Kleine Reisen – ins Gestern oder in den Wald

Warndt · Endlich Sonnenschein – darauf hatten die Macher des Warndt-Weekends gehofft. Die Sonne setzte am Wochenende im Hof des Karlsbrunner Jagdschlosses Auftritte in historischen Kostümen prachtvoll in Szene. Und sie machte Wanderungen zum ungetrübten Vergnügen.

Nach dem verregneten Freitag fällt den Organisatoren des Warndt-Weekends am Samstag ein Stein vom Herzen: Endlich scheint die Sonne. Über das gute Wetter freuen sich auch die Soldaten-Darsteller, die in Karlsbrunn ihre Zelte aufgeschlagen haben. Preußische und französische Infanteristen aus dem 19. Jahrhundert tummeln sich im Militärlager.

Während auf dem Schlosshof die Wachablösung über die Bühne geht, plaudern die Soldaten mit den Besuchern über ihr Hobby. Niemand hat Angst, zwischen die Fronten zu geraten. Der Generalstab, der sich im Jagdschloss einquartiert hat, muss nicht lange tagen. Alles bleibt friedlich. Da es keine Scharmützel gibt, kann die Dame vom Vaterländischen Frauenverein die Hände in den Schoß legen. "Keine Verwundeten zu beklagen", berichtet Ramona Dilken. Sie sei froh, dass kein Fuß amputiert werden müsse, sagt die Rot-Kreuz-Schwester.

Die Soldaten sind nicht gekommen, um zu kämpfen, sie wollen mit ihren Kameraden plaudern. "Es war eine kurze Nacht", erzählt Jürgen Rüsenberg vom Königlich-Bayerischen Infanterieregiment. Die Teilnehmer aus der Pfalz haben ihre Verpflegung mitgebracht. In der Feldküche warten Brot, Leberwurst und Karotten.

Im Jagdschloss zeigt Frank Zelosko historische Uniformen. "Damals wurde eine sehr gute Qualität gefertigt", sagt der Experte mit Blick auf den dicht gewebten Stoff. In die Originale würden die heutigen Soldaten-Darsteller mit ihrem Gardemaß nicht mehr reinpassen - die Menschen früherer Zeiten waren kleiner gewachsen.

Auch ein paar Kilometer entfernt, im Warndtwald bei Lauterbach, sitzt man entspannt am Lagerfeuer. "Es war superinteressant", schwärmt Cassandra Koljanin nach der Eselwanderung mit den Maltiz-Waldpädagogen. Sie hat gelernt, dass die Tiere 40 Jahre alt werden können. Levin und Orell sind von der Tour ebenfalls begeistert. Die zehnjährigen Entdecker berichten von Wildschweinspuren und von einer Blindschleiche. "Sie hat sich angenehm angefühlt", versichert Levin. Während sich die Jungs mit ihrem Onkel verabschieden, brutzelt Alicia, fünf Jahre, im Waldcamp ein leckeres Stockbrot über dem Feuer. Gastgeber Arnulf Staap greift zur Gitarre und stimmt ein Lied an.

In Großrosseln wird am Abend ebenfalls musiziert. "Let's dance" lautet das Motto in der Rosseltalhalle. Unter der Leitung von Marc Müller beginnt die Big Band des Jugendorchesters Großrosseln mit einem flotten Blues-Brothers-Klassiker. Der Funke springt schnell über, bereits beim zweiten Song hält es einige Gäste nicht mehr auf den Stühlen. Sie tanzen mit dem Partner oder mit dem Kind auf dem Arm.

Wenig später ist die Party richtig im Gange. Während die Sänger von Himbeereis zum Frühstück und Rock'n'Roll im Fahrstuhl erzählen, legen 15 gut gelaunte Paare eine flotte Sohle aufs Parkett. "Du und ich, wir waren hoffnungslos verliebt", schallt es durch die Halle.

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