Kleinere Klassen "keine Priorität"

Saarbrücken. Das ursprüngliche Ziel der regierenden Jamaika-Koalition, mit Einführung der Gemeinschaftsschule auch die durchschnittliche Klassengröße deutlich zu verringern, rückt offenbar zunehmend in den Hintergrund

 Schüler der Klasse 6 an einer Gesamtschule. Noch ist unklar, wie groß die Klassen der Gemeinschaftsschule, zu der Gesamt- und Erweiterte Realschulen fusionieren sollen, sein werden. Foto: dpa

Schüler der Klasse 6 an einer Gesamtschule. Noch ist unklar, wie groß die Klassen der Gemeinschaftsschule, zu der Gesamt- und Erweiterte Realschulen fusionieren sollen, sein werden. Foto: dpa

Saarbrücken. Das ursprüngliche Ziel der regierenden Jamaika-Koalition, mit Einführung der Gemeinschaftsschule auch die durchschnittliche Klassengröße deutlich zu verringern, rückt offenbar zunehmend in den Hintergrund. Nach Angaben der oppositionellen Linkspartei, die im Landtag eine Verfassungsänderung zugunsten der Gemeinschaftsschule mittragen will, "hat die durchschnittliche Klassengröße in der Verhandlung um die Schulreform keine Priorität", wie die Landtagsabgeordnete Barbara Spaniol gestern auf der Landespressekonferenz betonte. "Wir wollen, dass der Unterrichtsausfall deutlich reduziert wird. Dabei ist jetzt nicht entscheidend, ob 28 oder 30 Schüler in einer Klasse sitzen", ergänzte Linkspartei-Fraktionschef Oskar Lafontaine.Bildungsminister Klaus Kessler (Grüne) hatte in den Verhandlungen über eine Schulreform mit der SPD noch eine durchschnittliche Klassengröße von 26 Schülern pro Standort angeboten. Nach dem Scheitern der Verhandlungen mit der SPD konzentriert sich die Aufmerksamkeit - den Linken zuliebe - nun vor allem auf die Aufstockung der so genannten Lehrerfeuerwehr, die den Unterrichtsausfall im Saarland reduzieren helfen soll. Von einer durchschnittlichen Klassengröße von 26 Schülern ist nicht mehr die Rede. Auch bei der Linkspartei nicht, die ursprünglich eine "Richtgröße von maximal 25 Schüler" pro Klasse gefordert hatte.

Obwohl die Jamaika-Koalitionäre die Zustimmung der Linkspartei zur Gemeinschaftsschule grundsätzlich begrüßen, löst das Verhalten der Linken Befremden aus. "Es ist schon verwunderlich, dass die einst von den Linken formulierten Ziele wie etwa maximal 25 Schüler pro Klasse plötzlich über Bord geworfen werden", sagt FDP-Fraktionschef Christian Schmitt. Auch CDU-Fraktionschef Klaus Meiser findet: "Dass Lafontaine alle seine bildungspolitischen Ziele vergisst, nur um stattdessen eine größere Lehrerfeuerwehr einzufordern, das ist sachlich abenteuerlich. Aber bitte, uns soll's recht sein." Unerwähnt bleibt freilich, dass Jamaika selbst von einem entsprechenden Ziel abgerückt ist. Grünen-Landeschef Hubert Ulrich bewertet das Verhalten der Linken denn auch anders: "Das argumentative Einlenken der Linken sollte die SPD beschämen."

 Schüler der Klasse 6 an einer Gesamtschule. Noch ist unklar, wie groß die Klassen der Gemeinschaftsschule, zu der Gesamt- und Erweiterte Realschulen fusionieren sollen, sein werden. Foto: dpa

Schüler der Klasse 6 an einer Gesamtschule. Noch ist unklar, wie groß die Klassen der Gemeinschaftsschule, zu der Gesamt- und Erweiterte Realschulen fusionieren sollen, sein werden. Foto: dpa

Das wiederum sieht der stellvertretende SPD-Fraktionschef Ulrich Commerçon ganz anders: "Der Linkspartei geht's doch nur um Show-Effekte und nicht um Inhalte." Die SPD dagegen halte an ihren "klaren Forderungen" fest und sehe deshalb im Schulstreit weiterhin keine Einigung. An dem abschließenden Bildungsgipfel mit der Landesregierung am morgigen Mittwoch werde die SPD dennoch teilnehmen.

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