen: Aushilfe in diversen Sinfonieorchestern und beim WDR - ferner "Versuche" als moderner Komponist. "Es ging mit Bartók-Harmonik los, dann kam Zwölf-Ton-Musik hinzu", später auch Begeisterung für die damals aktuelle Fluxus-Bewegung.

Als zeitgenössischer Komponist unternahm von Wrochem einen - folgenschweren - USA-Aufenthalt. "Durch Vietnamkrieg und Hippie-Kultur geprägt, wurde er nach seiner Rückkehr 1970 Kommunarde und Straßenmusiker, eben 'Klaus der Geiger'", heißt es knapp auf der Homepage. "Ich wollte in der Bewegung dabei sein, die gesellschaftliche Zwänge ökologischer und moralischer Art zu überwinden suchte", so Klaus rückblickend: "Vielleicht sind wir etwas zu radikal bei der Umsetzung der Utopie vorgegangen. Aber wir waren jung und wagemutig, und die Zeit schien uns zu signalisieren, dass wir nichts zu verlieren hätten." Es gebe nichts zu bereuen, "auch wenn wir mehr oder weniger kläglich untergingen im Meer des gewohnten Systems". In diese Zusammenhänge passte auch der Schritt des Fans von Pink Floyd, Joplin, Hendrix und Beatles zum Straßenmusiker. Über die Jahre geigte Klaus in fast allen größeren Städten Deutschlands.

Vorteile von Freiluft-Barden? "Sie brauchen keine Werbung." Heute ist Klaus ein musikalisches Faktotum, spielt "alles, was mir und den Hörern Spaß macht": Violinkonzerte von Mozart und Schostakowitsch, Streichquartette, Jazz mit der WDR-Bigband, Blues und Hillbilly, Freie Improvisationen vom Ensemble bis zum Orchester (unter Klaus' Dirigat).

Ferner arrangiert der Vollblutmusiker Klezmer, Jazz-Klassiker und Tangos für das von ihm geleitete Orchester des Kölner Kunstsalons - und natürlich dürfen seine Violine und Stimme auf keiner "linken" Demo fehlen. Am liebsten bläst "Klaus der Geiger" aber "ganz alleine nachts im Park auf der Panflöte - für mich, die Bäume und den Wind."

Termine: Donnerstag, 4., und Freitag, 5. März, 20 Uhr, Kleines Theater im Rathaus: "Klaus der Geiger trifft Sigi Becker". Karten und Info: www.dastiv.de

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