Knethaken der Emanzipation

SZ-Mitarbeiterin Ruth Rousselange muss sich über eine Werbung sehr wundern.

Meinung:

Knethaken der Emanzipation

Man weiß ja, Frauen gelten als anspruchslos, nicht so sehr auf sich konzentriert, nehmen eher Rücksicht auf andere, als das Vertreter des männlichen Geschlechts angeblich tun. Hat Frau eine Familie, schränkt sie der zuliebe spornstreichs anderweitige Sozialkontakte ein. Sie findet sich mit gegebenen Situationen ab, und man sagt ihr nach, sie erfreue sich am Bügeln, Spülen und Aufräumen. Offenbar werden diese dubiosen Ansichten ab und an für Tatsachen gehalten. Wie sonst kann man sich folgende Werbung erklären, die mit einem hinreißenden Slogan aufwartet: "Deine neue beste Freundin: Küchenmaschine Frida". Hinreißend deshalb, weil es mich beim Lesen selbiger fast vom Schreibtischstuhl gerissen hätte. Nicht nur, dass die Anzeige suggeriert, Frau könne ihr Glück durch Erwerb eines solchen Haushaltsgeräts "im schicken Ganzmetallgehäuse" finden, das mit allerlei Rührbesen und Knethaken ungeheuer vielseitig einsetzbar sein soll.

Die Anzeige vermittelt zudem, eine solche, den Platz auf der Küchen-Arbeitsplatte weiter reduzierende Maschine könne zur Freundin, sogar zur neuen besten werden. Das heißt doch, die alte beste, die wahrscheinlich menschlicher Natur war, hat ausgedient und wird durch einen Apparat ersetzt. Wo dieser doch so toll in der Küche helfen kann, und wie gesagt, Frau ja ohnehin mit ganz, ganz wenig Sozialkontakten außerhalb von Heim und Herd eh viel besser dran ist. Da glaubte man, es hätte mal so was wie Emanzipation gegeben, und dann das.

Vielleicht ist es auch kein Wunder in Zeiten, wo Klopfer zotigster Sprüche bald fürs Weltgeschehen wichtige, wenn nicht gar entscheidende Ämter bekleiden werden. Falls besagtem Sprücheklopfer eine neue beste Freundin fehlte - Mann kann ja nie genug beste Freundinnen haben - sei Frida empfohlen: Sie ist ein Multitalent, ungeheuer vielseitig einsetzbar und wird bestimmt die Klappe halten.

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