Klinik-Chef warnt vor Schuldenfalle

St Wendel · Alarm beim Marienkrankenhaus in St. Wendel: Kosten und Erlöse driften weiter auseinander. Dieses Jahr rechnet die Leitung für die Kliniken hier und in Ottweiler mit einer Lücke von bis zu einer Million Euro.

"Wir sind in Not", unterstreicht Gerd Leins die Situation des St. Wendeler Marienkrankenhauses. In finanzieller Not. Leins ist kaufmännischer Leiter in der Kreisstadt und der Marienhausklinik in Ottweiler. Grund: Die Einnahmen halten längst nicht mehr mit den Ausgaben mit.

Leins hält Beispiele parat: Seit 2006 seien die Tariflöhne in Deutschlands Krankenhäusern um 15,9 Prozent, die Preise für Klinikleistungen um 8,7 Prozent gestiegen, im Saarland nur um 7,1 Prozent. Das bedeute für die Personalkosten beider Häuser in St. Wendel und Ottweiler ein Fehlbetrag von rund drei Millionen Euro binnen sechs Jahren.

Lücke bis zu einer Million Euro

Wenn die Kosten- und Erlösschere weiter in diesem Maße auseinanderklaffe, sei das nicht mehr zu stemmen. Für 2013 rechnet der kaufmännische Direktor für beide Häuser mit einer Lücke von bis zu einer Million Euro.

Daran ändert laut Leins auch die vom Bund angekündigte zusätzliche Finanzhilfe über 1,1 Milliarden Euro nichts. Gerade mal 60 000 Euro davon kommen laut Leins dieses Jahr beim St. Wendeler Krankenhaus an, 2014 seien es 120 000 Euro.

Gerd Leins betont: "Wir sind ein Krankenhaus. Wir wollen die Menschen gesund machen." Dazu bedürfe es einer ausreichenden Finanzierung. Darum fordert er die Politik auf, vernünftige Rahmenbedingungen zu schaffen. Wie finanziert sich ein Krankenhaus? Das erklärt St. Wendels Klinikchef Gerd Leins so: "Wir haben eine duale Finanzierung." Die laufenden Betriebskosten würden über die Krankenkassen finanziert. Für Investitionen gebe es Fördergeld vom Land. {rahkv} Laufende Kosten: Früher zahlte die Krankenkasse pro Patient und Tag einen festen Betrag. Die Experten sprechen von tagesgleichen Pflegesätzen. Immer wieder sei den Klinikleitungen vorgeworfen worden, Patienten blieben zu lange auf Station. Heute zahlen die Kassen pro Patient eine Fallpauschale (DRG). Die Kostenerstattung erfolge diagnoseorientiert. Die Pauschale richte sich nach Schwere und Art der Krankheit sowie der nötigen Behandlung. Die jeweiligen Summen stünden in einem Katalog.

Beispiel: Blinddarmoperation, DRG-Nummer G 22A, dafür bekommt die Klinik 4134 Euro für den kompletten Aufenthalt. Angenommene Verweildauer: 6,4 Tage. Muss der Patient länger bleiben, gibt es erst wieder ab dem zwölften Tag einen Zuschlag der Kasse. Bei dieser Form der Kostenerstattung werde Krankenhäusern vorgeworfen, sie entließen Patienten zu früh. Dem widerspricht Leins: "Für uns ist die medizinische Notwendigkeit maßgebend."

{rahkv} Investitionen: Früher habe das Land einzelne Bauprojekte auf Antrag gefördert. Seit wenigen Jahren gebe es eine Pauschale. Für St. Wendel seien dies 3,8 Millionen Euro in sieben Jahren. Das reiche nicht. "Deshalb brauchen wir Eigenmittel", sagt Gerd Leins. Die man aber erst erwirtschaften müsse. Leins: "Wir brauchen Überschüsse, wir sind ein Wirtschaftsunternehmen."

Dann stünden noch pauschale Fördermittel für kurzfristige Anlagewerte bereit. In St. Wendel liege dieser Betrag bei etwa 600 000 Euro im Jahr. Zum Vergleich nach Leins' Angaben: Ein Ultraschallgerät schlägt mit 250 000 Euro zu Buche.

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Auf einen BlickDas St. Wendeler Marienkrankenhaus: 680 Mitarbeiter zählt die Klinik nach Angaben aus deren Verwaltung. 35 Millionen Euro Umsatz mache sie im Jahr. Rund 10 000 Patienten werden laut ihres Chef Gerd Leins jährlich versorgt. vf

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