"Kleiner Imbiss" mit Melcher und Marx im Schloss-Restaurant

Saarbrücken. Professor Bernhard Graf (58), Chef des Institutes für Museumsforschung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin, verfügt seit kurzer Zeit über ein Budget für Bewirtungen. 250 Euro darf er im Jahr ausgeben. Das berichtete er gestern als Zeuge im Strafprozess gegen Ralph Melcher, Ex-Vorstand der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz (SSK)

Saarbrücken. Professor Bernhard Graf (58), Chef des Institutes für Museumsforschung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin, verfügt seit kurzer Zeit über ein Budget für Bewirtungen. 250 Euro darf er im Jahr ausgeben. Das berichtete er gestern als Zeuge im Strafprozess gegen Ralph Melcher, Ex-Vorstand der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz (SSK). Melcher ist angeklagt, weil er dem Projektsteuerer Gerd Marx in über 40 Fällen auf Kosten der aus der Landeskasse finanzierten Stiftung teuer bewirtet hat. Graf saß als Ratgeber der Stiftung gelegentlich mit Melcher ("fachlich ein exzellenter Mann") und Marx zu Tisch bei "opulenten Essen". Der Mann mit dem 250 Euro Jahresbudget, der bundesweit in 16 Beiräten wirkt, wunderte sich, fragte aber nicht nach. Die Rechnungen zahlte Melcher im Namen der Stiftung. Das Gericht ließ Graf wissen, er wäre auch mit belegten Brötchen zufrieden gewesen. Die Besuche in Edel-Restaurants hätten viel Zeit gekostet, die bei der Sacharbeit gefehlt habe. Bundesweit seien solch teure Bewirtungen "so nicht üblich".Von "einem kleinen Imbiss" zur Mittagszeit mit Melcher und Marx berichtete die Referatsleiterin, die im Kulturministerium für die Fach- und Rechtsaufsicht der Stiftung zuständig ist. Oberstaatsanwalt Eckhard Uthe hakte nach. Der "kleine Imbiss" wurde in einem Schloss-Restaurant mit einer Flasche Wein serviert, kostete die Stiftung mehr als 150 Euro. Die Referatsleiterin wollte ihre Rechnung angeblich selbst bezahlen, wurde aber belehrt, es sei doch ein Arbeitsessen gewesen. Sie war übrigens auch unter den Gästen einer Ausstellungseröffnung, die für über 1500 Euro in einem Lokal bewirtet wurden. "Geschockt" und "vollkommen sprachlos" sei sie gewesen, so die Regierungsangestellte, als der Prüfer des Rechnungshofes die Vorwürfe wegen unangemessener Bewirtungen bei der Stiftung thematisiert habe. Melcher habe sie nie gefragt, ob diese Spesenpraxis rechtmäßig sei. Die frühere Büroleiterin (47) von Ex-Kulturminister Jürgen Schreier (CDU) sagte ebenfalls als Zeugin aus. Die Juristin war zeitweise in die Prüfung von möglichen Auftragsvergaben der Stiftung an Marx eingebunden. Sie berichtete von einem "fast freundschaftlichen Verhältnis" zu dem Projektsteuerer, der ihr auch bei Arbeiten an ihrem Haus zur Seite stand. Für die Regierungsdirektorin wirkte der "super hilfsbereite" Marx kostenlos. Wenn er für die Stiftung tätig war, berechnete er pro Stunde 138 Euro. mju

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