Regionalverband. Wasseranwendungen, Bewegung, frische Kost, Heilpflanzen gegen Beschwerden sowie eine geordnete Lebensführung in Harmonie mit den Mitmenschen und der Umgebung - das sind die fünf Säulen der Kneipp-Bewegung, begründet vom bayerischen Priester Sebastian Kneipp (1821 bis 1897). Die Lehren des frühen Naturheilkundlers haben sich bis heute bewährt und können mit den Verlockungen der modernen Fitness-Bewegungen leicht mithalten. "Kneipp ist nie unmodern gewesen", schwärmt etwa Andrea Pielen, die dem Kneipp-Verein Saarbrücken vorsteht und auch im Vorstand des Kneipp-Landesverbandes mitarbeitet. Ihren Worten zufolge erleben die meisten der zwölf Kneipp-Vereine im Regionalverband Saarbrücken zum Teil zweistellige Zuläufe und führen teilweise mehrere hundert Mitglieder. Es spreche sich halt herum, dass man hier für äußerst niedrige Jahresbeiträge von etwa 25 Euro (Familienbeitrag nur leicht höher) ein komplettes und stimmiges Gesundheitsprogramm sowie Vorträge über Gesundheitsthemen bekomme, erklärt Pielen die Beliebtheit. Das Potenzial gilt als nicht ausgeschöpft, da das Eintrittsalter bei etwa 60 Jahren liegt und Männer deutlich in der Minderheit sind. Viele Leute entdecken Kneipp erst bei einsetzenden Altersbeschwerden. Dabei nimmt die Bewegung für sich in Anspruch, sogar Kindern nützlich zu sein und Bewegung auch ins Leben Gesunder zu bringen. Die Kneipp-Vereine gehen mit ihren Angeboten inzwischen auch in Kindergärten und Schulen und sind Mitglied im Landessportverband (LSVS), und zwar mit "außerordentlicher Aufgabenstellung" in der Gesundheitsförderung und Prävention. LSVS-Präsident Gerd Meyer (Köllerbach) ist ebenso bekennender Kneippianer wie der Riegelsberger Weltklasse-Ausdauerläufer Jakob Lang oder die neue saarländische Verbraucherministerin Anke Rehlinger (Nunkirchen). Was manche Kneipp-Vereine inzwischen an Sportkursen offerieren, geht sogar über die Angebote spezialisierter Sportvereine hinaus. Da wird gewalkt, gewandert und getanzt. Bei Aqua-Jogging und Yoga sehen sich die Kneipp-Vereine mit ihren eigens geschulten Übungsleitern als Premium-Anbieter. "Wegen des Yogas kommen sogar Leute von weit außerhalb zu uns", berichtet Lothar Schäfer vom Kneipp-Verein Heusweiler. Der frühere Pharmaberater räumt mit dem Irrglauben auf, Kneipp sei gleichzusetzen mit Askese und Langeweile. Nein, der Mann habe ja auch gern einen Wein getrunken und sei sehr beleibt gewesen. Wichtig sei, seine wesentliche Erkenntnis im Auge zu behalten: dass der menschliche Körper über Kräfte zur Selbstheilung verfüge, die man wunderbar nutzen könne. Kneipp-Vereine, so schwärmen viele Mitglieder, bieten darüber hinaus schöne Gruppenerlebnisse und Geselligkeit. Regionalverband. Das Kreislauf anregende, dem guten Einschlafen dienliche Wassertreten ist die wohl bekannteste Anwendung aus der Lehre von Sebastian Kneipp. Man kann es daheim in der Wanne auf der Stelle praktizieren, einfacher ist es aber in einer Wassertretanlage, von denen es in der Region einige gibt, etwa in Obersalbach (Naturpark Kallenborn), am Riegelsberger Schwimmbad oder in der Vogelhumes in Köllerbach. Es wird empfohlen, nur Wasser zu treten, wenn sich die Füße zu Beginn des Wassertretens warm anfühlen. Man geht im Storchentritt, das heißt, ein Bein ist immer aus dem Wasser heraus. 30 Sekunden genügen, danach tritt meist ein etwas unangenehmes Kältegefühl auf. Nach dem Wassertreten das Wasser lediglich abstreifen, nicht abtrocknen und zur Erwärmung bewegen. Achtung: bei bestimmten Leiden (Blasenerkrankungen, Durchblutungsstörungen) ist Wassertreten zu vermeiden. Im Zweifel den Arzt fragen. wp